Friday, October 02, 2015

Flüchtlinge verlangen männlichen Makler

Es war ein Anruf, wie ihn Aline Kern in diesen Tagen häufig bekommt. Kern, 33, Maklerin im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach, hatte im Internet eine günstige Vier-Zimmer-Wohnung angeboten. Nun erkundigte sich am Telefon ein Mann in gebrochenem Deutsch, ob die Unterkunft womöglich geeignet sei für eine fünfköpfige Flüchtlingsfamilie. Weil die selbstständige Maklerin weiß, wie händeringend Menschen auf der Flucht nach einer Bleibe suchen, machte sie umgehend einen Termin aus, um die Wohnung zu zeigen. Doch mit dem, was sie erlebte, als sie sich vor dem Gebäude in Bad Kreuznach mit dem Vermittler und der Familie traf, hätte sie nie gerechnet, sagt Kern. Denn zum Treffen kam es zwar wie verabredet, aber nicht zu einer Wohnungsbesichtigung – weil Aline Kern eine Frau ist. Auf der Straße warteten zwar wie besprochen der Anrufer und die Wohnungssuchenden, eine verschleierte Frau, drei Kinder und zwei Männer im Alter von Anfang bis Ende dreißig, so schätzt die Maklerin. Die Familie, so hatte ihr der offenkundig auf eigene Faust suchende Vermittler gesagt, stamme aus Syrien, "doch das sagen zurzeit fast alle Suchenden, weil sie sich damit die besten Chancen ausrechnen", so die Erfahrung der Maklerin. Die Stimmung sei von Beginn an angespannt gewesen, zu einem Händeschütteln sei es nie gekommen.Stattdessen brach sofort nach der Begrüßung eine erregte, offenbar hitzige Debatte unter den drei Männern aus. "Dann teilte mir derjenige, der ein bisschen Deutsch konnte, mit, dass kein Interesse an einer Besichtigung bestehe, weil ich eine Frau und blond sei und weil ich den Männern in die Augen geschaut hätte. Das gehöre sich nicht. Meine Firma solle einen Mann vorbeischicken."
 welt.de

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