Thursday, April 05, 2007

"Spiegel": Kofferbomber wollten als Kämpfer in den Irak gehen

Die als Kofferbomber von Köln bekannt gewordenen Libanesen Youssef el-H. und Jihad H. wollten offenbar als Kämpfer in den Irak gehen. In einer E-Mail, die Youssef el-H. an Jihad H. schickte, kündigte er den Besuch seines Bruders Chalid Ibrahim aus Schweden an und nannte die Kofferbomben-Attentate einen "Aufnahmetest", wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Donnerstag vorab meldete.
Die Bundesanwaltschaft hält es demnach mittlerweile für möglich, dass Ibrahim in die Anschläge eingeweiht oder sogar der Auftraggeber gewesen ist. Laut libanesischen Quellen soll er Kontakte zur Terrororganisation Al-Qaida haben. Er sei unlängst im Libanon verhaftet worden. In seinem Testamentsentwurf, den die Polizei in dem Kieler Stundentenwohnheim fand, in dem Youssef el-H. wohnte, bezeichnet sich Ibrahim als Mudschahid, als Kämpfer.
Sein jüngerer Bruder Youssef el-H. hat ebenfalls bereits sein Testament gemacht. Darin bittet er, auf einem muslimischen Friedhof in seiner Heimat beerdigt zu werden. Wegen der misslungenen Anschläge auf die zwei Regionalzüge, die am 31. Juli vergangenen Jahres über Köln nach Hamm und Koblenz fuhren, will die Bundesanwaltschaft im Sommer Anklage gegen Youssef el-H. erheben. Der zweite Kofferbomber, Jihad H., und weitere Verdächtige stehen ab Mittwoch in Beirut vor Gericht.
Jihad H., der dort im Rumija-Gefängnis einsitzt, sagte dem "Spiegel", Youssef el-H. habe "Macht über ihn" gehabt und ihn zu den Anschlägen überredet. Es sei ein Fehler gewesen, und er danke Gott, dass die Brandsätze nicht zündeten.
Nach Untersuchungen des Bundesamts für Materialforschung hätten die Kofferbomben einen Feuerball mit 15 Metern Durchmesser und umherfliegende Metallsplitter im Umkreis von hundert Metern bewirken können. In den Zügen hätten zum beabsichtigten Zündzeitpunkt etwa 400 Menschen gesessen.
(ddp)

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