Sunday, April 12, 2015

Demokratie und Toleranz? Nicht in Zwickau!

Die gänzlich unbegründete Denunziation einer obskuren antidemokratischen Splittergruppe reicht aus, um von der Rednerliste der “Tage für Demokratie und Toleranz” geschmissen zu werden. Jedenfalls in Zwickau.

Hier meine Reaktion:
Bündnis für Demokratie und Toleranz der Zwickauer Region
Sie haben mich während meines Osterurlaubs mit meinen Enkeln am 10. April ohne Rücksprache für die lang geplante, vertraglich festgesetzte Eröffnungsrede anlässlich der diesjährigen Tage der Demokratie und Toleranz in der Zwickauer Region am 13. April öffentlich ausgeladen. Die Zwickauer Tage 2015 stehen ja aus gegebenem Anlass ganz im Zeichen des 25ten Jahrestages der Friedlichen Revolution und der deutschen Einheit. Und dieses Thema sollte auch im Zentrum meines Vortrags stehen; es ist ein Thema zu dem ich als aktive Bürgerrechtlerin unbestritten einiges zu sagen habe.
Sie baten mich um Verständnis für die Ausladung wenige Tage vor der Veranstaltung.
Nein, Verständnis für Ihre brutale Expressausladung kann ich beim besten Willen nicht aufbringen. Noch weniger, da diese überhastete Ausladung offenbar auf Grund einer üblen, unbegründeten Denunziation erfolgte.
Sie führen mit dieser Ausladung Ihr eigenes Veranstaltungsmotto ad absurdum. Denunziation statt Demokratie und Ausgrenzung statt Toleranz.
Aus „aktuellem Anlass“ hätten Sie sich getroffen, um die Gestaltung der Eröffnungsveranstaltung zu „beraten“ teilen Sie mir mit.
Nun, wie ich der Presse entnehme, war der Anlass offenbar die Veröffentlichung einer in Berlin basierten, eher gesichtslosen Aktivistengruppe namens Grass Lifter, deren substanzlose Verleumdungen, „Nachfragen zur Demokratie in Zwickau“ vom 8. April eigentlich hätten bewirken müssen, dass man dieses Schreiben, bildlich gesprochen, mit spitzen Fingern in den Papierkorb entsorgt.
Da steht doch tatsächlich, ich würde in „obskuren Blogs“ für mein „Verständnis“ für Pegida „gefeiert“. Das heißt klar, nicht für etwas das ich getan oder geäußert hätte, soll ich ausgeladen werden, sondern dafür, was nicht spezifizierte Dritte über mich geäußert haben sollen!
Anders als die Grass Lifter- Denunzianten treibe ich mich grundsätzlich nicht auf obskuren Blogs herum. Was ich zu sagen habe, setze ich auf die Achse des Guten, deren Autorin ich bin. Auch mein Beitrag, den ich anlässlich einer Veranstaltung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung auf Anfrage zu Pegida gehalten habe, steht dort seit vielen Wochen.
Kernpunkt meines Artikels ist, dass ich auch heute noch mit Rosa Luxemburg der tiefen Überzeugung bin, dass Freiheit immer die Freiheit der Andersdenkenden ist. Wenn ich Meinungen falsch oder gefährlich finde, dann bekämpfe ich sie mit offenem Visier und mit den besseren Argumenten, niemals mit Denunziationen und Verboten.
Ich frage: Gilt dieser Luxemburg-Satz nicht in der Zwickauer Region?
Oder wie steht es bei Ihnen als Organisatoren einer hoch subventionierten Veranstaltung zu Demokratie und Toleranz mit der Akzeptanz unseres Grundgesetzes, speziell Art 3/3, und 5?
Grass Lifter behauptet weiter, ich hätte Rassistinnen verteidigt.
Ich frage: Wo? Wann? Belege? Gibt es nicht.
Sie setzen aber noch eins drauf, indem sie behaupten, die von mir „bekundeten Meinungen und Erkenntnisse“ stünden im Widerspruch zum vom „Bündnis praktizierten Arbeitsauftrag“.
Nun bin ich in der Tat in Zweifel geraten, wie Sie ihren Arbeitsauftrag definieren. Doch nicht, indem Sie Demokratie und Toleranz nur in den von selbsternannten Gesinnungsschnüfflern gezogenen engen Grenzen dulden wollen?
Grass Lifter: „Wenn wir Vera Lengsfeld richtig verstehen, werden „diese“ Bündnisse (welche?) als „Einheitsfront“ diffamiert“.
So etwas nennt man im Fußball Eigentor. Denn mit der geforderten rabiaten Ausgrenzung einer Bürgerrechtlerin, die für ihr demokratisches Engagement, nicht nur Berufsverbot und Gefängnis in Kauf genommen hat, sondern mit dem Aachener und dem Scheidegger Friedenspreis, sowie dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde, demonstrieren die Grass Lifter, dass sie nur eine ihnen genehme Einheitsmeinung dulden wollen. Dann von sich als „die Toleranten“ zu sprechen, ist schon fast eine Slapsticknummer.
Richtig eklig werden die ‚Fragen zur Demokratie in Zwickau’ aber dadurch, dass sie durch die gleichzeitige Ansprache der NSU- Affäre, mich indirekt damit in Zusammenhang bringen.
Die Stasi nannte das „Zersetzungsmaßnahmen“. Falsche, aber glaubwürdige Gerüchte in die Welt zu setzen, um den Ruf und die Reputation der „Zielperson“ nachhaltig zu zerstören.
Sie sind vor diesen Denunziationen eingeknickt.
Schlimmer: Indem Sie auf die haltlosen Anschuldigungen einer erkennbar antidemokratischen Splittergruppe mit meiner Ausladung reagiert haben, beteiligen Sie sich an diesem üblen Spiel. Ja, Sie haben dem Ganzen damit den Anschein verliehen, es sei etwas dran!
Ihre undurchdachte und panische Entscheidung ist völlig ungerechtfertigt und entbehrt jeder Grundlage.
Und dies von einem Gremium, das immerhin eine aktive SPD-Parlamentarierin enthält, deren Parteivorsitzender Gabriel auf jener Veranstaltung der Landeszentrale über eine Stunde mit Pegida- Vertretern diskutiert hat.
Sie wissen schon, dass ich 15 Jahre lang als Mitglied des Deutschen Bundestages aktiv für die Demokratie in diesem Land gearbeitet habe? Wenn auch nicht für die SPD.
Ein mit öffentlichen Geldern subventionierte Veranstaltung, die sich der Förderung von Demokratie und Toleranz verpflichtet, darf, wie jeder Parlamentarier weiß, niemals in den Verdacht geraten, politisch missliebige Meinungen aus dem demokratischen Spektrum zu unterdrücken. Denn dies ist eine Verkehrung des demokratischen Prinzips.
Demokratie lebt von Rede und Gegenrede, Austausch und Abwägung von Argumenten. Denunziation, Ausgrenzung und Verbote sind Gift für eine offene Gesellschaft. Wer sie fordert, wie Gras Lifter, ist kein Freund von Demokratie und offener Gesellschaft.
Wie soll es von hier aus weitergehen? Ich fordere Sie auf, Ihre vollkommen ungerechtfertigte, rufschädigende Entscheidung zu widerrufen. 
Ich bin jedenfalls weiterhin bereit nach Zwickau zu kommen.
Wenn Sie, ihre verletzende und diskriminierende Entscheidung nicht revidieren wollen, kann ich Ihnen versichern, dass ich die von Ihnen vorgetragenen ‚Anschuldigungen’ politisch nicht auf mir sitzen lassen werde.
Mit freundlichen Grüßen,
Vera Lengsfeld
 achgut

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