SPON haut auf die große Glocke und titelt: „Jeder zweite Flüchtling hat nach fünf Jahren einen Job“.
Das klingt seelig und man fragt sich, woher der Spiegel das weiß. Als
Quelle gibt man das IAB an, das Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung, dass dazu eine Studie veröffentlicht hat. Dort
allerdings ist man deutlich vorsichtiger als im Spiegel von der
Meinungsfront und titelt lieber nur „Erwerbstätigenquote von 50 Prozent unter den Geflüchteten nach fünf Jahren realistisch“. (Hier das PDF dazu)
Einen Job haben und irgendwie erwerbstätig sein – da gibt es
nämlich kleine Unterschiede. Bezahlte Praktika zählt das IAB schon mal
mit in der neuen Statistik und die sonst gern verschriene Teilzeit ist
natürlich auch enthalten. Ebenso „selbständig, geringfügig oder
unregelmäßig Erwerbstätige“. Ob unter selbständig auch zählt, wenn
man als Pharmareferent im Görlitzer Park in Berlin arbeitet, sagt die
Studie nicht. In ihrem Bericht bleibt die IAB aus guten Gründen sehr
schwammig. Man beruft sich auf „Erfahrungen der letzten Jahre“, beklagt
mangelhaft detaillierte Informationen und baut einige interpretative
Weichzeichner in die Ergebnisse ein. Doch zu guter Letzt zieht man bei
IAB und SPON im Sinne der positiven Berichterstattung die Zuzugsjahre
2013-2016 einfach zusammen, als handele es sich seit Jahren um eine
homogene Gruppe – wobei IAB zumindest nur Mutmaßungen anstellt, während
SPON Fakten von der Kanzel predigt, die keine sind. Und weil zwei
Kirschen und zwei Melonen vier Stück Obst sind, haben nach der
Auffassung von SPON 50% der Flüchtlinge nach fünf Jahren einen Job. Denn
Deutschland ist ein 50-Prozent-Einwanderungsland, herzlichen
Glückwunsch zu dieser Art Realismus!
Verknüpfen wir die statistischen Kohorten, in dem Fall die Zeit, die
die Menschen nun schon in Deutschland verbringen, mit den Ergebnissen
der Befragung, gibt die Statistik nämlich leider nur folgendes her: Von
den im letzten Jahr nach Deutschland Geflüchteten haben heute 2,2% einen
Teil/Halb/Gelegenheits/Vollzeitjob. Im Laufe von weiteren vier Jahren
steigt die Quote auf 20,8% an. Nach Fünf Jahren haben Geflüchtete also
eine Erwerbslosenquote von 79,2%. Ob es so „positiv“ weiter geht, kann
die Erhebung nicht ermitteln. Der Jubelruf des Spiegel, jeder zweite
Flüchtling habe nach fünf Jahren einen Job in Deutschland, ist völlig
unbegründet – und möge bitte nie ins Arabische übersetzt werden!
Ach, und falls Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich fragen, ob das
was der Spiegel da verbreitet nicht eigentlich den Maas’schen Kriterien
für Fake-News entspricht…nun, vielleicht sollte man es zumindest
„Good-News“ nennen. Oder „Flunker-News“. Das Verfahren, wie solche
„Nachrichten“ entstehen, hat aber seit Jahrhunderten einen treffenden
Namen: Stille Post.
Da fällt mir ein DDR-Witz ein. Kennen Sie die vier tragenden
Säulen des Sozialismus? Das waren Russische Arbeitsproduktivität,
ukrainische Hektar-Erträge, mongolische Mikroelektronik und
DDR-Statistik. Letztere scheint heute wieder sehr gefragt zu sein!
http://unbesorgt.de/deutschland-ist-ein-50-prozent-einwanderungsland/
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