Thursday, February 11, 2016

Es rumort, und nicht ganz grundlos

In Wien kam es jüngst in mehreren Spitalsambulanzen zu eher unschönen Szenen, weil einheimische Patienten verärgert darüber waren, dass Migranten meist sofort behandelt wurden, während sie selbst teils stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen mussten. Der Einwand der Verantwortlichen, dies sei sinnvoll, weil die Behandlung der Migranten nur mit Dolmetschern möglich sei, deren zeitliche Kapazitäten äußerst knapp seien, mag sachlich berechtigt sein, besänftigte die Aufgebrachten aber eher wenig. Die fühlten sich einfach als Patienten zweiter Klasse. Dass zeitgleich in Wien überlegt wurde, Asylwerbern Öffi-Gratiskarten zu spendieren, während selbst einkommensschwache Einheimische Bim und U-Bahn nicht kostenlos nutzen dürfen, kommt in diesem Klima auch nicht sonderlich gut an, schon gar nicht im Gemeindebau. Etwas weiter südlich, in Kärnten, grummelte der Volkszorn aus einem ganz anderen und doch ähnlichem Grund. Dort kontrolliert die Polizei bei heimischen Autofahrern, die aus Slowenien kommen, wieder regelmäßig die Pässe. Wer keinen dabeihat, zahlt mindestens 25 Euro Strafe. Dass Migranten hingegen zu Hunderttausenden über dieselbe Grenze kamen und kommen, ohne für dasselbe Delikt 25 Euro blechen zu müssen, fanden Leser der "Kleinen Zeitung" eher empörend: Wo bleibt da der Gleichheitsgrundsatz? In Wien warten bereits 13.815 Menschen auf eine billige Gemeindewohnung, Tendenz stark steigend. Der gut geerdete sozialdemokratische Wohnbaustadtrat Michael Ludwig ("Ich sehe die Willkommenspolitik mit weniger Euphorie") merkte dazu ebenso kühl wie präzise an: "Die Situation wird sich zuspitzen, wenn demnächst auch viele Asylberechtigte Anspruch auf eine Gemeindewohnung haben." Die stehen dann natürlich im Wettbewerb mit den Einheimischen um günstigen Wohnraum, was aus rein logischen Gründen zu einer Verschlechterung von deren Lage führt (etwa in Form längerer Wartezeiten). Ähnliches ist am Arbeitsmarkt zu erwarten.
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