Saturday, November 20, 2010

Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie hässlich ist die Linke? Chronik der laufenden Säuberungswelle

Materialistische Kritik hofft, sich letztlich geirrt zu haben, ihre Interventionen sind darauf angelegt, den Druck noch drückender und mittels des (selbst-)erkennenden Schreckens die überwältigende Unmündigkeit angreifbar zu machen, die die Individuen bannt. Wer sich daran macht, den ideologischen Zwang und Alpdruck zu kritisieren, der, von allen reproduziert, auf allen liegt, wird, wenn er dies radikal genug tut, sowohl bei seinen Zuhörern als auch bei sich selbst nicht geringen Widerstand gegen die von Illusionen befreiende Wahrheit erfahren und bedarf eines an allen Heilsgewissheiten verzweifelten Mutes, um den falschen Trost, die objektiven Lügen, den naheliegenden Wahn zu durchschauen.
Dies sind gewiss keine neuen, oder – wie es im Jargon gerne sich revolutionär nennender Diskurse oft heißt – „spannenden“ Erkenntnisse. Doch sie gelten sowohl für den Menschen, der vielleicht erst angefangen hat, sich die tiefen, leidbewirkenden Widersprüche und Frustrationen der kapitalistischen Totalität bewusst zu machen, als auch für denjenigen, der sich als bereits fortgeschritten Wähnender in vielerlei Hinsicht schlau gemacht hat und doch gute Gründe hätte, auch seiner erworbenen Schläue zu misstrauen. Beide müssen der Maxime treu bleiben, sich der kränkenden Zumutung der Kritik nicht zu entziehen und sollten jede Gelegenheit froh begrüßen, bei der sie einer rücksichtslosen, entlarvenden und polemischen Intervention ausgesetzt werden, die nicht in allem Recht haben muss – worauf sie, wie gesagt, sogar hofft - um ihre segensreiche Wirkung zu entfalten.
Unser Genosse Justus Wertmüller, Redakteur der Zeitschrift Bahamas, hat es dieses Jahr verstärkt auf sich genommen, solche angesichts der Triumphe des antisemitischen Wahns dringend nötigen, öffentlichen Herz- und Hirnoperationen durchzuführen, unter zunehmend massivem Widerstand, aber ebenso zunehmender Publikumsteilnahme. Und die Versuche, seine gut besuchten Vorträge zu verhindern und ihn mittels der bewährten großkalibrigen Worthülsen „Sexist“ und „Rassist“ mundtot zu machen, haben nun einen vorläufigen Kulminationspunkt in Bonn gefunden, wo sich, eingeladen durch das Referat für politische Bildung des AStA der Universität Bonn, am 12. November 2010 ein äußerst gemischtes Publikum einfand, um seine Gedanken zum „Sarrazin-Komplex“ anzuhören bzw. mit allen Mitteln zu versuchen, das Vortragen dieser Gedanken zu verhindern.
Bei vorherigen Veranstaltungen, bspw. in Lübeck und München, wurde die Absage der den linken Konsens überfordernden Veranstaltungen den Betreibern der meist in der linken Subkultur verankerten Veranstaltungsorte mittels elektronischer Denunziationskampagnen nahegelegt und von diesen ohne nenneswerten Widerstand durchgeführt. Das poststrukturalistische Wörtchen vom „Sprechort“ erhielt damit einen praktischen Sinn für die Ideologiekritik, denn die Raumsuche entwickelte sich zur Schnitzeljagd (was übrigens eine gute, antivegane Metapher für die Geschichte der Antideutschen wäre). Auch in Leipzig schloss ein eventueller Sprechort, das Zentrum Conne Island, in vorauseilendem Gehorsam dem Rassistenbann gegenüber und unter Hinweis auf die Mühen politischer Konsensfindung, die Tore seines „Freiraums“ für die perhorreszierte Intervention.
In Bonn schritt die anti-antideutsche Säuberungswelle dergestalt fort, dass es der örtlichen bzw. regionalen Niederlassung der antisemitischen Internationalen, vor allem vertreten durch die „Rote Antifa“ und den Gruppenführer Simon Ernst, gelang, sich störend, pöbelnd und schließlich das Podium und den Sprecher angreifend zu inszenieren, freilich ohne die Durchführung der Veranstaltung verhindern zu können.
Die von der Moderation schließlich gerufene Polizei beendete eine sich steigernde Terrorphase gegen den Sprecher, seine Gastgeber und seine Zuhörer, einen direkten Anschlag auf das Augenlicht Wertmüllers mittels eines Laser-Pointers inbegriffen, der einen in diesem Moment schützend vor ihm Stehenden blendete und verletzte, was sowohl ein klinisches Nachspiel hatte, als auch ein juristisches haben wird.
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