Der türkische Präsident Erdogan ist im Überbietungstaumel oder -rausch befangen. Gerade hatte er heute Deutschland bezichtigt,
zu "Nazi-Praktiken" zu greifen, weil Regierungsmitglieder nicht in
Deutschland auftreten durften, um für die "Reform" zu werben, mit der
nun auch noch das Parlament und die Regierung ausgehebelt wird.
Deutschland habe nichts mit der Demokratie zu tun, warf ausgerechnet er
vor.
Natürlich provozierte Erdogan damit Aufregung und Anblehnung
unter deutschen Politikern. Das dürfte wohl auch erwünscht sein, um
Stimmen unter den türkischen Nationalisten in Deutschland zu fangen.
Teile seiner Anhängerschaft werden freilich auch ihrem Präsidenten desto
eher folgen, je mehr sie sich von den deutschen Behörden unterdrückt
sehen.
Erdogans Politik auch in der Türkei setzt auf Konflikt und die
Verschärfung der Gegensätze. Er propagiert ein Weltbild, das nur noch
auf Wir oder sie setzt, wobei jede Opposition zum Terrorismus erklärt
wird. Kein Wunder, dass Erdogan den in türkischer Haft befindlichen
Welt-Korrespondenten Deniz Yücel nicht mehr nur als Spion, sondern
gleich als Terroristen brandmarkte.
Bislang hatte die Bundesregierung Erdogan wüten lassen und nur
bedächtig Kritik geäußert, wie man auch zur türkischen Invasion nach
Syrien und dem Krieg gegen die PKK und die Kurden im Land sowie im
Nordirak und in Syrien geschwiegen hat. Die Türkei ist Nato-Partner und
Torhüter für die Flüchtlinge. Doch heute in einer Rede in Istanbul hat
Erdogan wohl den Bogen überspannt. Er drohte
der deutschen Regierung damit, letztlich auch gewaltsam oder unter
Missachtung der Souveränität ins Land einzudringen, wenn ihm der Sinn
danach steht, und sogar noch schlimmer, er drohte
damit, einen Aufstand zu inszenieren: "Wenn ich will, komme ich morgen.
Ich komme und wenn ihr mich nicht hereinlasst oder mich nicht sprechen
lasst, dann werde ich einen Aufstand machen."
https://www.heise.de/tp/features/Erdogan-droht-Deutschland-mit-Aufstand-3644548.html
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