Tuesday, March 04, 2014

Münster: Streit um Islam-Lehre verschärft sich

An der Universität Münster ist ein Streit um das Fach Islamische Theologie entbrannt, in den sich inzwischen auch die Politik, der Bundespräsident sowie Religionswissenschaftler eingeschaltet haben. Im Fokus der Diskussion steht eine Personalie: Mouhanad Khorchide. Der Lehrstuhl-Inhaber an der Uni Münster bildet angehende Lehrer aus, die später in der Schule bekenntnisorientierten Religionsunterricht geben sollen – doch die Islamverbände stellen nun in Frage, ob er seine Sache tatsächlich gut macht. Khorchide selbst will sich aktuell nicht zu dem Streit äußern. Dessen Berufung zum Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) hatten die Islam-Verbände einst zwar selber noch abgesegnet, doch inzwischen ist die Zustimmung in Ablehnung umgeschlagen. Nach der Veröffentlichung von Khorchides Thesen "Islam der Barmherzigkeit" beschreibt der Koordinationsrat der Muslime (KRM) das Verhältnis zum Lehrstuhlinhaber als "nachhaltig zerrüttet und irreparabel beschädigt". Für Beobachter ist es mittlerweile schwer zu unterscheiden, ob es sich bei der Debatte noch um einen wissenschaftlichen Diskurs handelt oder doch um den Kampf um die Deutungshoheit des Islam. Der Wissenschaftsrat gab 2010 die Anregung, an deutschen Hochschulen Islamische Theologie zu etablieren. Doch in Münster war von Beginn an Sand im Getriebe. Denn zur Kontrolle der Lehre und Ausbildung hatte der Wissenschaftsrat einen Beirat vorgeschlagen, in dem die Islam-Verbände ihren Einfluss geltend machen und mitgestalten sollten. Vier Islam-Experten sollten die Verbände vorschlagen, die andere Hälfte darf die Uni in das Gremium schicken. Das Problem: Bisher hat sich dieser Beirat nicht konstituiert. Immer wieder war ein erstes Treffen an einem von den Islam-Verbänden vorgeschlagenen Kandidaten gescheitert. Nach Einschätzung des Freiburger Theologen und Uni-Professors, Bernhard Uhde, geht es bei dem Streit auch um einen ideologischen Machtkampf: "Die türkischen Verbände stehen dort im Konflikt mit Muslimen anderer Prägung." Die türkischen Verbände, so Bernhard Uhde, vertreten aber nur rund 25 Prozent der Muslime in Deutschland.
rp-online

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