Thursday, January 19, 2017

Bigotte Aufregung

Mit Äußerungen über eine »dämliche« deutsche »Bewältigungspolitik« und seiner Forderung nach einer »Erinnerungskultur, die uns vor allen Dingen und zu allererst mit den großartigen Leistungen der Altvorderen in Berührung bringt«, hat der vor allem in Thüringen aktive Politiker Björn Höcke für einige Aufregung gesorgt in Deutschland. Selbst Parteifreunde gehen öffentlich auf Distanz.
All die Empörung über Björn Höcke allerdings macht freilich erst recht deutlich, wie gering das gesellschaftliche oder mediale Echo ist, erklärt etwa ein deutsches Gericht einen Brandanschlag auf eine Synagoge zur legitimen Kritik an israelischer Politik oder leugnet eine Hochschulleitung im Namen »wissenschaftlicher Freiheit« per »Lehrmaterial« verbreiteten Antisemitismus.
Kürzlich fiel eine von einem renommierten Verlag betriebene Website, die sich an Schüler richtet und verspricht, »Schluss mit Halbwahrheiten« zu machen, durch eine sachlich falsche und darüber hinaus tendenziöse Darstellung Israels auf. Doch obschon es das Potential hatte, Millionen Schüler zu indoktrinieren, unterblieb ein breiter Protest gegen dieses »Muss für deine Referate«.
Breites Schweigen begleitet derzeit auch den Umgang des Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung im ostdeutschen Halle mit Protesten gegen Auftritte des »umstrittenen« Norman Finkelstein. Dem Gast aus den USA wird vorgeworfen, islamistische Terrororganisationen wie Hamas und Hisbollah zu unterstützen und mit zahlreichen Äußerungen die Shoah zu relativieren.
In ihrer »Stellungnahme zur Einladung von Dr. Norman Finkelstein« verleugnen dessen deutsche Gastgeber nicht nur jeden Antisemitismus, sondern inszenieren sich als Retter wissenschaftlicher Freiheit. »Die Kontroverse ist ein Wesenszug akademischer Arbeit«, und es sei »daher auch eine unserer Aufgaben«, Nachwuchswissenschaftler »an den akademischen Diskurs heranzuführen«.
 
Verharmlosung gegen Verharmloser: Berliner Boulevard-Antifa
So begrüßenswert der Protest gegen Björn Höcke daher auch sein mag, so entlarvend ist er doch gleichzeitig. Mit ihm stellt eine bigotte Gesellschaft sich bloß, die sonst nur allzu oft die Augen verschließt, wo Empörung angebracht wäre. Schön, daß sie »ihr« Mahnmal so lautstark verteidigt. Noch besser wäre es, setzte sie sich mit ähnlicher Entschlossenheit für noch lebende Juden ein.
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