Thursday, October 08, 2015

Christlicher Flüchtling: „Deutschland kommt mir vor wie der Iran“

Christliche Flüchtlinge werden in Asylbewerberheimen schikaniert und bedroht. Viele sind deswegen enttäuscht von Deutschland, einer versucht, sich umzubringen. Ein Berliner Pfarrer will helfen – und die Behörden mauern.

Elia Ali Reza ist nach Deutschland geflohen, weil er in seiner Heimat wegen seiner Konversion zum christlichen Glauben mit dem Tod bedroht wurde. In Deutschland angekommen, muss er erneut fliehen – aus einem Flüchtlingsheim in Brandenburg, aus Angst vor den muslimischen Mitbewohnern. „Ich bin nach Deutschland gekommen, weil es ein christliches Land ist“, sagte er am Mittwochabend bei Stern TV. „Aber nach den Erfahrungen im Asylbewerberheim kommt es mir vor, wie im Iran.“ Alle Nichtmuslime würden dort beschimpft und als „unrein“ bezeichnet.
Joshua Paul aus Pakistan geht es ähnlich. Er musste fliehen, weil er als Sohn eines christlichen Pastors in dem muslimischen Land immer wieder Morddrohungen und Gewalt erleben musste. Der 24-Jährige ist heute in einem Flüchtlingsheim in Hennigsdorf untergebracht und fühlt sich zwischen den muslimischen Mitbewohnern nicht sicher. Dabei seien Muslime an sich nicht das Problem, es gebe auch friedliche. „Aber die, die hier sind, sind sehr diskriminierend“, beklagt er. Er habe gedacht, Deutschland sei ein christliches Land, in dem Christen geholfen wird und alle Menschen gleich behandelt würden.
Dass solche Geschichten keine Einzelfälle sind, weiß der Berliner Pfarrer Gottfried Martens. Er bietet christlichen Flüchtlingen in seiner Kirche Übernachtungsmöglichkeiten, wenn sie es in ihrer eigentlichen Unterkunft nicht mehr aushalten. „In vielen Heimen wird nach der Regel der Scharia gelebt, und wer sich da nicht anpasst, der kriegt Probleme“, erklärte er. Martens hat mehrfach versucht, von den Heimleitungen Hilfe für die christlichen Flüchtlinge zu bekommen – mit geringem Erfolg. Journalisten von Stern TV fragten bei dem Träger der Henningsdorfer Flüchtlingsunterkunft nach, ob die Übergriffe auf Christen bekannt seien. Die kurze Antwort: „Nach Rücksprache mit der Heimleitung, den Sozialarbeitern und dem zuständigen Dezernat für die Unterbringung von Asylbewerbern im Landkreis Oberhavel liegen uns keine Erkenntnisse vor, die derartige Vorfälle in Gemeinschaftsunterkünften belegen würden.“

„Mehr konservative Muslime, als ich wahrhaben wollte“

Im Studio-Gespräch fragte Moderator Steffen Hallaschka Martens, ob Muslime nach Deutschland kämen, deren Werte „mit den unseren nicht kompatibel“ seien und die sich diesen nicht anpassen wollten. „Dieser Eindruck ist für mich sehr viel stärker geworden, als ich es am Anfang wahrhaben wollte“, sagte Martens. „Ich habe am Anfang dieser Flüchtlinsgwelle gedacht, viele haben unter den Ausprägungen eines radikalen Islam in ihrer Heimat gelitten, sie wissen es zu schätzen, wenn es hier anders ist.“ Der Prozentsatz der „einfach sehr konservativen“ Muslime sei aber unter den Asylbewerbern sehr viel größer, als er geschätzt habe. Im Vergleich zu den Vorjahren habe sich in den Heimen das Stimmungsbild deutlich geändert. Afghanische oder iranische Christen müssten zudem drei bis vier Jahre auf ihre Anerkennung in Deutschland warten.
Neben Martens waren auch die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner, die muslimische Journalistin Khola Maryam Hübsch und Wolfgang Bautz, der Leiter des „Fachberatungsdienstes Zuwanderung, Integration und Toleranz“ im Land Brandenburg, im Studio. Hübsch sagte, gewaltbereite Muslime würden den Koran nicht kennen und wegen ihrer Perspektivlosigkeit auf religiöser Ebene provozieren. „Da müssen wir in den interreligiösen Dialog hineinwirken“, forderte sie.
Bautz erklärte, Konflikte in Asylbewerberheimen hätten auf keinen Fall die „unterschiedlichen Glaubensinterpretationen“ zur Ursache. Schuld seien unter anderem die beengte Wohnsituation und in der Heimat sowie auf der Flucht nach Deutschland erlebte Traumata. Martens konterte, dass es nicht um Konflikte, sondern um religiöse Unterdrückung gehe – denn in Konflikten gäbe es zwei Konfliktparteien.

Erst Kirchenchor, dann Selbstmordversuch

Klöckner wollte das nicht akzeptieren: Weder beengtes Wohnen noch sonstige Bedingungen rechtfertigten Gewalt, stellte sie klar. Problematische Weltbilder änderten sich auch nicht nach einer Veränderung der Wohnsituation.
Pfarrer Martens schaltete sich mit zwei weiteren Beispielen aus seinem Alltag in die Debatte ein. In Brandenburg habe er eine afghanische Familie besucht, die sich zum Christentum bekehrt hat. Die Familie wohnt nicht mehr in einem Heim, sondern in einer Wohnung. „Sie trauen sich kaum auf die Straße“, berichtete Martens, weil die muslimische Community aus dem Asylbewerberheim es auf sie abgesehen habe.
Vor seinem Besuch bei Stern TV war Martens im Krankenhaus und hat einen jungen Mann besucht, der versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, weil er von Muslimen in seinem Heim immer wieder schikaniert worden war. „Er hat es einfach nicht mehr ausgehalten“, sagte Martens. „Am Tag zuvor hat er noch bei uns im Kirchenchor gesungen.“
 pro-medienmagazin

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