Sunday, January 02, 2011

Plätzchen statt Kaviar

Wer eine „gute Presse“ will, sollte nicht an der Bewirtung der Journalisten sparen. Champagner und Kaviar sollten es standesgemäß schon sein, zumal, wenn der stellvertretende Politik-Chef der WELT-Gruppe persönlich zum Interview erscheint. Also einer, der nicht mehr als Zeilenhonorarschreiber für jeden Krümel dankbar sein muss, sondern aus seiner schulischen Leistungsschwäche einen optimalen Berufserfolg gemacht hat. Tee und Plätzchen sind da definitiv nicht ausreichend. Erschwerend kommt hinzu, wenn der knauserige Gastgeber, wie man nicht oft genug betonen kann, Millionär ist. Das ist in Deutschland kein Anlass zur Bewunderung, sondern begründet einen moralischen Generalverdacht. Wenn dann einer, der früher schon besser rechnen konnte, diesen Erfolg ausgerechnet durch das Schreiben eines Buches, also auf dem für Dyskalkuliekranke reservierten Hoheitsgebiet, eingefahren hat, mit einem Thema, über das zu denken verboten ist, darf man nicht mit der Gnade eines deutschen Journalisten rechnen.
Kein Wunder, dass der Politkommissar der WELT ganz schön sauer ist, wenn er zum Interview bei Thilo Sarrazin nur preußisch-bescheiden mit Plätzchen bewirtet wird. Das ist bekanntlich Gebäck für Gäste, für die Kuchen zu schade ist.
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quotenqueen

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