Saturday, April 03, 2010

Ahmets Outing war sein Todesurteil: Prozess um sogenannten Ehrenmord an schwulem Türken in Istanbul

Es geht um Mord, vor der 1. Kammer des Kriminalgerichts im Istanbuler Stadtteil Üsküdar, aber der mutmaßliche Mörder ist nicht im Saal. Er befindet sich auf der Flucht. Doch angeklagt sind auch Gesellschaft, Politiker und Behörden. So sieht es jedenfalls Ibrahim („Ibo“) Can. Am 15. Juli 2008 wurde sein 26-jähriger Lebensgefährte Ahmet Yildiz vor seinem Wohnhaus in Istanbul erschossen. Unter Tatverdacht: Ahmets Vater Yahya Yildiz.
Es dürfte das erste Mal sein, dass jetzt ein so genannter „Ehrenmord“ an einem Schwulen in der Türkei vor Gericht kommt. Das bedeute aber nicht, dass es sich um einen Einzelfall handele, sagt Mazhar Bagli, der als Soziologe an der Dicle Universität in Diyarbakir „Ehrenmorde“ untersucht: „Ehrenmorde an Schwulen wurden bisher deshalb nicht bekannt, weil Homosexualität ein Tabu ist.“ Türkische Schwule und Lesben klagen über massive Diskriminierungen und zunehmende Gewalt. In den vergangenen Jahren versuchten die Behörden mehrfach, den Homosexuellenverein „Lambdaistanbul“ zu verbieten – weil er der „allgemeinen Moral und den Werten der Familie“ widerspreche.
Unter der seit Ende 2002 amtierenden islamisch-konservativen Regierung habe der Druck auf Schwule, Lesben und Transsexuelle noch weiter zugenommen, berichten Menschenrechtsgruppen. Die Organisation Human Rights Watch klagt über ein „Klima der Gewalt“ und appellierte an die türkische Regierung, ihre Schutzpflichten gegenüber den Homosexuellen ernst zu nehmen.
Unterdessen erklärte die türkische Familienministerin Selma Aliye Kavaf, was sie von Homosexualität hält: „Ich glaube, es ist eine biologische Störung, eine Krankheit“, sagte die Ministerin, „sie muss behandelt werden“. Die Organisation „Lamdaistanbul“ konterte: „Nicht Homosexualität sondern Homophobie ist eine Krankheit, die behandelt werden muss.“
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