Für www.HumanRights.asia, 11. Juli 2017
In Pakistan findet sich ein Akt der offenen Diskriminierung gegen die
christliche Minderheit Pakistans und eine Verletzung von Artikel 27 der
Verfassung, da die städtische Gesellschaft von Hyderabad ausschliesslich
Nichtmoslems für Putzarbeiten sucht. Hinzu kommt, dass die Bewerber
einen Eid auf ihr religiöses Buch - also die Bibel - ablegen müssen und
in dem sie schwören, dass sie nie als etwas anderes denn als Putzkräfte
arbeiten werden und auch nie die ihnen gegebene Arbeit verweigern.
Es ist nicht das erste Mal, dass Artikel 27, in dem die Rechte von
Angestellten im Dienstleistungssektor geschützt werden, so offen
missachtet wird. Der Staat versucht in systematischer Weise für
Putzarbeiten nur Nichtmoslems einzustzen. Am 18. September 2015 gab es
eine Stellenausschreibung durch das Mani Banhauddin, dem wichtigsten
Provinzkrankenhaus im Punjab, in der 10 Mitarbeiter gesucht wurden, für
die ausschliesslich Minderheiten infrage kommen sollten. Auch das Lady
Wellington Krankenhaus in Lahore gab eine ähnliche Stellenausschreibung
heraus, als es für diese Arbeiten ausschliesslich "Nichtmoslems" suchte.
Im Jahr 2015 schaltete das kardiologische Krankenhaus im Punjab in
mehreren Zeitungen eine Anzeige, in der es hiess, dass "nur
nichtmuslimische Personen, die Minderheiten angehören für die Stelle
infrage kommen" für Sanitärarbeiten. Auch wenn die Anzeige später
zurückgezogen wurde, so wurde öffentlich sehr deutlich gemacht, dass
eine solche Arbeit unter der Würde der muslimischen Mehrheitsbevölkerung
ist.
Diese Art Vorurteile gegenüber Nichtmoslems, und vor allem gegenüber
Christen, hat geschichtliche Wurzeln. Vor Pakistans Unabhängigkeit waren
diese niederen Arbeiten den Dalit Hindus vorbehalten. Als diese nach
der Unabhängigkeit Pakistan aber in Scharen verliessen beschwerten sich
die Moslems bei der Verwaltung darüber, dass es nicht mehr genügend
Arbeitskräfte gibt für Putzstellen. Entsprechend wurden fortan
christliche Konvertiten, die davor Dalit Hindus waren eingesetzt, um das
Vakuum zu füllen. Ursprünglich sind die Dalit vom Hinduismus zum
Christentum konvertiert, um der Diskriminierung durch das Kastenwesen zu
entgehen, allerdings blieb das Stigma, nur für die Putzarbeiten da zu
sein erhalten. Ihre Vergangenheit als Dalit ist nach wie vor ein
besonderes Diskriminierungsmerkmal gegen Christen in Pakistan.Aufgrund des Mangels an politischem Willen, der christlichen Gemeinde
aus ihrer Lage zu helfen sind die christlichen Putzkräfte, oder Chuhras
wie sie vor Ort genannt werden, über Generationen dazu verurteilt, diese
Tätigkeit auszuüben. Laut einer Umfrage durch eine Organisation, die
sich der Hilfe für die diskriminierte Gruppe verschrieben hat "umfasst
die christliche Bevölkerung in Pakistan 10,5 Millionen Menschen; von
diesen sind aber nur 4% gebildet oder erhalten eine Bildung, 68% aller
Christen sind arbeitslos." Darüberhinaus besitzen 81% der Christen kein
Haus, 39% der Christen verdingen sich als Tagelöhner, 67% der
christlichen Familien leben unterhalb der Armutsgrenzen, 29% der
weiblichen Christen arbeiten als Hausmädchen und 65% der christlichen
Männer arbeiten als Putzkräfte.
Während das Verhältnis von Christen zu Moslems, die als
Kanalisationsarbeiter tätig sind bei 60:40 liegt, so hisst es seitens
der meisten christlichen Kanalisationsarbeiter, dass ihre muslimischen
Arbeitskollegen nach der Einstellung überhaupt nicht als solche arbeiten
und sie die Christen diskriminieren. Es gibt auch keine Entschädigung,
wenn ein christlicher Arbeiter stirbt.
Seit 1988 starben mehr als 80 christliche Kanalisationsarbeiter an den
giftigen Dämpfen in der Kanalisation, wie es in einem Bericht der
Kommission für Minderheitenrechte heisst. Der letzte starb im Juni 2017,
nachdem er nach dem Einatmen giftiger Dämpfe ohnmächtig wurde und im
Krankenhaus keine Behandlung erhielt. Irfan Masih reinigte gerade einen
blockierten Abwasserkanal in der Sindh Provinz, als er von giftigen
Dämpfen überwältigt wude. Der 30 Jahre alte Christ starb später im
Krankenhaus, weil die Ärzte sich weigerten ihn zu behandeln, weil gerade
Ramadan war.
Seit 2013, nachdem der erste Minister der Khyber Pakhtunkhwa Provinz
sich öffentlich entschuldigte, weil er sagte, dass "Moslems nicht als
Kanalisationsarbeiter oder Putzkräfte eingesetzt werden können", weil
diese Arbeiten "nur von Christen, Hindus oder Angehörigen niederer
Kasten ausgeführt werden dürfen" zeigt der Bundesstaat eine harte Hand
bei dieser Art der Diskriminierung. Trotzdem gab der Bezirk Banni in
Nordwestpakistan im März 2017 eine Anzeige auf, in der Hindus, Christen
und Schiiten gesucht wurden als Strassenfeger. Auch wenn die Behörden
nun behaupten, dass "Schitten" nur versehentlich hinzugefügt wurden, so
bleiben sie hart dabei, dass sie religiöse Minderheiten für die Stellen
suchen würden.
Der Bildungsmangel unter pakistanischen Christen ist der Hauptgrund für
ihr soziales und finanzielles Elend. Es ist auch der Grund, weshalb sie
nur niedere Arbeitsstellen finden können.
Laut eines Berichts durch World Watch Monitor liegt der Anteil an
Minderheiten im Sanitärbereich Pakistans bei über 80 Prozent. [..]
Während viele muslimische Pakistanis im Ausland niedere Arbeiten
erledigen, so ist dies nur selten der Fall in ihrem Heimatland. Die
Einstellung ist, dass es nur deswegen Christen in Pakistan gibt, damit
sie hinter den Moslems herputzen. Wie kann man nur Größe von einem Land
erwarten, das nicht einmal weiß wie mein seine Strassen sauber hält und
das seine Putzkräfte wie Untermenschen behandelt?
Es darf dabei nicht vergessen werden, dass die christliche Gemeinschaft
Pakistans mehrere beendruckende Persönlichkeiten hervorbrachte, wie etwa
Richter Cornelius und die Menschenrechtsaktivistin und
Minderheitenministerin Shebaz Bhatti. Ihre Leistungen im Bereich der
Bildung und Gesundheit haben dafür gesorgt, dass vielen Pakistanis
Gesundheits- und Bildungsdienstleistungen zu einem guten
Preisleistungsniveau zur Verfügung stehen. Die christliche Gemeinschaft
spielte auch bei der Freiheitsbewegung eine wichtige Rolle, aber all
diese Leistungen werden von einem theokratischen Staatswesen
beiseitegewischt, das sich durch nichts beirren lässt, seine eigene
Version des politischen Islam umzusetzen.
Die pakistanische Regierung muss damit aufhören, religiöse Minderheiten
in erniedrigende Tätigkeiten zu drängen. Sie sollte auch daran arbeiten,
die Gesellschaft zu sensibilisieren und die Voraussetzungen für eine
pluralistische Atmosphäre der Gleichberechtigung schaffen, in denen die
Rechte der Minderheiten geschützt werden. Es ist äußerst wichtig für ein
starke Pakistan, dass alle Bürger unabhängig von Kaste, Farbe, Ethnie
und politischer oder religiöser Bindung vor dem Gesetz gleich behandelt
werden. Vor allem die Regierung im Punjab muss sofort ihr
Diskriminierungspolitik gegenüber die bedrängte christliche Gemeinschaft
beenden.
http://1nselpresse.blogspot.de/2017/07/pakistan-zelebriert-das-kastenwesen.html
Im Original: PAKISTAN: Non-Muslims forced to do sanitary work
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