Saturday, February 04, 2006

Es passt halt nicht, Herr Erdogan!



Erdogan: Pressefreiheit einschränken! Zensur einführen?Der türkische Premierminister Erdogan fordert eine Einschränkung der Pressefreiheit, denn "die Karikaturen über unseren Propheten Mohammed sind ein Angriff auf unsere geistigen Werte.
Für die Freiheit der Presse sollte es Grenzen geben." Erdogan kritisierte, die Karikaturen förderten auf nicht akzeptable Weise Konflikte und behinderten die Bemühungen, die Kulturen einander näher zu bringen. Was genau heißt "Kulturen einander näherzubringen", Herr Erdogan?Um die "geistigen" Werte der Türkei oder des Islam oder beider nicht anzugreifen, sollen wir die freiheitlichen Werte unserer Gesellschaft einschränken? Ist es das, was "näherbringen" bedeutet? Der eine nimmt nur, der andere gibt nur? Sieht so aus, Herr Erdogan, als wenn da Werte aufeinanderprallen, die einfach nicht zusammengehen, so wie Moderne und Mittelalter, Islam und westliche Werte oder eben wie Türkei und EU. Und was sagt der pakistanische Schriftsteller Ibn Warraq dazu? Dasselbe wie wir:
"Entschuldigt Euch nicht! (...) Lassen wir uns im Westen in die Enge treiben durch Druck von Gesellschaften, die einer mittelalterlichen Gesinnung anhängen? Oder sind wir bereit, unser wertvollstes Freiheitsgut zu verteidigen: die freie Meinungsäußerung, eine Errungenschaft, für die Tausende ihr Leben geopfert haben? Ohne das Recht der freien Meinungsäußerung kann eine Demokratie nicht lange überleben - ohne die Freiheit zu diskutieren, unterschiedlicher Meinung zu sein, sogar zu beschimpfen und zu beleidigen. Es ist eine Freiheit, der die islamische Welt so bitter entbehrt, und ohne die der Islam ungefochten verharren wird in seiner dogmatischen, fanatischen, mittelalterlichen Burg; verknöchert, totalitär und intolerant. Ohne fundamentale Freiheit wird der Islam weiterhin das Denken, Menschenrechte, Individualität, Originalität und Wahrheit ersticken. (...) Ich komme auf ein anderes, weiter gefasstes Problem zu sprechen: auf die Unfähigkeit des Westens sich selbst intellektuell und kulturell zu verteidigen. Seid stolz! Entschuldigt Euch nicht! Müssen wir ständig für die Sünden unserer Vorfahren um Vergebung bitten? (...) Sollten wir uns vor aller Welt wirklich für Dante, Shakespeare, Goethe, Mozart, Beethoven oder Bach entschuldigen? Für Rembrandt, Vermeer, Van Gogh, Breughel, Galileo, Huygens, Kopernikus, Newton und Darwin? Für Penizillin und Computer? Für die Olympischen Spiele und für Fußball? Für Menschenrechte und die Parlamentarische Demokratie? Im Westen liegt die Quelle der Freiheitsidee. Die Idee individueller Freiheit, politischer Demokratie, des Rechtsstaats, der Menschenrechte und kultureller Freiheit. Es war der Westen, der die Stellung der Frau verbessert, die Sklaverei bekämpft und die Gewissens-, Meinungs- und Informationsfreiheit verteidigt hat. Nein, der Westen braucht keine Belehrungen über die überlegenen Tugenden von Gesellschaften, die ihre Frauen unterdrücken, deren Klitoris beschneiden, sie steinigen für mutmaßlichen Ehebruch, die Säure in ihre Gesichter kippen, oder die denjenigen die Menschenrechte absprechen, die angeblich niedrigeren Kasten angehören. (...) Die Meinungsfreiheit ist unser westliches Erbe. Verteidigen wir es, damit es nicht totalitären Attacken zum Opfer fällt. Es ist auch in der islamischen Welt dringend nötig.
Verteidigen wir unsere Werte gegen Leute wie Herrn Erdogan!


Beate Klein

PI

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