Monday, November 03, 2014

Zürich: Haben «Graue Wölfe» Kurden-Demo gestört?


Der Zwischenfall ereignet sich am Samstag kurz vor 17 Uhr: An einer kurdischen Solidaritätskundgebung in Zürich kommt es zu einer Rangelei zwischen rund 30 Personen, die Polizei muss eingreifen. Die Beamten setzen Pfefferspray ein, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. In einem Fall kommt auch ein Knüppel zum Einsatz. Auslöser des Handgemenges: Nach Polizeiangaben hat eine «unbekannte Anzahl Leute» die Demonstranten «verbal provoziert». Wer die Provokateure waren, geht aus der Mitteilung der Polizei nicht hervor. Im Gespräch mit 20 Minuten gaben mehrere Demonstranten unabhängig voneinander an, es habe sich um türkische Rechtsextreme gehandelt. Cihan Tas von der Freien Kurdischen Jugend sagt: «Das waren Mitglieder der Gruppierung Graue Wölfe – auf Türkisch Bozkurt genannt.» Sie hätten die Umzugsteilnehmer provoziert, indem sie ihr Erkennungszeichen, den sogenannten Wolfsgruss, gemacht hätten: Daumen, Mittel- und Ringfinger zusammen, den kleinen und den Zeigefinger abgespreizt. Das Zeichen ist laut Tas mit dem Hitlergruss vergleichbar.«Es waren nur zwei, drei Leute. Sie traten sehr aggressiv auf, haben die Kurden beschimpft und versuchten, sie anzugreifen», erzählt ein Demonstrant aus dem Umfeld des Revolutionären Bündnisses, der anonym bleiben will. Daraufhin seien Kurden und türkische Nationalisten aufeinander los. Cihan Tas bestätigt: «Leider gab es in unseren Reihen Leute, die sich provozieren liessen.» Dabei sei die Masche der Wölfe bekannt: Sie versuchten, kurdische Demonstrationen zu sabotieren, damit die Kurden in den Medien schlecht dastünden. Auch bei Kurden-Demos in Deutschland und Österreich registrierten die Medien das Auftauchen der Gruppierung. In Deutschland werden die Grauen Wölfe vom Verfassungsschutz beobachtet. Auch in der Schweiz sind sie keine Unbekannten: In einem Extremismusbericht des Bundesrates aus dem Jahr 2004 heisst es, Ziel der Grauen Wölfe sei die Errichtung eines grosstürkischen Reiches. «Sie pflegen einen ausgeprägten Nationalismus und Rassismus gegen ethnische Minderheiten in der Türkei und greifen auch Mitglieder türkischer linker Gruppen an.» In der Türkei werde ihnen die Ermordung von mehr als 5000 Personen angelastet. In der Schweiz sei es Ende der 1990er Jahre insbesondere im Raum Basel mehrfach zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen.
 20min.ch

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