Sunday, November 17, 2013

Unter Wölfen – Der 28. Reichsparteitag der MHP in Oberhausen

Dass sich im Vorfeld so gut wie keiner für den Aufmarsch von über 6000 türkischen Rechtsextremisten interessierte, lag vielleicht auch zuletzt daran, dass in der Historik der Bundesrepublik Deutschland bislang kein Deutscher von ebensolchen umgebracht wurde. Wäre die NPD, oder die Partei „Die Rechte“ am Samstag in Oberhausen in der König Pilsener Arena (1) defiliert, so darf man sicher sein, der Aufstand der Anständigen hätte nicht lange auf sich warten lassen. Was die „NPD“, bzw. „Die Rechte“ von der „Föderation der Türkisch- Demokratischen Idealisten Vereine in Deutschland e. V.“ (2) unterscheidet, ist das sie unterschiedlicher Herkunft sind. Das Fatale daran ist, dass nur Wenige der türkischen Sprache mächtig sind und jene, die sie gelernt haben darüber schweigen. Schriftgut gibt es entsprechend, ebenso wie zahlreiche Einträge bei Wikipedia und dergleichen. Es ist aber ein Wirken im Kleinen, bei “kulturellen Events“ oder „Wohltägigkeitsveranstaltungen“, wo die Ableger der MHP ihre Arbeit durchführen und so Gelder und neue Mitglieder einsammeln. Furcht einflößend Auftreten, verbunden mit Gewalttätigkeiten findet wenn überhaupt in kulturell befreiten Zonen statt, z. B. wenn in Duisburg-Marxloh (3) Anhänger der PKK (Kurden) eine ihrer zahlreichen Vorführungen und/oder Kundgebungen abhalten. Der Staatsschutz, bzw. die örtlichen Polizeibehörden verbuchen diese Form der Gewalt dann in der Regel unter dem Begriff „Folklore“.
Die wenigen Stimmen, welche in den letzten Tagen zusammengetragen (4) wurden, kamen allesamt aus dem linken Spektrum. Neben der Partei Die Linke waren es die Piraten sowie einige der üblich Verdächtigen aus MLPD und anderen Museumslinken. Das Offenkundige an den Aufrufen war, dass man sich nicht entblödete, den allseits unliebsamen Verfassungsschutz zu zitieren. War und ist es doch immer noch üblich, nicht zuletzt wegen der (immer noch) ungeklärten „Zusammenarbeit“ bzw. das Versagen im Bezug auf die Mordserie des ostzonalen Mördertrios „NSU“ zu fordern, eben diesen Verfassungsschutz aufzulösen (5). Wie schön es dann doch ist, wenn man nun mal keine Vorstellung hat und sich eben auf die Quellen dieses unfähigen, überflüssigen Staatsvereins berufen zu dürfen.
Dass die Ziele und Vorstellungen des Idealistenvereins (Canis lupus) nicht die koschersten sind, benötigt es nicht gewiss einer tieferen politischen Forschung. Die Forderungen nach einem Groß-Türkischen Reich sind ebenso selbstverständlich, wie die Vernichtung der Feinde in Israel (Zionisten) und den USA, so wie der Hass auf Homosexuelle und der Wunsch nach einem eigenen Geschichtsbuch, in dem Kurden ebenso wenig existieren (Bergtürken) wie die Tatsache, dass der Völkermord an den Armeniern keiner war, sondern nur die Verkettung unglücklicher Umstände eines längeren Ausfluges per pedes.
Diese Ansprüche spielen in der Bundesrepublik, wie in den anderen europäischen Staaten allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Wie bereits angeführt, dient Europa in erster Linie als eine Art Rückzugsraum, ein Feriendomizil, wobei es darum geht, möglichst viele Leute und ihr Geld am Hotel-Pool für die nationalistischen Animationsspiele zu gewinnen.
Der Bart juckt
Wenn man den Hang verspürt, der Oberlippenbart anfängt zu jucken und es nicht mehr zu ertragen ist, gibt man sich hin und wieder auch einmal die Blöße und verteidigt ganz pragmatisch das Türkentum. Zuletzt konnte man das in 2011 Essen (6) studieren. Dort fand Ende November in der Grugahalle ein Kongress der Grauen Wölfe mit knapp 6500 Anhängern statt. Zuvor im Vorlauf gab es zumindest ehrgeizige Ziele die Veranstaltung zu verhindern. Es scheiterte allerdings nicht zuletzt daran, dass von höchster Stelle, nämlich dem Integrationsrat unter dem Vorsitz des SPD-Mitgliedes und Vorsitzenden des Rates „Muhammet Balaban“ interveniert wurde. Gleichwohl ist Muhammet Balaban allerdings schlau genug, unter dem Deckmantel des vollständig Integrierten und mit dem Mitgliedsausweis einer Sozialdemokratischen Minderheitenpartei aufzulaufen. Gedeckt wurde er vom Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD), der trotz zahlreicher anderer Ausfälle seines Integrationsexperten, ihm nicht den Laufpass gab. Wo das Türkentum in Gefahr gerät mit realen Geschichtsbüchern und dessen Inschrift kontrastiert zu werden, ist Balaban nicht weit entfernt. Schon 2009 legte er sich mit der Jüdischen Gemeinde Essen an, als diese die Chuzpe besaß die Turkologin Corry Guttstadt zum Thema „Die Türkei, die Juden und der Holocaust“ sprechen zu lassen. Was Balaban auch immer dabei folgerte, an dem Abend durfte man ihn live erleben. Wer schon einmal das Vergnügen hatte mit einem Antisemiten eines dieser dramatischen Gespräche über den Antisemitismus, die Juden und den Staat Israel zu führen, kann sich vorstellen, wie diese Darbietung vonstattenging (7).
Bewegungslinke
Über die Möglichkeit zukünftige Großraumveranstaltungen zu verhindern, in welcher Stadt sie auch immer stattfinden werden, können sich die Juristen Gedanken machen. Die Verhinderung wird nicht herbeigeführt, wenn sich wie am Samstag knapp 30 Leute (8) in Sichtweite (aus Eigenschutz) vor die Halle stellen und für 2 Stunden dort mehr oder weniger mit sich selbst demonstrieren. Und auch eine Onlinepetition (9) (gegen die Veranstaltung), welche gerade einmal nach 4 Tagen 185 Unterschriften zusammenbekommt (Stand 17.11.2013), ist eher ein Ausdruck des Versagens, fernab von dem Gedanken in überstürzter und ambitionierter Hast „überhaupt etwas“ dagegen zu machen, zumal der Termin schon seit geraumer Zeit bekannt war (wenn man sich dafür interessiert). Faktisch lässt sich gesellschaftlich nicht etwas verhindern, was kommerziell und verfassungsrechtlich abgesichert scheint. Solange die Organisation (und deren Unterorganisationen) nicht verboten ist, darf sie sämtliche Freiheiten der Demokratie genießen, ebenso wie die NPD oder die Partei „Die Rechte“.
Es wäre illusorisch zu glauben, man könnte auf die Betreiber der Königs Pilsener Arena derart Druck ausüben, dass sie den Vertrag zurückziehen. Das ist nicht nur dumm, sondern umkreist stets als Neuauflage des Aktionsradius einer Bewegungslinken deren Horizont. Man muss schon lange suchen, bevor man die letzte Veranstaltung zum Thema „Graue Wölfe“ findet. Und wenn man dann noch das Glück hat, dass sie wieder einmal in einem dieser verwahrlosten Hinterhöfen, dieser schmierigen Autonomen Zentren stattgefunden hat, in denen man während des Referates lieber steht, statt sitzt (will man den Ort einigermaßen mit fleckenloser Bekleidung wieder verlassen), dann darf es auch nicht befremden, weshalb sich eben nur 30 Leute zusammenfinden. Auch das Figuren wie Balaban immer noch den Essener Integrationsminister geben dürfen, obwohl und gerade weil seine Ansichten z. B. zu Homosexuellen von einem tiefen Integrationswillen geprägt sind
Diese Gesellschaft muss Homosexualität bereits im Vorfeld bekämpfen. Es ist wichtig, dass junge Männer von Homosexuellen ferngehalten werden, damit sie sich normal entwickeln können. Schließlich tragen wir eine Verantwortung, auch gegenüber Gott.“ (10)
ist Ausdruck einer sozialdemokratischen Gleichgültigkeit, die scheinbar auf keinerlei Interesse bei denen stößt, die sonst in jedes Dorf fahren, um gegen „andere“ Nazis zu demonstrieren. Solange die Grauen Wölfe sich nicht dazu hinreißen lassen „Kein Asyl in Neumühl“ (11) zu fordern, solange werden sie also auch nicht von den Verantwortlichen wahrgenommen. Dies wäre vielleicht ein Schritt weg von der Wiederkehr des immer gleichen, mit einer Beschäftigung mit all zu deutschen Verhältnissen unter den drei Halbmonden.
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