Wednesday, March 04, 2015

Rettet die Sphinx!

 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f6/Great_Sphinx_of_Giza_-_20080716a.jpg
PIC:  en.wikipedia.org
Aus Mossul im Norden des Irak erreicht die übrige Welt ein entsetzlicher Film. Fünf Minuten lang ist zu sehen, wie streng nach islamischer Sitte gekleidete Männer im Museum der Stadt Mossul Kunstwerke zerstören. Es handelte sich um unersetzliche Schätze des kulturellen Welterbes der Menschheit, um höchst wertvolle Werke aus altorientalischer Zeit, die Mehrzahl aus den nahen Grabungsstätten, denn das heutige Mossul ist das biblische Ninive. Zu erkennen ist unter anderem, wie Männer mit Vorschlaghämmern wild um sich schlagen. Wie eine einzigartig schöne assyrische Skulptur, ein Lamassu, etwa 2.700 Jahre alt, mit einem Presslufthammer zu kleinen Steinbröckchen geschreddert wird. Der Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin, Markus Hilgert, ordnet diesen Verlust für die Menschheit ein: „Das ist so, als würde jemand die Sphinx in Ägypten zerstören.“[...]Im Video erklärt ein IS-Mitglied, die Statuen hätten Assyrern und anderen Völkern der Vielgötterei gedient, daher seien sie zu vernichten. Das sei Allahs Wille. Doch das ist höchstens die halbe Wahrheit – auch hier geht es um einen Handel. Nicht Aktien, nicht Optionen, nicht Rohstoffe werden hier taxiert, sondern es geht um ein perverses Tauschgeschäft. Der Grauen erregende Film wurde wohl genau jetzt lanciert, weil die Vereinten Nationen den Handel mit antiken Kulturgütern gebrandmarkt und verboten haben. Durch den Verkauf von Antiken finanzierte der „Islamische Staat“ aber zu größeren Teilen seinen Völkermord. Der andere große Teil der Einnahmen dieses selbsternannten Kalifats auf irakischem und syrischem Boden war übrigens der Verkauf von Rohöl – auch der wurde nun wohl deutlich eingedämmt. Die Einbußen scheinen Wirkung zu zeigen, und deswegen greifen die Männer des „Islamischen Staates“, die sich selbst als strenggläubige Sunniten sehen, zu neuen Waffen. Auch in Mossul ist offenbar bekannt, wie viel Geld derzeit an den Börsen der Welt verdient wird. Sie und ich – wir alle sollen gezwungen werden, einen möglichst großen Teil unserer Gewinne als Gegenleistung für die Rettung des gemeinsamen Menschheitserbes – der Kultur! – exakt denjenigen in die Hand zu geben, die die Welt augenscheinlich in ein bildungsloses Zeitalter zurückbomben wollen wie einst die Roten Khmer in Kambodscha. Ganz nebenbei: Am 2. Februar 2015 wurde mutmaßlich auf Befehl derselben Menschen, die das Museum von Mossul schänden ließen, eine der größten und ältesten chaldäisch-katholischen Kirchen der Welt, die „Kirche der Jungfrau Maria“ in die Luft gesprengt. Hätten Sie’s gewusst? Und lassen Sie uns einen kleinen gedanklichen Abstecher nach etwas weiter südlich machen. Rein hypothetisch gedacht – was würden die Schergen des „Islamischen Staates“ wohl mit der Grabeskirche in Jerusalem machen, falls sie Israel militärisch besiegen könnten und nachdem sie dann – zweifelsohne! – unter den Menschen jüdischen Glaubens ein Blutbad, das sich wohl nur mit Auschwitz vergleichen ließe, angerichtet hätten? Was geschähe dann mit der Geburtskirche Christi in Bethlehem? Mit dem Baha’i-Tempel in Haifa? Mit dem Georgskloster im Wadi Qelt? Genug, die Realität ist schrecklich genug. Mit Menschen wird genauso verfahren wie mit unersetzlichen Kunstwerken, das sei hier nicht vergessen. Ein Blick nach Nigeria genügt. Die legitimen Erben der kambodschanischen Khmer nennen sich dort Boko Haram. Täglich werden dort junge Männer entführt und bestialisch ermordet, zumeist Christen, und die Täter sind fast ausnahmslos Menschen, die den Koran buchstabengetreu auslegen und daraus die Notwendigkeit ableiten, ihre Mitmenschen abzuschlachten wie Vieh. Junge Frauen werden übrigens auch entführt, doch sie werden zwangsislamisiert und zwangsverheiratet. An die rund 200 Schülerinnen einer christlichen Schule im Norden Nigerias, alle unter 14 Jahre alt, die im vorigen Jahr verschleppt wurden, erinnern wir uns noch so eben. Natürlich wurden sie nicht freigelassen. Die Eltern der Mädchen bekommen stattdessen von Boko Haram regelmäßig gemeldet, wie viele ihrer Töchter bereits schwanger sind – um Krieger zu gebären. Ja, in Deutschland wäre all dies undenkbar. Und ja, die Form des Islam, die in Mossul so entsetzliche Folgen zeitigt, wird hierzulande von islamischen Verbänden so wortreich wie glaubwürdig kritisiert. Erschreckend ist indes, dass auch das entsetzlichste Handeln des „Islamischen Staates“ durch die medinische Lesart des Korans gedeckt ist. Die unersetzlichen Kulturgüter wurden also von Männern zerstört, die – auch – als Moslems anzusprechen sind. Die Gutmenschen unter uns dürfen nun erschauern, doch das ändert nichts an den Tatsachen.
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