Wednesday, April 18, 2007

Willkommen in der EU: Gewalt gegen Christen in Türkei

Sanitäter tragen eines der Opfer aus dem Gebäude. (Foto: Reuters)

Anschlag auf Bibel-Verlag - Auch Deutscher tot
Istanbul - Die Gewalt gegen Christen in der Türkei hat am Mittwoch mit der Ermordung von drei Männern in einem christlichen Verlagshaus einen neuen Höhepunkt erreicht. Zwei Türken und ein Deutscher wurden bei dem Überfall in der südosttürkischen Stadt Malatya erstochen. Die Polizei fand die drei Männer, die von den Angreifern an Händen und Füßen an Stühle gefesselt worden waren, mit durchschnittenen Kehlen.
Identität unklar
Auf der Straße lag ein vierter Mann, bei dem zunächst unklar war, ob er aus dem Fenster gestürzt oder gestoßen worden war. Warum sich der Deutsche in dem Verlag aufhielt, konnte zunächst nicht geklärt werden. Nähere Angaben zur Person lagen auch der deutsche Botschaft in Ankara nicht vor.Bereits im vergangenen Jahr hatte die Türkei mit dem Mord an einem italienischen Geistlichen in der Schwarzmeerstadt Trabzon für Schlagzeilen gesorgt. Der Pater Andrea Santoro war im Februar 2006 von einem 16-jährigen Türken beim Gebet in der Kirche hinterrücks erschossen worden. In Samsun, ebenfalls am Schwarzen Meer, war wenige Monate später ein französischer Priester durch Messerstiche schwer verletzt worden.
Vier Verdächtige festgenommen
Nach dem Überfall in Malatya, einer Stadt im Südosten des Landes, nahm die Polizei vier Verdächtige fest. Der Mann, der nach dem Sturz aus dem Fenster verletzt ins Krankenhaus gebracht wurde, werde ebenfalls als verdächtig eingestuft, sagte der Provinzgouverneur. Er habe möglicherweise zu den Angreifern gehört. Der im dritten Stock eines Hauses gelegene Verlag verkaufte Bibeln, Kreuze und christliche Literatur. Er sei in der Vergangenheit häufiger bedroht worden, berichteten türkische Medien.In der Lokalpresse war wegen des Verkaufs christlicher Bücher in der Stadt seit längerem eine Debatte entbrannt, hieß es im Fernsehen. Die Verbreitung von christlicher Literatur und Symbolen wird von türkischen Extremisten als verbotene Missionarstätigkeit angesehen. Auch im Zusammenhang mit dem Mord an dem italienischen Priester in Trabzon hatten türkische Medien spekuliert, dass der inzwischen wegen Mordes verurteilte Jugendliche von Extremisten aufgehetzt worden sein könnte. (fw/dpa)

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