Wednesday, February 10, 2016

Eine Meldung und ihre Geschichte: Die Wahl der Waffen

Diese Geschichte beginnt in Villingen-Schwenningen, einer mittelgroßen Stadt in Baden Württemberg. Und sie beginnt mit einer Handgranate, die Unbekannte am 29. Januar auf den Container einer Flüchtlingsunterkunft warfen, der Abzug war gezogen. Gottseidank explodierte das Geschoss trotzdem nicht, niemand kam zu Schaden. Seit gestern, dem 09. Februar, wissen wir, wer wohl die Täter des Anschlags waren.
Die FAZ berichtet, vier Tatverdächtige „mit osteuropäischem Hintergrund“ hätten in der Nacht zum 29. Januar „eine Handgranate aus jugoslawischer Produktion (Typ M52) auf einen Container vor der behelfsmäßigen Erstaufnahmeeinrichtung (BEA) geworfen“. Als Hintergrund wird ein Streit unter „Sicherheitsfirmen“ vermutet. Von denen verdienen sich einige dumm und dämlich, seit die Migrationswelle der Branche „ein sprunghaftes Umsatzwachstum“ bescherte.
Damit wäre die Geschichte schon zu Ende, gäbe es nicht eine Geschichte hinter der Geschichte, die zeigt, wie sehr vielleicht gutgemeinte Faktenausblendungen das Denken in unserem Land inzwischen vernebelt haben.
In ihrem staatsgefälligen Bemühen, den Migrationshintergrund bei Straftaten zu verschleiern, kommen Exekutivorgane und Medien auf die dollsten Ideen.
Der straffällige Zigeuner wurde zum straffälligen Roma, schließlich zum Angehörigen einer „mobilen ethnischen Minderheit“ (nicht zu verwechseln mit einem surinamesischen Holländer auf Durchreise!), ein tatverdächtiger Türke oder Araber zum Südländer (hierunter fallen im Neusprech nicht: Italiener, Spanier oder Portugiesen).
Am Ende war ein Straftäter nur noch Kölner, Bremer oder Dortmunder mit Namen Yussif A. oder Achmed O.. Am Ende bleibt oftmals ein „Männer stechen Mann nieder“, Verbal-Extremisten machen aus Amir O. einen Peter O. mit dem Hinweis „Name geändert“.
Aber wie in der untergegangenen DDR hat auch der BRD-Bürger gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen. Steht geschrieben, dass in der U-Bahn mehrere „Jugendliche“ einen Einzelnen niederschlagen und den am Boden liegenden mit Tötungsabsicht noch vor den Kopf treten, kann er statistisch gesehen davon ausgehen, dass der Täter nicht Kevin oder Peter heißt.
Das System der semiotischen Erkenntnis hat sich längst verfestigt. Werden junge Frauen per Kopfstoß oder Faustschlag ins Gesicht niedergestreckt, kommen bei Auseinandersetzungen Messer zum Einsatz, dann ahnt der Zeitgenosse auch ohne Namensnennung, dass Willkommenskultur allzu oft eine einseitige Angelegenheit ist.
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