Thursday, November 17, 2016

Haßfabrik

Nachdem bereits ein erstes Gutachten der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim (HAWK) bescheinigt hatte, daß ihr Seminar-Angebot »Soziale Lage der Jugendlichen in Palästina« wenig mit freier Wissenschaft, aber viel mit Antisemitismus zu tun habe, liegt nun ein Zweitgutachten des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung vor, das den Befund bestätigt.
Mit der Analyse, die Stefanie Schüler-Springorum, die Leiterin des ZfA, am Montag in Hannover vorstellte, wird einmal mehr ein zutiefst beschämendes Versagen deutscher Eliten im Umgang mit Antisemitismus dokumentiert. Zehn Jahre lang konnte in einer »Lehrveranstaltung« ein Bild von Israel, Juden, aber auch »Palästinensern« gezeichnet werden, das mit der Realität wenig zu tun hat.
Dabei hätte, wie Stefanie Schüler-Springorum rügt, »schon ein Blick auf die hochschulöffentlichen Seminarpläne« ausreichen müssen, um Zweifel an der Wissenschaftlichkeit des Seminars zu wecken. Doch nicht nur hier versagten hochschulinterne wie -externe Aufsicht. Wo israelfeindliche und antisemitische Klischees hätten erkannt werden müssen, wurden sie für harmlos erklärt.
So hatte Christiane Dienel, die Präsidentin der HAWK, Kritik an dem Seminar als Angriff auf die »grundgesetzlich geschützte Freiheit der Lehre« diffamiert. Und die Ethikkommission der HAWK konnte noch im Mai 2016 keine Anhaltspunkte dafür finden, »dass in dieser Lehrveranstaltung antiisraelische oder antisemitische Inhalte in unzulässiger [sic!] Weise propagiert werden«.
Zwar mußte zwischenzeitlich die verantwortliche Dekanin Christa Paulini zurücktreten, während der Vertrag für Hochschul-Präsidentin Christiane Dienel nicht verlängert werden wird. Doch ist die Affäre damit beendet? Schon jedenfalls gibt es eine Nachfolgeveranstaltung für das abgesetzte Seminar, deren Dozent via Facebook antisemitische Kommentare veröffentlicht haben soll.
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