Monday, October 31, 2016

Schwarzer: Die Wahrheit der Silvesternacht

Neu ist auch, dass es nicht nur die Methode „Höllenkreis“ gab, bei dem 5 bis 20 Männer die Frauen umringten, ihnen an den Po, in den Schritt und „in alle Öffnungen“ fassten (und sie häufig in den After oder in die Vagina penetrierten). Die Männer bildeten auch Reihen, an denen entlang sie die Frauen jagten. In manchen Fällen jagten sie die Frauen auch zwischen zwei Reihen durch. Und jeder griff zu. Wenn die Frauen empört waren oder sich wehrten, wurden sie ausgelacht. Und als „Schlampen“ bezeichnet (man kennt solche Szenen aus Kriegssituationen, in denen die Besatzer das mit den eroberten Frauen machen).
Nur zwei Prozent der Betroffenen erklärte, sie seien von „deutsch oder europäisch“ aussehenden Männern angegriffen worden. Alle anderen sprachen von „arabisch“ oder „südländisch“ aussehenden Männern. Und nur ein Viertel aller Anzeigen war bis zum 2. Januar eingegangen. Dreiviertel erfolgten erst, nachdem der Skandal öffentlich geworden war, die Opfer sich also durch die Empörung ermutigt fühlen konnten.

Im Laufe des Abends erschall auch mindestens einmal der Ruf „Allahu Akbar“ (Allah ist groß), das ist auf einem der Videos zu hören. Und ein aus Syrien stammender Arzt berichtete der Polizei, er sei an dem Silvesterabend im Bahnhof von einem Mann aufgefordert worden, sich „an den Diebstählen zum Nachteil der ‚Kufar‘ (Ungläubige) zu beteiligen. Die hätten schließlich auch den Krieg in die arabischen Staaten gebracht. Deshalb kann man sie hier ruhig schädigen.“ Die Person habe „sprachlich aus Libyen“ gestammt.
Die Frauen, die Opfer sexueller Gewalt geworden waren, hatten von Anbeginn an darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um „nordafrikanisch oder arabisch“ aussehende und sprechende Männer gehandelt habe. Sie waren deswegen zunächst als „Rassistinnen“ beschimpft worden. Es konnte nicht sein, was nicht sein durfte. Erst allmählich war die bittere Wahrheit durchgedrungen: Die Täter waren nicht nur aus diesen Ländern, sondern zu fast hundert Prozent Asylbewerber und Illegale gewesen; überwiegend aus Marokko und Algerien, einige auch aus Syrien.
Das Gutachten geht davon aus, dass die über 2.000 Männer sich auf dem Bahnhofsvorplatz verabredet hatten, via Facebook oder Handy sowie Mundpropaganda in den Flüchtlingslagern. Es lässt offen - und muss offen lassen -, ob die Täter in ihrer Mehrheit mit verbrecherischen Absichten angereist waren, oder ob sich das erst im Laufe des Abends entwickelt hat. Denn das ist aus den Anzeigen nicht zu erkennen. Dazu müssten auch die polizeilichen und juristischen Erkenntnisse ausgewertet werden.
 http://www.aliceschwarzer.de/artikel/schwarzer-die-wahrheit-der-silvesternacht-333639

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