Thursday, February 01, 2007

Die Kinder des STÜRMER: Der SPIEGEL

Der "Spiegel" wird 60 - Hermann L. Gremliza gratuliert
"Am 4. Januar 2007 jährt sich das erstmalige Erscheinen des ›Spiegel‹ zum sechzigsten Mal. Hätten Sie Zeit und Lust, für die Ausgabe vom 4. Januar der Sendung ›DRS 2 aktuell‹ im Deutschschweizer Kultursender DRS 2 einen ›Geburtstagsgruß‹ an das Magazin zu formulieren?" Der angeschriebene Gremliza schickte das erbetene Gebinde. Kleine Blütenlese:
"In den fünfziger Jahren, in Stuttgart auf dem Gymnasium, war er für die meisten unserer gerade mehr schlecht als recht entnazifizierten Lehrer und Eltern der Gottseibeiuns, dieser ‚Spiegel'. Aber nicht, weil das Blatt in dem einen, dem braunen Punkte sich von seinen Verächtern wesentlich unterschieden hätte. Nein, darin war es ihnen zum Kotzen ähnlich: Sein Herausgeber Rudolf Augstein, gerade als Leutnant der Wehrmacht aus dem Vernichtungskrieg im Osten zurückgekehrt, fand nichts dabei, die Leitung der beiden wichtigsten politischen Ressorts des Blattes an zwei hohe SS-Offiziere zu übertragen und den Pressechef im Ministerium des Joseph Goebbels als Serienautor zu beschäftigen. Was den ‚Spiegel' dem deutschen Bildungsbürger verdächtig machte, war jene pampige Schreibe, die im Land der autoritären Charaktere als Sprache der Kritik gilt und den falschen Einruck weckt, es handle sich bei diesem ‚Spiegel' um ein, wie Augstein später sagen sollte, ‚im Zweifelsfalle linkes Blatt' ...
Anläßlich der Fußballweltmeisterschaft im letzten Sommer warb der ‚Spiegel' für deutschen Nationalstolz. Den zu haben sei doch normal, die Engländer und die Franzosen hätten ihn auch, warum also nicht wir Deutschen? Daß es zwischen Franzosen, Engländern und Deutschen einen kleinen Unterschied gibt, Auschwitz, kam Augsteins Nachfolgern so wenig in den Sinn wie dem 2002 gestorbenen Herausgeber einst der Gedanke, zum ersten und letzten ‚Spiegel'-Gespräch mit dem von den Nazis ins Exil vertriebenen Max Horkheimer einen anderen Interviewer zu schicken als ausgerechnet den ehemaligen SS-Mann Georg Wolf, der das Ressort ‚Geisteswissenschaften' leitete. Denn der ‚Spiegel' ist ein im Zweifelsfall deutsches Blatt."
konkret-2-2007

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