Friday, September 04, 2015

Polizei in Heidelberg „am Rande der Belastbarkeit“

Bei neuen Unruhen in der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge im Patrick Henry Village musste die Polizei in der Nacht auf Donnerstag wieder mit einem Großaufgebot die Lage beruhigen. 21 Streifenwagenbesatzungen aus der gesamten Region wurden laut Polizei zusammengezogen, um bei zwei Vorfällen die zeitweise über 50 Beteiligten zu trennen. Verletzt wurde niemand. Neun Personen, die teilweise erheblich alkoholisiert waren, wurden über Nacht in Gewahrsam genommen. Aufgrund der vielen Einsätze in der weiterhin überfüllten Einrichtung sehen Polizei und Feuerwehr massive Probleme. "Wir sind seit Wochen am Rande der Belastbarkeit", so ein Sprecher der Polizei. Um kurz nach 23 Uhr wurden die Beamten am Mittwochabend zum ersten Mal alarmiert. Eine Gruppe von über 50 meist irakischen Flüchtlingen war mit dem privaten Sicherheitsdienst der Einrichtung aneinandergeraten. Um mit der großen Menge "mithalten" zu können, wurden Streifen aus sämtlichen Revieren in Heidelberg sowie aus Mannheim, Wiesloch und anderen Orten im Rhein-Neckar-Kreis nach Kirchheim geschickt. Der Grund für die Auseinandersetzung konnte bislang nicht ermittelt werden, so Polizeisprecher Norbert Schätzle: "Wenn wir vor Ort eintreffen, rennen die Beteiligten in der Regel weg und tauchen in der Menge unter. Wir stoßen dann auf eine Mauer des Schweigens. Niemand will mit uns reden oder Täter nennen." Ein 33-jähriger Rädelsführer wurde dennoch über Nacht in Gewahrsam genommen. Gegen 3 Uhr mussten die Beamten dann erneut mit diesmal zwölf Streifenwagen ausrücken. Zwei größere Gruppen algerischer und tunesischer Flüchtlinge waren laut Polizei zwischenzeitlich aus unbekannten Gründen aneinandergeraten. Als der Sicherheitsdienst eingriff, verbündeten sich die Gruppen offenbar gegen die Mitarbeiter. Die Polizisten nahmen acht Beteiligte über Nacht in Gewahrsam, die Steine auf das Personal geworfen haben sollen. Laut Polizeisprecher Schätzle ist die Sicherheitslage seit Wochen kritisch. "Wenn wir derart große Einsätze haben, sind zahlreiche Polizisten über Stunden gebunden. Die fehlen dann natürlich für andere Einsätze." Bei kleineren Vorfällen würde deshalb bisweilen einige Zeit vergehen, bis Beamte helfen könnten. "Unfälle und Ruhestörungen müssen dann warten, aber wir versuchen natürlich allem nachzugehen." Die Feuerwehr hatte bis vor kurzem mit mutwilligen Fehlalarmen zu kämpfen. Bewohner drückten regelmäßig die Brandmelder, bis zu fünfmal in der Nacht musste ein kompletter Löschzug ausrücken, so Amtsleiter Georg Belge. "Inzwischen haben wir automatische Rauchmelder angebracht", erklärt er. "Auch das Sicherheitspersonal macht jetzt Rundgänge." Seitdem sei die Anzahl der Einsätze wieder gesunken. Davon profitieren die Polizisten nicht. "Wir haben in der Einrichtung täglich mehrere Einsätze", so Sprecher Schätzle.
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