Saturday, September 24, 2016

Wir müssen endlich über unsere Frau Kaddor sprechen

Die Lehrerin Lamya Kaddor, mediales Aushängeschild eines kleinen islamischen Verbandes, beklagt zunehmenden Rassismus in Deutschland. Glücklicherweise hat sie dagegen Vorschläge, die sie unter der Überschrift `Wir müssen endlich über unsere Bringschuld sprechen´ vorstellt. Es geht um die Bringschuld der Mehrheit gegenüber muslimischen Minderheiten, wie aus dem weiteren Artikel hervorgeht. Diese Bringschuld konstruiert Frau Kaddor etwas umständlich: Unsere Regierungen, dazu zählt Kaddor die französische, britische und die US-Regierung neben der deutschen, hätten schließlich mit arabischen Diktatoren jahrelang Geschäfte gemacht anstatt eben jenen Diktatoren ein Ende zu bereiten. Daher entstand der arabische Frühling, der irgendwie dazu geführt hat, dass nun in Ägypten al-Sisi an der Macht ist, der schlimmer als Mubarak sei, woran irgendwie wieder wir schuld sind. Jedenfalls haben wir als Gesellschaft Geflüchteten gegenüber eine Verantwortung und damit eine Bringschuld, schließlich zahlen ja die Gastarbeiter längst bei uns Steuern. Das Ganze ist hier nachzulesen.
Diese Herleitung ist so durcheinander wie seltsam. Sisi ist in Ägypten an der Macht, da sein Vorgänger, der Islamist Mursi, durch die größte Demonstration in Ägypten jemals gestürzt wurde. Dessen Vorgänger Mubarak wiederum stolperte über die Auswirkungen des arabischen Frühlings. Die Flüchtlinge jedoch kommen in der Mehrheit nicht aus Ägypten, und ebenso wenig aus Tunesien, wo der arabische Frühling begann. Denn weder Tunesien noch Ägypten sind Kriegsgebiet. Die meisten Flüchtlinge stammen aus Syrien und dem Irak. Von dort flüchteten sie vor Assads Bomben und den Gräueltaten des Islamischen Staates.
Eben jenen Gräueltaten schlossen sich fünf Schüler nach Frau Kaddors Islamkundeunterricht an. Den Grund für das Verhalten ihrer Schüler fand die Lehrerin schnell, nämlich in der Gesellschaft, die ihre ehemaligen Schüler diskriminiert habe.
Vielleicht brachte das Nachdenken über ihre Schüler Lamya Kaddor zur Bringschuld der Mehrheitsgesellschaft. Es gebe nämlich längst Konsens darüber, was Migranten zu leisten hätten, „dass die Sprache gelernt und die Gesetze dieses Landes von Neuankömmlingen eingehalten werden müssen“. Nur über die Verantwortung gegenüber Zugewanderten werde zuwenig gesprochen. Tatsächlich hätte Frau Kaddor als Teil der Mehrheitsgesellschaft mit den Schülern über Gesetze sprechen können, es ist beispielsweise verboten, sich terroristischen Organisationen anzuschließen. Stattdessen benötige unsere Gesellschaft „mehr Respekt, Wertschätzung und Empathie für Minderheiten und muss wieder lernen, Mehrheitsentscheidungen zu respektieren.“ Ansonsten drohe ein Auseinanderfallen der Gesellschaft, wie wir es beim Brexit erlebt hätten, der eine Entscheidung gegen die europäische Wertegemeinschaft gewesen sei. Frau Kaddor scheint nicht bewusst zu sein, dass der Brexit eine Mehrheitsentscheidung britischer Bürger war, also eben eine dieser Mehrheitsentscheidungen, für die sie ein paar Zeilen vorher Respekt eingefordert hatte. Dazu scheinen eben nicht Mehrheitsentscheidungen zu zählen, die Frau Kaddor missfallen. Sie konstatiert, der Brexit sei aus rassistischen Motiven erfolgt und beruft sich bei dieser Behauptung auf Wissenschaftskollegen mit ausländischen Wurzeln, die ihr dies bestätigt hätten. In der Tat wurde in Großbritannien mit Einwanderung argumentiert, allerdings ging es dabei um die Freizügigkeit europäischer Arbeitsmigranten. Die muslimischen Minderheiten, um die es Frau Kaddor geht, verbleiben selbstverständlich in Großbritannien, was jedem Briten klar ist. Nur eben Frau Kaddor und ihren Wissenschaftskollegen nicht. Worin die Bringschuld jenseits von Wertschätzung und Empathie für Minderheiten und dem Respekt gegenüber von Frau Kaddor gut geheißenen Mehrheitsentscheidungen besteht, erläutert die Lehrerin nicht.
Dafür fordert sie zum Abschluss des Artikels eine Diskussion über die moralischen Werten, mit denen wir künftig miteinander leben wollen. Just in dieser Woche begann eine Gruppe europäischer Muslime eben jene Diskussion über Werte. In der Freiburger Deklaration formulieren die Unterzeichner Werte, die sie aus den Menschenrechten ableiten, wie die Ablehnung jeglicher Diskriminierungen, insbesondere auch von Antisemitismus und Homophobie. Sie setzen sich für die uneingeschränkte Gleichberechtigung von Mann und Frau ein und gegen die Unterdrückung von Frauen und den Missbrauch von Kindern. Sie träumen von „einer Aufklärung, aus der eine muslimische Gemeinschaft erwächst, die sich als integralen Bestandteil der europäischen Gesellschaft sehen will“. Frau Kaddor findet die Freiburger Deklaration unangebracht und kritisiert sie scharf. Ihr Verband, der Liberal-Islamische Bund e.V., unterzeichne „diese Erklärung nicht, da ein 'liberaler Islam' da aufhört liberal zu sein, wo er sich marginalisierenden Diskursen der Mehrheitsgesellschaft unreflektiert anschließt.“ Im Übrigen leiste der Initiator Herr Ourghi rassistischen und islamfeindlichen Diskursen in Deutschland Schützenhilfe. In der Freiburger Deklaration sind weder rassistische noch islamfeindliche Aussagen zu finden. Sie besteht einfach darauf, dass die Menschenrechte auch für muslimische Frauen und Kinder gelten. Die Deklaration fordert jenen Konsens ein, der nach Frau Kaddor längst selbstverständlich ist, eben dass die Gesetze dieses Landes von allen eingehalten werden müssen. Lamya Kaddor brandmarkt das Einfordern von Menschenrechten für muslimische Frauen und Kinder also als rassistische Schützenhilfe und beklagt eben jenen zunehmenden Rassismus in der Gesellschaft.
Wir müssen endlich über unsere Bringschuld reden. Wie können wir es zulassen, dass in unserer Gesellschaft Schüler von Lehrerinnen wie Frau Kaddor unterrichtet werden?
 https://www.fischundfleisch.com/rebecca-schoenenbach/wir-muessen-endlich-ueber-unsere-frau-kaddor-sprechen-25819

1 comment:

Unknown said...

Die Deutschen haben keine Bringschuld.

Und wenn die Gastarbeiter wirklich ihre Steuern zurück fordern: das können wir uns eher leisten als die Massen an illegalen Einwanderern. Ich hätte also kein Problem damit die auszuzahlen, wenn sie sich verpissen.

Problem: es sind ja mindestens 2 Generationen von ihnen hier auf deutschem Boden geboren.