Sunday, November 03, 2013

Mutti Zivilcourage

Die Wichtigkeit ihres Themas zu unterstreichen, ließ die deutsche Kanzlerin sich für ihre jüngste Botschaft ans Volk von einem Minderjährigen Fragen vorlesen. Antisemitismus ist vermutlich zu ernst, von ihr ernstgenommen zu werden.
Eine Woche vor dem 75. Jubiläum der “Reichskristallnacht” erzählte Angela Merkel, daß “wir uns immer unserer Vergangenheit bewusst sein müssen, damit wir verantwortlich die Zukunft gestalten können”, und formulierte eine gar hübsche Forderung:
“Und außerdem brauchen wie die Zivilcourage aller Menschen im Lande, dass sie Antisemitismus nicht dulden.”
An dieser Stelle hätte ein etwas routinierterer Fragesteller nachhaken können, wie sie, Angela Merkel, Antisemitismus begegne. Schließlich haben Antisemiten wie etwa Mohammed Morsi oder Abu Mazen im Bundeskanzlerinnenamt ja gerade kein Hausverbot.
Antisemitismus äußert sich, bestätigt sogar die einschlägige Arbeitsdefinition der Europäischen Union, auch im “Abstreiten des Rechts des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung”, beispielsweise in Vernichtungsdrohungen also gegen den Staat Israel.
Von denen gab es im vergangenen Sommer eine ganze Menge. Kaum ein Tag verging ohne eine Botschaft aus Teheran: “Zionists understand only the language of force”, wütete Ayatollah Ahmad Khatami, während “Präsident” Mahmoud Ahmadinejad zu den Waffen rief:
“[T]he forces must get united, and their ultimate objective must be the annihilation of the Zionist regime.”
Das ging selbst den Vereinten Nationen und der Europäischen Union zu weit. Ban Ki-Moon ließ erklären, “the Secretary-General is dismayed by the remarks threatening Israel’s existence”, und einen Tag später meldete sich Catherine Ashton:
“The High Representative strongly condemns the outrageous and hateful remarks threatening Israel’s existence by the Supreme Leader and the President of the Islamic Republic of Iran. Israel’s right to exist must not be called into question.”
Und was machte Angela Merkel, selbsterklärte Freundin der jüdischen Demokratie? Sie griff kanzlerinnencouragiert zum Telefon – und rief in Jerusalem an, um “Premierminister” Benjamin Netanjahu aber nicht etwa ihre Unterstützung zuzusichern:
“German Chancellor Angela Merkel asked Prime Minister Benjamin Netanyahu not to order a unilateral Israeli attack against Iranian nuclear facilities at the present time, according to a senior Israeli official. [..]
Such a telephone call between the two is relatively exceptional. In the two months preceding the call there was an almost complete disconnect between Netanyahu and Merkel, and between their two offices [..].”
Nein, Angela Merkel rief nicht in Teheran an oder ließ gar den Botschafter der Islamischen Republik in Berlin einbestellen, sondern sie wies Benjamin Netanjahu zurecht, der es doch tatsächlich gewagt hatte, darauf zu beharren, daß Israel sich gegen Angriffe verteidigen werde.
Das ist die Zivilcourage der Angela Merkel.
tw24

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