Monday, November 09, 2009

Hermann L. Gremliza: Danke, mein Führer!

Mit dem 9. November 1989, so ist dieser Tage wieder allerorten zu hören, sei der Zweite Weltkrieg endgültig zu Ende gegangen. Wer ihn gewonnen hat, erläuterte Hermann L. Gremliza in KONKRET 5/05.

"Der Führer gibt seiner unumstößlichen Gewißheit Ausdruck, daß das Reich einmal ganz Europa beherrschen wird."
Joseph Goebbels

"Wir nehmen unsere Geschichte ohne Wenn und Aber an - mit ihren großartigen, aber auch mit ihren schrecklichen Seiten."(Helmut Kohl)

Die Hitlers kommen und gehen, das deutsche Volk bleibt bestehen": gez. Josef Stalin, Optimist. Oder war sein Wort ein Schrei der Verzweiflung, ein Seufzer der Resignation? Hitlers Prophezeiung jedenfalls, nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad ausgesprochen, hat sich glänzend erfüllt. Was nämlich bekämen er und sein Goebbels zu sehen, wenn sie aus jenem Abort der Hölle, in dem sie, gäbe es eine, schmorten, auf ihr geliebtes Vaterland im Jahre 2005 blickten?

Deutschland, die größte Macht in einem Europa frei von Juden und Kommunisten, die beide auszurotten die Endziele gewesen waren. Den Vernichtungskrieg im Osten hatten die Bolschewiki nur scheinbar und nur um eine Gnadenfrist noch überlebt, von den materiellen Zerstörungen, der verbrannten Erde, der Ausrottung einer ganzen Generation von Sowjetbürgern und der politischen Deformation der Revolution zum "Kriegkommunismus" im "Großen vaterländischen Krieg" sind sie nie wieder zu sich gekommen.

Wie die Sowjetunion sähen die beiden auch Jugoslawien zerschlagen in seine Einzelteile, unter Führung von Deutschen, die nur die Menschenrechte im Sinn hatten, welche sich - ein Zufall aber auch! - mit der Maxime ihres "Reichsführers SS", das Reich solle möglichst jedem Stamm Osteuropas zu seinem eigenen Kleinstaat verhelfen, mit dem sich um so leichter umspringen lasse, sehr gut vertrugen. Auch daß die strebsamsten Kollaborateure NS-Deutschlands: Kroaten, Albaner, Letten, Esten, Ukrainer, Ungarn, dem neuen Deutschland bei der Neuordnung Europas am eifrigsten zu Diensten sind, dürfte den Führer freuen.

Was er und sein Goebbels vielleicht nicht auf Anhieb verstünden, könnte das nicht enden wollende Getue sein, das ihre Nachkommen "Bewältigung der Vergangenheit" nennen. Recycling war zu ihrer Zeit so wenig ein Begriff wie Konversion. Aus Gift gewinnt man heute Medizin, aus Schwertern Pflugscharen, aus Zyklon B Weihwasser. Nicht nur im Himmel ist mehr Freude über einen Sünder, der bereut, als über hundert Gerechte, auch auf Erden wiegt die Moral eines Deutschen, der im Gedenken und Leiden und Schwätzen über Auschwitz gut geworden ist, die eines Juden, der bloß unter Verlust seiner Familie und seines Guts mit tätowierter Haut davongekommen ist und deshalb leider nichts zu bereuen hat, leichthin auf.

Als reuelose Verbrecher und deren nutznießende Kinder, das würde zumindest Goebbels verstehen, wäre der Weg der Deutschen zurück zur Weltmacht etwas beschwerlich geworden. Wer Absolution will, muß gebeichtet haben. Ohne 20. Juli-Feiern und ohne Ausstellung der Wehrmachtsverbrechen kein Einmarsch deutscher Soldaten in Serbien. Trauerarbeit macht frei.
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Konkret

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