Saturday, May 13, 2006

Guter Dhimmi:Über Feinde und Verbündete des Islam in Europa

MEMRI Special Dispatch
Vor dem Hintergrund des Karikaturenstreits fragt sich Rachid Ghannouchi, Vorsitzender der in Tunesien verbotenen islamischen Ennahda-Partei, welche Zukunft der Islam in Europa hat. Der im Londoner Exil lebende Politiker stellt fest, dass vor allem das Erbe der Aufklärung den muslimischen Minderheiten ihre Rechte gewährt. Angesichts eines "zionistischen Projekts", das sich gegen den Islam wende, seien linke Parteien und Globalisierungsgegner die besten Verbündeten. Im folgenden dokumentieren wir Auszüge des Artikels, der am 13. April auf der Webseite von Al-Jazeera veröffentlicht wurde [1]: "Die Zukunft des Islam in Europa" "Nach dem Konflikt um die islamfeindlichen dänischen Karikaturen und insbesondere seit der Erschütterung durch den 11. September 2001 sind im Westen der Islam und Muslime schrecklichen Hetzkampagnen ausgesetzt. An diesen Kampagnen beteiligen sich Medien, Forschungszentren und rassistische Vereinigungen sowie die zionistisch-jüdische und die zionistisch-christliche Lobby. In ihren Hasskampagnen machen sie die [muslimischen] Einwanderer und ihre Religion für Probleme wie Kriminalität, Arbeitslosigkeit und chaotische und dreckige Verhältnisse verantwortlich. [.] Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach der Zukunft einer islamischen Präsenz im Westen. In Europa werden die unterdrückten muslimischen Minderheiten als bedrohlich dargestellt. Diese Politik ist das Resultat vergangener Kriege und hat auch eine kirchliche Tradition. Von Anfang an hat die Kirche den Islam abgelehnt [.]" Im folgenden beschreibt der Autor, dass in der Zeit der Aufklärung der Islam gleichzeitig bewundert und abgelehnt wurde. Zu den Gegnern des Islam zählten seines Erachtens nach Voltaire und Ernest Renan, während unter anderen Goethe und Thomas Carlyle den Islam hochschätzten. "Doch das Denken der Aufklärung [.] ist die wichtigste Stütze für die Verteidigung des Islam im Westen, denn es hat Moderne und Demokratie mit sich gebracht, die Vernunft befreit und gleiche Rechte für alle Menschen und Bürger gewährleistet. Außerdem hat die Aufklärung die Herrschaft der religiösen Machthaber auf ein Mindestmaß reduziert, Minderheitenrechte verteidigt und somit ein vielfältiges Europa mit zahlreichen Religionen und Kulturen geschaffen. So ist der Islam nicht durch das Christentum, sondern durch die es bekämpfende Aufklärung zum zweiten Mal nach Europa gekommen, von wo ihn der Fanatismus grausam vertrieben hatte. [2] Daher sind die engsten Verbündeten des Islam [in Europa] die Linksparteien (trotz deren zionistischer Unterwanderung), und zwar insbesondere die linksextremistischen Parteien, die Grünen, Menschenrechtsbewegungen und Anti-Globalisierungs- sowie Anti-Kriegs-Gruppierungen. Mit rechten Bewegungen besteht dagegen aufgrund ihres kolonialistischen und faschistischen Erbes keine Gemeinsamkeit. [.] Der Zionismus strebt stets danach, den Islam in Europa zu isolieren, ihn zu entstellen, seine qualitative wie quantitative Entwicklung zu verhindern und ihn zu vertreiben. [.] Diesem [zionistischen] Plan stehen nicht nur die Reste des Denkens der Aufklärung entgegen, die in der herrschenden politischen Kultur verankert sind [.]. Ihm läuft vor allem ein wirtschaftliches Argument zuwider, nämlich der ständig steigende Bedarf an ausländischen Arbeitskräften in einer überalterten Gesellschaft. Die Europäische Union importiert trotz der Einwanderungsdiskussion jährlich Millionen von Arbeitern [.]." Der Autor erinnert an die Blütezeit des Islam in Europa und betont die damals herrschende religiöse Toleranz. Der Islam habe so die ersten Funken der Aufklärung nach Europa gebracht. "Heutzutage wird der Islam in Europa nicht von Armeen beschützt [..], sondern von einer fortschrittlichen Zivilisation, die trotz aller Widrigkeiten durch Gesetze und internationale Abkommen allen Menschen, gleich welcher Religion, Ethnie oder Kultur, die gleichen Rechte garantiert. [.] Die zionistische List verbündet sich mit den westlichen kapitalistischen Regierungen und stellt sich in ihren Dienst, um über unsere Region [die arabische Welt] herrschen zu können, sie zu spalten und jegliches Aufbegehren zu verhindern. So wirkt der Zionismus wie ein gefährlicher Virus, der einen Körper angreift und dessen Abwehrkräfte lähmt, um ihn zu beherrschen - was nur zum Untergang führen kann. Doch letztlich wird dies mehr Aufruhr bewirken; die Abwehrkräfte dieses Körpers werden gestärkt, um den Eindringling auszustoßen, so dass der Körper geheilt, geeint und wieder belebt wird. Vielleicht ist dies der nächstliegende Weg, um die Wirkung dieses Krebsgeschwürs auf den Westen zu beenden und seine Beziehung zum Islam vom größten Hindernis - dem Zionismus - zu befreien. Dieser ist noch heute der wichtigste Grund für die Hetze gegen den Islam und besonders gegen die muslimischen Minderheiten im Westen. [.] Dabei nutzt der Zionismus Europa aus, um seine Ziele zu erreichen und den Islam und die Muslime zu demütigen. Beispielsweise hat sich die zionistische Lobby am meisten für den Krieg gegen den Irak eingesetzt [.]. Der Zionismus bedarf der Unterstützung des zionistischen Gebildes [Israel] durch den Westen. Er empfindet daher die wachsende islamische Präsenz im Westen als existenzielle Gefahr. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass die Muslime einen solchen Einfluss bekommen werden, dass sie den Westen von seiner grenzenlosen Unterstützung für das Weiterbestehen des zionistischen Gebildes und sein Machtstreben in der Region abbringen. [.]" Im weiteren erklärt der Autor, die neue Strategie der Zionisten bestünde darin, den Islam als Feind des Westens darzustellen. Sie würden Europa anbieten, sich auf ihre Erfahrung in seiner Bekämpfung zu verlassen. Zahlreiche Persönlichkeiten wie Weltbankpräsident Paul Wolfowitz und die Wissenschaftler Daniel Pipes, Martin Kramer und Bernard Lewis würden die Zionisten unterstützen. Mit ihrer Haltung beeinflussten sie nicht nur US-Politiker, wie Präsident George W. Bush oder Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, sondern beteiligten auch verschiedene europäische, arabische und islamische Staaten an der Schaffung einer "amerikanisch-zionistischen Weltherrschaft im Namen des Kriegs gegen den Terror". "Einige Dummköpfe unter den Arabern und Muslimen haben ihnen [diesen Unterstützern des Zionismus] mit leidenschaftlichen Erklärungen und Verbrechen im Namen des Jihad eine Vorlage nach der anderen geboten. Dabei haben sie unschuldige Menschen und Völker getroffen, die ebenfalls Opfer des Imperialismus sind und die gemeinsam mit Muslimen gegen die Beschlüsse ihrer Regierungen in London, Madrid, Rom, Paris und Seattle demonstriert haben. Diese Dummköpfe schaden sich selbst mehr als ihre Feinde. [.] Eine Meinungsumfrage in der Europäischen Union hat gezeigt, dass manche Leute Israel und seinen Verbündeten, die USA, für die größten Feinde des Weltfriedens halten. Das hat die zionistischen Pläne eines Angriffs auf den Islam, seine Symbole und die muslimischen Minderheiten im Westen angestachelt. Vor diesem Hintergrund verblassen die berüchtigten Karikaturen [des Propheten Muhammad], besonders angesichts des islamischen Erwachens, der demokratischen Triumphe des Islam und seiner Bündnisse mit den freiheitlichen Kräften, die in der islamischen Welt gegen Tyrannei und das zionistische Projekt kämpfen. Auf internationaler Ebene [.] führt das islamische Erwachen zu strategischen Allianzen zwischen den Globalisierungsgegnern und jenen islamischen Bewegungen, die in vorderster Front gegen das zionistisch-imperialistische Projekt und seine Kollaborateure in der Region kämpfen. Dabei schließen sie sich mit allen fortschrittlichen Befreiungsbewegungen zusammen, die für eine Welt kämpfen, in der das Gesetz der Gerechtigkeit gilt: ,Ihr Menschen! Wir haben euch geschaffen (indem wir euch) von einem männlichen und einem weiblichen Wesen (abstammen ließen), und wir haben euch zu Verbänden und Stämmen gemacht, damit ihr euch (auf Grund der genealogischen Verhältnisse) untereinander kennt. (...) Als der Vornehmste gilt bei Gott derjenige von euch, der am frömmsten ist.'" [3]

[1] http://www.aljazeera.net/NR/exeres/AC240E59-40EE-46FC-A997-D3AC09957CF1.htm [2] Gemeint ist die Reconquista, die im 15. Jahrhundert abgeschlossene Wiedereroberung des maurischen Spaniens durch katholische Armeen. [3] Koranzitat (49:13) aus der Übersetzung von Rudi Paret, Kohlhammer, Stuttgart 2001. ********************************************************* Die Ansichten der zitierten Autoren geben nicht die Meinung von MEMRI wieder. Kopien der zitierten Artikel und Dokumente sind auf Nachfrage erhältlich. Um sich aus der Mailingliste abzumelden, schicken Sie uns bitte eine kurze Nachricht an memri@memri.de THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH INSTITUTE (MEMRI) Linienstr. 139, 10115 Berlin; URL: www.memri.de Tel.: +49-30-97893872/3968, Fax: +49 (030) 97893975 © Copyright by The Middle East Media Research Institute (MEMRI) - memri.de. Alle Rechte vorbehalten.

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