Thursday, May 18, 2017

Flüchtlings-Pfarrer in Mafia-Veruntreuung involviert

Das süditalienische Mafia-Netz 'Ndrangheta soll öffentliches Geld aus Italien und der EU in Millionenhöhe an einem Aufnahmezentrum für Flüchtlinge verdient haben. Dieser Verdacht erhärtete sich am Montag bei einer groß angelegten Polizeirazzia in der Provinz Crotone an der Spitze des italienischen Stiefels. Unter den festgenommenen 68 Tatverdächtigen befindet sich auch ein Priester, der als eine zentrale Figur in den Skandal verwickelt sein soll. Das Flüchtlingszentrum im kalabrischen Isola Capo Rizzuto gilt mit 1.500 Insassen auf einem Gelände von fünf Hektar als eines der größten Europas. In den zehn Jahren von 2006 bis 2015 hat der italienische Staat zusammen mit der Europäischen Union 103 Millionen Euro dafür aufgewendet. Insgesamt könnten davon der Polizei zufolge rund 36 Millionen Euro an den 'Ndrangheta-Clan der Familie Arena, eine der gefährlichsten und mächtigsten Gruppierungen der Region, geflossen sein; Aufträge aller Art wurden demnach einfach an Firmen des Clans umgeleitet. Als eine der Drahtzieher und Hauptverdächtigen gilt der Priester Edoardo Scordio. Er soll als Leiter des Zentrums, Pfarrer der Ortschaft und Mitbegründer der "Bruderschaft der Barmherzigkeit" allein im Jahr 2007 an die 132.000 Euro unrechtmäßig für die "geistliche Betreuung" der Flüchtlinge erhalten haben. Das Geld hat der Geistliche laut Haftbefehl möglicherweise in der Schweiz gewaschen, unter Vermittlung seines dort lebenden Bruders. Scordios Bruderschaft ist zudem auch auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa aktiv. Dabei galt Don Scordio lange als mutiger Vorkämpfer gegen die Mafia: In den Jahrzehnten nach seiner Ankunft in Capo Rizzuto im Jahr 1977 habe er in seinen Predigten und Initiativen vor der Mafia, vor Missbrauch und Gewalt gewarnt, berichtete die italienische Tageszeitung "Il Giornale" am Dienstag. Auch noch im Jahr 2004 sorgte er mit der Veröffentlichung eines "Dekalogs der Freiheit von der 'Ndrangheta" für Aufmerksamkeit. An der Vorbereitung und Durchführung der Razzia vom Montag waren 500 Beamte verschiedener Stellen beteiligt. Die Festgenommenen stehen im Verdacht, eine Reihe Straftaten begangen zu haben, darunter Erpressung, illegales Waffentragen, Urkundenfälschung, Veruntreuung und Betrug. Unmittelbar von dem Missbrauch betroffen waren die Asylwerber in Isola di Capo Rizzuto: Angaben des Staatsanwalts Nicola Gratteri zufolge wurden sie statt mit ordentlichem Essen mit aufgewärmten Speiseabfällen gefüttert, die man sonst Schweinen vorwirft.
 http://www.kathpress.at/goto/meldung/1504004/italien-fluechtlings-pfarrer-in-mafia-veruntreuung-involviert

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