Sunday, April 26, 2015

„Rassismus wird durch Antirassisten am Leben erhalten“

Jedes Jahr erfolgen an die 40.000 Rassismus-Beschwerden in britischen Schulen. Das klingt alles andere als perfekt.
Ach, wissen Sie, was da typischerweise vorgefallen ist? Ein farbiger Junge musste sich „Schokoriegel“ oder ähnliches rufen lassen. Ich habe eine große Stichprobe dieser Beschwerden analysiert und festgestellt, dass sie zumeist alltägliche Beleidigungen unter Kindern betreffen, die zu „Rassenfragen“ aufgeblasen werden. Und was müssen die Lehrer dann tun? Sie müssen zwei siebenjährige Dreikäsehochs, die ihren Streit schon lange vergessen haben, zu sich kommen lassen, um mit ihnen ihre Rassenunterschiede durchzugehen. So wird Rassismus durch Antirassisten aufrechterhalten.

Man könnte auch behaupten: Ohne diese Politik hätte man mehr Rassismus.
Das behaupten in erster Linie die für diese Politik und diese Kampagnen Verantwortlichen. Sie müssen ihre Arbeit ja irgendwie rechtfertigen und weisen dabei gerne auf Einzelfälle hin, die nur „die Spitze des Eisbergs“ seien. Es gibt aber gar keinen Eisberg! Sie wollen mit ihren Regeln und Eingriffen den Anfängen des Rassismus wehren – es fehlt aber der Rassismus, dessen es sich zu erwehren gälte. Eher läuft es darauf hinaus, dass sie damit den Rassismus erst anheizen.

Vielleicht ist den Opfern von Rassismus daran gelegen, dass rassistische Auslassungen auf klare Ablehnung stoßen.
Was die betreffenden Minderheiten damit erreichen, ist sehr fraglich. Eine strenge Antirassismuspolitik reduziert den Menschen auf ein zurückgebliebenes Herdentier, das die Absicht hinter bestimmten Äußerungen nicht zu erkennen vermag. Eine solche Politik verstärkt die Vorstellung, dass wir Menschen im Kern schwach sind und ständig Gefahr laufen, emotionale Schäden davonzutragen, weil jemand irgendein Wort benutzt, das als rassistisch gilt. Die Antirassisten schaffen so eine Kultur, in der man sich sofort als Opfer fühlt, wenn man eine hässliche Bemerkung an den Kopf geworfen bekommt. Eine Kultur, in der man sich an den Schutzmann oder den Therapeuten wenden muss, wenn man auf dem falschen Fuß erwischt wird. Eine Kultur, in der man schon gar nicht selbst nachdenken oder selbst handeln soll, wenn man beleidigt wird. Ich bezweifle stark, dass uns das weiterbringt.

Eine Schaffnerin der belgischen Eisenbahn hat im letzten Jahr zwei afrikanische Fahrgäste sehr rassistisch behandelt. Wie soll man da reagieren?
Natürlich gibt es noch ein paar Schwachköpfe, die sich rassistisch äußern, aber dann kriegen die eben Kontra. Was in dem Fall übrigens passiert sein soll, soweit ich weiß. Und so gehört sich das auch. Wir müssen den moralischen Mut entwickeln, Rassismus selbst zu bekämpfen, wenn wir ihm begegnen. So macht man das bei untauglichen Ideen und Überzeugungen.

„Die moderne Antirassismuspolitik bedeutet einen Frontalangriff auf die Meinungsfreiheit“

Sie waren in Ihrer Studienzeit selbst als Antirassismusaktivist tätig.
Ja, das war damals von ganz anderer Bedeutung als heute. Das waren andere Zeiten. Es gab viel mehr rassistische Morde und ihnen wurde weit weniger mediale Aufmerksamkeit und öffentliche Abscheu zuteil als heutzutage.

Worin liegt der größte Unterschied zwischen damals und heute?
Man konnte niemandem vertrauen. Rassismus herrschte beim Nachbarn, der Polizei, beim Lehrer, den Journalisten, bei allen. Unsere Losung lautete: „Fighting racism: it’s up to us.“ Wir mussten selbst handeln. Wie sich die Zeiten geändert haben: Heute liegt die Rassismusbekämpfung bei allen möglichen staatlichen Einrichtungen und subventionierten Lobbyisten, die offenbar viel aufgeklärter und zivilisierter sind als wir selbst, der Pöbel. Durch ihre Politik verstärken sie noch die Rassenidentität. Also stoßen wir uns nicht mehr spontan an Beleidigungen, sondern suchen aktiv nach ihnen, um dadurch Anerkennung für unsere schwache Position zu erzwingen. So bildet die moderne Antirassismuspolitik einen Frontalangriff auf die Meinungsfreiheit.

Darüber können Sie sich offenbar aufregen.
Ja, denn hier geht es um unsere Freiheit, nicht ständig vom Staat vorgeschrieben zu bekommen, was wir sagen dürfen und was nicht. Man arbeitet an einer Orwell’schen Gesellschaft voller braver Bürger. Da lebe ich doch lieber in einer Welt, in der auch ich ab und zu beleidigt werde.

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