Tuesday, June 27, 2017

Unterwanderungsversuch bei Terre des Femmes

Am 22. Juni, rund einen Monat nach der jährlichen Vollversammlung, erhielten nicht nur Geschäftsführerin Christa Stolle, sondern auch weitere 31 Terre-des-Femmes-Mitarbeiterinnen eine E-Mail von einem Absender namens „Feminismen ohne Grenzen“. Man habe das auf der Mitgliederversammlung „gemeinsam Erlebte" nun „aufgearbeitet“, hieß es da, und „einige besonders kritikwürdige Episoden in einem Offenen Brief thematisiert“. Dieser Offene Brief, verkündeten die anfangs noch 24 Unterzeichnerinnen, stehe ab morgen im Internet. Zudem würde die taz berichten. „Streit bei Terre des Femmes“, vermeldete taz-Redakteurin Simone Schmollack prompt am Tag darauf. Abgemacht ist abgemacht.
„Unterwanderungsversuch bei Terre des Femmes“ wäre der präzisere Titel gewesen. Denn was sich da im Zuge der Mitgliederversammlung abgespielt hat, ist ein politisch nur allzu bekanntes Manöver: Eine Minderheit von Aktivistinnen attackiert die Arbeit der Mehrheit via öffentlicher Diskreditierung. Dabei geht es nicht nur um Rivalitäten und Posten, sondern auch um Positionen, politische Positionen. Diesmal trifft es die 1981 gegründete und gesellschaftlich wie politisch anerkannte Frauenrechtsorganisation.
Bei der Kontroverse geht es um Punkte, die zurzeit allgemein in der feministischen Szene strittig sind: um das Kopftuchverbot („Rassismus“), die Bekämpfung des Systems Prostitution durch die Bestrafung von Freiern („Diskriminierung von Sexarbeiterinnen“) und die Political Correctness in der Sprache („Diskriminierung von Transmenschen“ etc).
Terre des Femmes steht seit Gründung vor allem für Frauenrechte auch in den Kulturen, deren Tradition die Entrechtung der Frauen ist, denn die Welt ist auch eine Welt für Frauen, eine Terre des Femmes. Doch aus heiterem Himmel wird TdF nun plötzlich „Rassismus“ vorgeworfen. Und „Rechtspopulismus“ gleich dazu. Kommt das der geplagten Feministin bekannt vor?
„Wir befürchten, dass einige Positionen des Vereins (TdF) sowie Äußerungen und Stellungnahmen einiger Vorstandsfrauen zahlreiche Frauen* ausschließen, rassistische Ressentiments reproduzieren und rechtspopulistische Tendenzen in der Gesellschaft legitimieren“, rügen die inzwischen 33 Unterzeichnerinnen des Offenen Briefes. Sie „distanzieren“ sich im Nachhinein nicht nur von dem fünfköpfigen TdF-Vorstand, sondern auch von Beschlüssen, die auf der Mitgliederversammlung mehrheitlich gefasst wurden.
Allen voran von der Forderung nach einem „Kopftuchverbot für Minderjährige“. Dieses Verbot schüre, so heißt es in dem Offenen Brief, „antimuslimischen Rassismus“ und „stigmatisiere Eltern von Kopftuchträger*innen pauschal als Täter*innen“.
 http://www.emma.de/artikel/unterwanderungsversuch-bei-terre-des-femmes-334615

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