Tuesday, December 01, 2015

Kinobetreiber verbieten das „Vater unser“

Es sollte ein schöne vorweihnachtliche Aktion werden, um den Menschen den Wert des Gebets in Erinnerung zu rufen: Im Vorprogramm des neuen „Star Wars“-Films hatte die Church of England (Anglikanische Kirche) landesweit einen Spot geschaltet, in dem in knapp einer Minute alle möglichen Bevölkerungsgruppen, Berufe, Altersgruppen und Hautfarben das wichtigste Gebet der Christenheit beten, das „Vater unser“.Vom Kirchenoberhaupt, dem Erzbischof von Canterbury, über einen Trauernde am Friedhof, einen Schafhirten, einen Gospelchor, Polizisten, Rettungssanitäter, Kraftsportler, eine Hochzeitsgesellschaft, eine Grundschulklasse bis hin zu einer christlichen Flüchtlingsfamilie aus Somalia: Alle finden Trost in dem Gebet, das Jesus laut der Überlieferung seinen Jüngern in der Bergpredigt lehrte (Mt 6, 9-13). Jede der Gruppen betet in dem nur 56 Sekunden langen Spot je eine Zeile. Besonders bemerkenswert dabei: Gerade dieses Gebet enthält neben den christlich-religiösen Aspekten und den Bitten um die Erfüllung der Grundbedürfnisse aller Menschen auch eine zentrale Friedensbotschaft. Damit kommt ihm gerade in Zeiten der weltweiten Terrorangst und Kriegsgefahr wichtige Bedeutung zu.Der Spot ging seinen üblichen Weg durch alle Prüfinstanzen und wurde freigegeben. Verträge wurden ausgehandelt, sogar ein Rabatt eingeräumt, wie der Deutschlandfunk berichtet. Doch auf einmal beschlossen die drei wichtigsten Kinobetreiber-Ketten des Landes, den Spot nicht zu senden. Begründung: Er könnte die Gefühle von Moslems oder Atheisten verletzen. Andere Berichte sprechen davon, dass die britische Medienagentur DCM, die die Werbespots der größten britischen Kinos verwaltet, die Spots abgelehnt habe, weil eine interne Richtlinie die Zustimmung zu jeglicher politischer oder religiöser Werbung verbiete. Dies könnte unter „jenen mit anderem Glauben, oder auch gar keinem Glauben“ zu Ärgernis führen. Die Church of England reagierte empört: „Wir finden das wirklich erstaunlich, enttäuschend und verwirrend“, sagte Kirchensprecher Arun Arora zum Deutschlandfunk. „Das Vaterunser wird weltweit von Milliarden gebetet und gehört seit Jahrhunderten zu unserem Land.“ Die Kirche hat nun sogar die Antidiskriminierungsstelle der Regierung angerufen, denn der Boykott der Kinoketten diskriminiere die Kirche und verletze die Religionsfreiheit. Da man außerdem Anteilseigner einer der Ketten sei, werde man auch hier Druck machen.
 bayernkurier

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