Wednesday, January 06, 2010

Thomas Kapielski: Res religiosae

Und einige Neujahrsandachten: Wenn ich so den Worten meiner neuen Chefin in evangelischen, all so auch meinen (Steuererklärung Zeile 11, Religionsschlüssel: EV) Kirchenangelegenheiten Gehör schenke oder auch einem der Hauptprediger meiner Taufkirche Epiphanien lausche, drängt sich mir das leicht flektierte „Si tacuisses, theologus mansisses" in den Sinn und ich kann wohl froh und fast sicher sein, daß diese modernen, ja gleißenden Theologen mich gar nicht verstehen, sintemalen ich also wieder einmal (jetzt aber auf deutsch) dräue: Wenn Du, Schwester Käßmann (Ratsvorsitzende der EKD, Präsidentin der Zentralstelle KDV, nach 26 Ehejahren, unterdessen vier Kinder knospten, vom Ehemann, selbst Pfarrer, geschieden, wozu Du gleichwohl einiges von Gottgefälligkeit trompetetest) und Du, gezierter Bruder Bings, in so mancher Hinsicht mehr geschwiegen als geschwätzt hättest, wärest Du ein Gotteslehrer geblieben und hättest Deine Unwissenheit nicht verraten.
Und leider, leider schmeißen sich ja die Evangelischen immer besonders einsatzfreudig wie Flaggen in die törichten Böen der je hinfälligen Jetztzeiten. Der neueste gepredigte Unfug betrifft den Pazifismus; es ist dieser spezielle aber eben ein ganz schwächlicher, defätistischer, lebensmüder (mutmaßlich gutmeinend auf Mt 5-7 fußend). Ich aber (einmal geschieden) sage Euch mit Luthers Worten (und Röm 13) über die zwei Reiche von 1523: „Die Welt kann und vermag der notwendigen Gewalt nicht entraten."
Gäbe es da nicht die himmlische Kantoristin Anja Schumacher an einer transirdischen, epiphanischen Orgel (mit feinem Autobahnhintergrundgeräusch, ja mein Gott, was soll's!), und gäbe es nicht meine Besorgnisse hinsichtlich banaler Res religiosae, meiner Grablegeangelegenheiten etwan, ich täte wohl nur noch bei den Katholiken, zu denen auch meine Frau gehört, weswegen sie sich in Epiphanien, Berlin-Charlottenburg, als Katholikin nicht gern kränken läßt, also ich täte balde nur noch in St. Afra im Wedding rumhängen. Da ermangelt es ganz der Häresie der Formlosigkeiten (weshalb mich der Mosebach auch hinempfahl), sie schwadronieren nicht und kommen zum Wesentlichen: Geburt, Leben, Liebe, Schmerz, Zuversicht, Hoffnung, Mut, Kummer, Tod.
(Mein Gott, was man so für Sorgen Marke „außerdem noch" immer haben muß!)
Writersblog von Thomas Kapielski

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