Saturday, May 08, 2010

„Bio-Politik“, Antizionismus oder doch Antisemitismusforschung? Die Nachfolge am ZfA gestaltet sich schwierig

Von Dr. phil. Clemens Heni
Antisemitismus ist auch 65 Jahre nach der Befreiung Europas und der Welt vom Nationalsozialismus eine große Gefahr. Heute sieht sich Israel einer existentiellen Bedrohung durch einen nach Atomwaffen strebenden Iran gegenüber, einer Islamischen Republik Iran, welche gleichzeitig seit Jahren die Zerstörung des jüdischen Staates Israel fordert. Die Wissenschaft, sowohl die Antisemitismusforschung als auch die Islam- und Nahostforschung in Deutschland haben sich dieser Herausforderung so gut wie nicht gestellt. Das Problem des Islamismus wird klein geredet und von islamischem Antisemitismus reden nur einige Aktivisten, sehr wenige Publizisten und noch weniger Wissenschaftler.
Ein Grund dafür ist auch die wissenschaftliche Schwerpunktsetzung am Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) an der Technischen Universität Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Benz. Als einziges Zentrum für Antisemitismusforschung in Deutschland hat es eine herausgehobene Stellung bezüglich der Forschung zu historischem und aktuellem Antisemitismus, zu antizionistischem Antisemitismus, der Israelfeindschaft und dem Islamic Jihad. Sein Renommee nutzt das ZfA derzeit um kritische Forscherinnen, Forscher und Publizisten zu diffamieren. International hat das ZfA mit seinem Vergleich von Islamophobie bzw. Islamkritik und Antisemitismus kaum Unterstützung gefunden.
Es gibt im wesentlichen vier Institute zur Antisemitismusforschung, in Jerusalem das Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism (SICSA), in Berlin das Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA), in Tel Aviv das Stephen Roth Institute for the Study of Contemporary Antisemitism and Racism, und in New Haven, Connecticut, die Yale Initiative for the Interdisciplinary Study of Antisemitism (YIISA).
Bei keinem genannten Institut wurde der Fokus der Forschung international so sehr in Frage gestellt wie beim ZfA seit Dezember 2008, als es seine Konferenz „Feindbild Muslim – Feindbild Jude“ veranstaltete. Im Kern wird das ZfA kritisiert, Antisemitismus zu verharmlosen und die Gefahr des politischen Islam zu minimieren bzw. zu derealisieren. Benz versucht seit 2008 den Begriff Islamophobie salonfähig zu machen[i], wenngleich „Islamophobie“ schon zuvor von seinem Kollegen Wilhelm Heitmeyer[ii] in den sozialwissenschaftlichen Mainstream mit eingeführt worden war.
Kein anderes Land der Welt wird wiederholt öffentlich mit Vernichtung bedroht wie Israel von der Islamischen Republik Iran. Das ZfA hingegen vergleicht Antisemitismus mit „Islamophobie“ und setzt gar Islamkritiker mit Islamisten auf eine Stufe, sie seien beide „Hetzer mit Parallelen“, wie es in einem Text in der Süddeutschen Zeitung Anfang 2010 heißt.[iii]
In dem neuen Buch – „A Lethal Obsession. Anti-Semitism from Antiquity to the Global Jihad“ – von einem der weltweit führenden Antisemitismusforscher, Prof. Dr. Robert Wistrich, Leiter von SICSA und Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem, wird Benz erwähnt und scharf kritisiert; nach einem Bezug auf die (herkömmliche) Kritik von Benz aus dem Jahr 2003 an Martin „Hohmanns judenfeindliche[m] Diskurs“ schreibt Wistrich:
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