Friday, June 26, 2015

Zürcher Jihad-Sympathisanten: Im Netz der Salafisten

Valdet Gashi schwärmt von den Verhältnissen in Syrien. Er habe sich als Helfer und nicht als Kämpfer der Terrororganisation Islamischer Staat angeschlossen, patrouilliere entlang des Euphrats und spüre Schmuggler und Spione auf. Die Bedingungen seien gut im Kalifat, propagiert der 28-Jährige in Interviews und auf seiner Facebook-Site. Inzwischen rechnet er laut eigenen Angaben damit, dass er in Kampfhandlungen involviert wird. In Winterthur hatte Gashi bis Ende des letzten Jahres ein Kampfsport-Center betrieben. Dort trainierten auch drei andere junge Männer, die mittlerweile nach Syrien gereist sind. Einer davon befindet sich am gleichen Ort wie Gashi. Doch wieso führte der Weg des zweifachen Thaibox-Weltmeisters aus dem deutschen Singen ausgerechnet über Winterthur?
In Deutschland ermitteln inzwischen die Strafverfolgungsbehörden gegen Gashi. Auch die Schweizer Behörden gehen von einer sehr aktiven Szene aus. Die Strafverfolgungsbehörden führen derzeit mehrere Verfahren gegen Personen aus dem Grossraum Winterthur. Äussern will man sich bei der Bundesanwaltschaft allerdings nicht – aus ermittlungstaktischen Gründen. Unter Beobachtung steht auch die Koran-Verteilaktion «Lies!» des deutschen Predigers Ibrahim Abou-Nagie. Diese war auch in mehreren Schweizer Städten präsent. Die Jihad-Reisenden aus Winterthur hatten alle Kontakt zu «Lies!». Auch Gashi, der jedoch bestreitet, dass die Aktion etwas mit dem Islamischen Staat zu tun hat.
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Es herrsche eine grosse Dynamik zwischen deutschen und schweizerdeutschen Städten, sagt Terrorismusexperte Jean-Paul Rouiller vom Centre for Training and Analysis of Terrorism in Genf. «Vor allem Salafisten aus Frankfurt, Köln und München stehen mit Glaubensbrüdern aus Winterthur, Zürich, Basel und Bern in Kontakt.» Und wieso gerade Winterthur? Die Antwort von Terrorismusexperte Rouiller fällt klar aus: «Das hat eindeutig mit den Moscheen in Winterthur zu tun, in denen der salafistische Glaube gepredigt wird.» Dass es in der zweitgrössten Zürcher Stadt eine soziale Unterschicht gebe, sei kein Grund, den Salafismus als Loser-Phänomen abzutun. «Mit dieser Argumentation macht man es sich zu einfach.» Die Perspektivlosigkeit spiele zwar eine Rolle. «Aber salafistische Moscheen sind gefährlicher, da hier Jugendliche, egal welcher Herkunft, mit Extremisten in Kontakt kommen.»
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