Bosnische Serben bezeichneten das Urteil als eine Schande.
Den Haag/Sarajevo - Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat den ehemaligen Kommandeur bosnischer Milizen in Srebrenica, Naser Oric, nach Verurteilung zu einer kurzen Freiheitsstrafe auf freien Fuß gesetzt. Die Richter betrachteten die gegen ihn erhobene Anklage wegen Mordes, grausamer Behandlung und Zerstörung nur zu einem kleinen Teil als bewiesen. Sie verurteilten Oric zu einer zweijährigen Haftstrafe, die durch die Untersuchungshaft bereits überschritten ist.
Dies sei eine „gute Nachricht“, sagte Kada Hotic vom Verband der muslimischen Srebrenica-Mütter. Demgegenüber bezeichneten bosnische Serben das Urteil als eine „Schande“. Mit ihm habe das UN-Tribunal „erneut sein wahres Gesicht gezeigt“, sagte ein Vertreter der serbischen Kriegsopfer in Sarajevo. Für viele Serben ist das UN-Tribunal eine „antiserbische“ Institution, das die serbischen Opfer nicht anerkenne.
Der heimliche Orientalismus Deutschlands,durchleuchtet von Fred Alan Medforth
Friday, June 30, 2006
Hilflos gegen Judenhetze – Behörden dulden weiter Islamistenschule
PANORAMA Nr 670 vom 29.06.2006-06-29
Anmoderation
Anja Reschke:
„Wir sind bei Panorama ja schon immer ein bisschen stolz, wenn sich nach einem unserer
Beiträge auch tatsächlich etwas ändert. Seit drei Jahren aber berichten wir kontinuierlich
über die König Fahd Akademie in Bonn, eine islamistische Kaderschmiede, in der statt
Heimatkunde der Djihad gelehrt wird. Und da geht einfach nichts voran. Nach jedem
unserer Filme überschlagen sich die zuständigen Politiker in dem Versprechen, jetzt aber
mal wirklich hart durchzugreifen – und was glauben sie was bisher geschehen ist? Thomas
Berndt und Ahmed Schenyurt .“
Noch immer gehen jeden Tag über 240 Kinder auf diese Schule. Die König Fahd Akademie
in Bonn. Alltag – als sei nichts gewesen. Dabei hat Panorama schon vor einem Jahr
berichte, dass den Kindern hier der Kampf gegen die Ungläubigen eingetrichtert wird, der
Hass auf Juden und Christen in den Schulbüchern. Um diese Bücher gab es vor einem Jahr
einen Riesenwirbel. Der damalige Regierungspräsident Roters versprach, knallhart
durchzugreifen.
O-Ton
Jürgen Roters,
ehm. Regierungspräsident Köln, März 2005:
„Das können wir nicht tolerieren, das wollen wir auch nicht tolerieren und deswegen
müssen die Schulbücher geändert werden - geändert werden.“
Inzwischen wurden zwar einige Bücher ausgetauscht, aus anderen strittige Seiten einfach
rausgerissen. Aber das Institut für Schule in Nordrhein-Westfalen hat die Schulbücher jetzt,
nach einem Jahr, noch einmal kontrolliert. Das Ergebnis: einige der kritisierten Bücher –so
der Bericht – sind ganz einfach nicht geändert worden. Damit wird weiter unterrichtet.
Zum Beispiel das Religionsbuch „Al Hadith“: Hier lernen die Kinder nach wie vor, das
Muslime die Juden bekriegen und töten müssen. Lernziel, so die Gutachter: das Töten sei
gottgewollt. Jürgen Roters hat sich inzwischen übrigens aus der Politik verabschiedet, die
Probleme sind geblieben. Jetzt sind es seine. Der neue Regierungspräsident,
verantwortlich für die Fahd-Akademie –schon seit über einem Jahr. Die Schulbuch-Berichte
allerdings scheint er nicht besonders gut zu kennen.
O-Ton
Hans Peter Lindlar,
Regierungspräsident Köln:
„Die Schulbücher, die wir gehabt haben, die wir kontrolliert haben, da sind die von uns
beanstandeten Textstellen herausgenommen worden.“
PANORAMA:
„Ihr eigenes Schulbuchinstitut in Nordrhein-Westfalen kommt aber zu dem Ergebnis, dass
diese Passagen nicht geändert worden sind. Und das liegt ihnen doch auch vor.“
O-Ton
Hans Peter Lindlar,
Regierungspräsident Köln:
„Die Erkenntnis habe ich nicht, dem werde ich gerne nachgehen.“
Das dauert sicher nicht allzu lange, denn der Bericht muss nach Panorama-Recherchen
hier vorliegen, in seinem Amtssitz Bezirksregierung Köln. Aber es kommt noch schlimmer.
Denn die Saudi-Schule pflegt auch direkte Kontakte zu Organisationen, die im Visier von
Verfassungsschützern sind. Im Gesellschafter-Vertrag der Akademie ist als Begünstigter
die islamische Gemeinschaft in Deutschland IGD eingetragen. Einige Mitglieder sollen –laut
Verfassungsschutz- Verbindungen zu Terrorgruppen unterhalten. Mit diesem Vertrag
haben wir schon vor einem Jahr den damaligen Kölner Regierungspräsidenten Jürgen
Roters konfrontiert.
O-Ton
Jürgen Roters,
ehm. Regierungspräsident Köln, März 2005:
„Die IGD wird dort nicht mehr vertreten sein.“
PANORAMA:
„Sie steht aber noch drin.“
O-Ton
Jürgen Roters,
ehm. Regierungspräsident Köln:
„Das wird sich innerhalb von wenigen Wochen ändern.“
PANORAMA:
„Werden sie das kontrollieren?“
O-Ton
Jürgen Roters,
ehm. Regierungspräsident Köln:
„Ja.“
PANORAMA:
„Na, dann.“
O-Ton
Jürgen Roters,
ehm. Regierungspräsident Köln:
„Kann ich davon mal eine Ablichtung haben.“
Auch das hat nicht geholfen. Der Vertrag ist noch immer nicht geändert. Die IGD weiter
aufgeführt, als sei nichts gewesen.
PANORAMA:
„Die Bezirksregierung hat immer wieder versprochen, dass der Gesellschaftervertrag
geändert wird. Passiert ist nichts. Und sie sind jetzt auch schon 1 Jahr im Amt.“
O-Ton
Hans Peter Lindlar,
Regierungspräsident Köln:
„Wir sind in Gesprächen mit der Botschaft, wir haben ein Komitee, in dem wir uns ab und
an treffen.“
PANORAMA:
„Zumindest diesen Vertrag müsste man doch mal ändern können. Da muss sich doch die
Bezirksregierung irgendwann mal durchsetzen.“
O-Ton
Hans Peter Lindlar,
Regierungspräsident Köln:
„Wir warten darauf, dass wir die Formulierungen bekommen, uns ist zugesagt worden ...“
PANORAMA:
„Seit drei Jahren versuchen sie das.“
O-Ton
Hans Peter Lindlar,
Regierungspräsident Köln:
„Okay, wir versuchen es weiter.“
Abmoderation
Anja Reschke:
„Was uns nicht daran hindern wird, in Bälde mal wieder nachzufragen. Das war PANORAMA,
mehr zu unseren Themen finden Sie unter www.panorama.de . Hier geht es weiter mit Anne
Will und den Tagesthemen, bis zum nächsten Mal Tschüß.“
Bericht: Thomas Berndt , Ahmet Senyurt
Kamera: Torsten Lapp
Schnitt: Ulrike Dumeier
Anmoderation
Anja Reschke:
„Wir sind bei Panorama ja schon immer ein bisschen stolz, wenn sich nach einem unserer
Beiträge auch tatsächlich etwas ändert. Seit drei Jahren aber berichten wir kontinuierlich
über die König Fahd Akademie in Bonn, eine islamistische Kaderschmiede, in der statt
Heimatkunde der Djihad gelehrt wird. Und da geht einfach nichts voran. Nach jedem
unserer Filme überschlagen sich die zuständigen Politiker in dem Versprechen, jetzt aber
mal wirklich hart durchzugreifen – und was glauben sie was bisher geschehen ist? Thomas
Berndt und Ahmed Schenyurt .“
Noch immer gehen jeden Tag über 240 Kinder auf diese Schule. Die König Fahd Akademie
in Bonn. Alltag – als sei nichts gewesen. Dabei hat Panorama schon vor einem Jahr
berichte, dass den Kindern hier der Kampf gegen die Ungläubigen eingetrichtert wird, der
Hass auf Juden und Christen in den Schulbüchern. Um diese Bücher gab es vor einem Jahr
einen Riesenwirbel. Der damalige Regierungspräsident Roters versprach, knallhart
durchzugreifen.
O-Ton
Jürgen Roters,
ehm. Regierungspräsident Köln, März 2005:
„Das können wir nicht tolerieren, das wollen wir auch nicht tolerieren und deswegen
müssen die Schulbücher geändert werden - geändert werden.“
Inzwischen wurden zwar einige Bücher ausgetauscht, aus anderen strittige Seiten einfach
rausgerissen. Aber das Institut für Schule in Nordrhein-Westfalen hat die Schulbücher jetzt,
nach einem Jahr, noch einmal kontrolliert. Das Ergebnis: einige der kritisierten Bücher –so
der Bericht – sind ganz einfach nicht geändert worden. Damit wird weiter unterrichtet.
Zum Beispiel das Religionsbuch „Al Hadith“: Hier lernen die Kinder nach wie vor, das
Muslime die Juden bekriegen und töten müssen. Lernziel, so die Gutachter: das Töten sei
gottgewollt. Jürgen Roters hat sich inzwischen übrigens aus der Politik verabschiedet, die
Probleme sind geblieben. Jetzt sind es seine. Der neue Regierungspräsident,
verantwortlich für die Fahd-Akademie –schon seit über einem Jahr. Die Schulbuch-Berichte
allerdings scheint er nicht besonders gut zu kennen.
O-Ton
Hans Peter Lindlar,
Regierungspräsident Köln:
„Die Schulbücher, die wir gehabt haben, die wir kontrolliert haben, da sind die von uns
beanstandeten Textstellen herausgenommen worden.“
PANORAMA:
„Ihr eigenes Schulbuchinstitut in Nordrhein-Westfalen kommt aber zu dem Ergebnis, dass
diese Passagen nicht geändert worden sind. Und das liegt ihnen doch auch vor.“
O-Ton
Hans Peter Lindlar,
Regierungspräsident Köln:
„Die Erkenntnis habe ich nicht, dem werde ich gerne nachgehen.“
Das dauert sicher nicht allzu lange, denn der Bericht muss nach Panorama-Recherchen
hier vorliegen, in seinem Amtssitz Bezirksregierung Köln. Aber es kommt noch schlimmer.
Denn die Saudi-Schule pflegt auch direkte Kontakte zu Organisationen, die im Visier von
Verfassungsschützern sind. Im Gesellschafter-Vertrag der Akademie ist als Begünstigter
die islamische Gemeinschaft in Deutschland IGD eingetragen. Einige Mitglieder sollen –laut
Verfassungsschutz- Verbindungen zu Terrorgruppen unterhalten. Mit diesem Vertrag
haben wir schon vor einem Jahr den damaligen Kölner Regierungspräsidenten Jürgen
Roters konfrontiert.
O-Ton
Jürgen Roters,
ehm. Regierungspräsident Köln, März 2005:
„Die IGD wird dort nicht mehr vertreten sein.“
PANORAMA:
„Sie steht aber noch drin.“
O-Ton
Jürgen Roters,
ehm. Regierungspräsident Köln:
„Das wird sich innerhalb von wenigen Wochen ändern.“
PANORAMA:
„Werden sie das kontrollieren?“
O-Ton
Jürgen Roters,
ehm. Regierungspräsident Köln:
„Ja.“
PANORAMA:
„Na, dann.“
O-Ton
Jürgen Roters,
ehm. Regierungspräsident Köln:
„Kann ich davon mal eine Ablichtung haben.“
Auch das hat nicht geholfen. Der Vertrag ist noch immer nicht geändert. Die IGD weiter
aufgeführt, als sei nichts gewesen.
PANORAMA:
„Die Bezirksregierung hat immer wieder versprochen, dass der Gesellschaftervertrag
geändert wird. Passiert ist nichts. Und sie sind jetzt auch schon 1 Jahr im Amt.“
O-Ton
Hans Peter Lindlar,
Regierungspräsident Köln:
„Wir sind in Gesprächen mit der Botschaft, wir haben ein Komitee, in dem wir uns ab und
an treffen.“
PANORAMA:
„Zumindest diesen Vertrag müsste man doch mal ändern können. Da muss sich doch die
Bezirksregierung irgendwann mal durchsetzen.“
O-Ton
Hans Peter Lindlar,
Regierungspräsident Köln:
„Wir warten darauf, dass wir die Formulierungen bekommen, uns ist zugesagt worden ...“
PANORAMA:
„Seit drei Jahren versuchen sie das.“
O-Ton
Hans Peter Lindlar,
Regierungspräsident Köln:
„Okay, wir versuchen es weiter.“
Abmoderation
Anja Reschke:
„Was uns nicht daran hindern wird, in Bälde mal wieder nachzufragen. Das war PANORAMA,
mehr zu unseren Themen finden Sie unter www.panorama.de . Hier geht es weiter mit Anne
Will und den Tagesthemen, bis zum nächsten Mal Tschüß.“
Bericht: Thomas Berndt , Ahmet Senyurt
Kamera: Torsten Lapp
Schnitt: Ulrike Dumeier
Thursday, June 29, 2006
Wie Muslime denken
Daniel Pipes
Wie denken Muslime weltweit?Um das herauszufinden führte das Pew Research Center for the Peopel & the Press im Frühjahr eine groß angelegte Einstellungs-Umfrage durch, die den Titel „The Great Divide: How Westerners and Muslims View Each Other" trug (Der große Graben: Wie Westler und Muslime einander sehen). Muslime in zwei Gruppen von Ländern durch: sechs mit lange bestehender, mehrheitlich muslimischer Bevölkerung (Ägypten, Indonesien, Jordanien, Nigeria, Pakistan, Türkei) und vier in Westeuropa mit neuen muslimischen Bevölkerungsminderheiten (Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Spanien). Die Umfrage, die auch die westliche Sicht auf Muslime betrachtet, ergab einige bestürzende, aber nicht unbedingt überraschende Ergebnisse. Ihre Themen können in drei Rubriken eingeteilt werden:Ein Hang zu Verschwörungstheorien: In nicht einer der befragten muslimischen Bevölkerungen gibt es eine Mehrheit, die glaubt, dass die Anschläge vom 11. September 2001 in Amerika von Arabern ausgeführt wurden. Die Anteile reichen von 15% in Pakistan, die Araber dafür verantwortlich machen, bis 48% unter den französischen Muslimen. In Bestätigung negativer Trends in der Türkei sank die Anzahl der Türken, die mit dem Finger auf Araber deuten von 46% im Jahr 2002 auf heute 16%. Mit anderen Worten: In jeder der zehn muslimischen Bevölkerungsgruppen betrachtet die Mehrheit den 11. September als eine Täuschung, begangen von der amerikanischen Regierung, Israel oder einer anderen Einrichtung.Muslime hegen ebenfalls weit gehend Vorurteile gegenüber Juden; das reicht von 28% unvorteilhafter Bewertungen unter französischen Muslimen bis zu 98% in Jordanien (das zwar eine moderate Monarchie, aber eine mehrheitlich palästinensische Bevölkerung hat). Darüber hinaus betrachten Muslime in bestimmten Ländern (insbesondere in Ägypten und Jordanien) Juden als verschwörerisch und verantwortlich für die schlechten Beziehungen zwischen Muslimen und dem Westen.Verschwörungstheorien betreffen auch größere Themen. Auf die Frage: „Was ist für das Fehlen an Wohlstand in der muslimischen Nation verantwortlich?" nennen zwischen 14% (in Pakistan) und 43% (in Jordanien) die Politik der USA und anderer westlicher Staaten, nicht auf einheimische Probleme wie mangelnde Demokratie oder Bildung oder das Vorhandensein von Korruption oder den radikalen Islam.Die Verschwörerei deutet auf einen weit verbreiteten Unwillen in der Umma sich mit diesen Realtitäten auseinanderzusetzen und statt dessen die sichereren Plattitüden von Verwörungen, finsteren Plänen und Intrigen vorziehen. Das deckt auch große Probleme auf sich an die Moderne anzupassen.Unterstützung von Terrorismus: Alle befragten muslimischen Bevölkerungsgruppen zeigten eine solide Mehrheit in der Unterstützung für Osama bin Laden. Gefragt, ob sie Vertrauen zu ihm haben, antworteten die Muslime positiv, was von 8% (in der Türkei) bis 72% (in Nigeria) reicht. Gleichermaßen sind Selbstmord-Bombenanschläge populär. Die Zahl der Muslime, die sie für gerechtfertigt halten, reicht von 13% (in Deutschland) bis 69% (in Nigeria). Diese schockierenden Zahlen deuten darauf hin, dass der Terrorismus bei Muslimen tief verwurzelt ist und auf Jahre hinaus eine Gefahr bleiben wird.Britische und nigerianische Muslime am stärksten entfremdet: Großbritannien sticht als paradoxes Land hervor. Nicht-Muslime haben auffallend wohl gesonnenere Ansichten zum Islam und Muslimen als sonst im Westen; z.B. sehen nur 32% der befragten Briten Muslime als gewalttätig an, bedeutend weniger als ihr Gegenpart in Frankreich (41%), Deutschland (52%) oder Spanien (60%). In der Auseinandersetzung um die Mohammed-Karikaturen zeigten die Briten mehr Sympathie für die muslimische Sichtweise als die anderen Europäer. Weiter gefasst machen die Briten Muslime weniger für den schlechten Zustand der westlich-muslimischen Beziehungen verantwortlich.Die britischen Muslime antworten auf dieses Wohlwollen mit den bösartigsten antiwestlichen Attitüden, die in Europa zu finden sind. Unter ihnen betrachten viel mehr die Westler als gewalttätig, gierig, unmoralisch und arrogant als bei ihren Gegenüber in Frankreich, Deutschland und Spanien. Darüber hinaus sind ihre abgefragten Ansichten zu Juden, die Verantwortung für den 11.9. oder den Platz der Frau in der westlichen Gesellschaft bemerkenswert extremer.Die Lage in Großbritannien spiegelt das „Londonistan"-Phänomen wider, bei dem die Briten vorauseilend katzbuckeln und Muslime auf diese Schwäche mit Aggression antworten.Die nigerianischen Muslime haben allgemein die kriegerischsten Ansichten zu Fragen wie dem Zustand der Beziehungen zwischen dem Westen und den Muslimen, die angebliche Unmoral und Arroganz der Westler und der Unterstützung für bin Laden und Selbstmord-Terror. Dieser Extremismus entstammt zweifelsohne den gewalttätigen Stand der christlich-muslimischen Beziehungen in Nigeria.Ironischerweise ist die stärkste muslimische Entfremdung in den Ländern zu finden, wo man den Muslimen entweder am stärksten oder wenigsten entgegen kommt. Das deutet darauf hin, dass ein Mittelweg der beste ist, bei dem Muslime weder Sonderprivilegien bekommen, wie sie sie in Großbritannien erhielten, noch sich in einem fortgeschrittenen Zustand der Feindseligkeit befinden wie in Nigeria.Insgesamt sendet die Pew-Umfrage eine nicht zu leugnende Botschaft der Krise aus allen Ecken der muslimischen Welt.
juedische.at
Wie denken Muslime weltweit?Um das herauszufinden führte das Pew Research Center for the Peopel & the Press im Frühjahr eine groß angelegte Einstellungs-Umfrage durch, die den Titel „The Great Divide: How Westerners and Muslims View Each Other" trug (Der große Graben: Wie Westler und Muslime einander sehen). Muslime in zwei Gruppen von Ländern durch: sechs mit lange bestehender, mehrheitlich muslimischer Bevölkerung (Ägypten, Indonesien, Jordanien, Nigeria, Pakistan, Türkei) und vier in Westeuropa mit neuen muslimischen Bevölkerungsminderheiten (Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Spanien). Die Umfrage, die auch die westliche Sicht auf Muslime betrachtet, ergab einige bestürzende, aber nicht unbedingt überraschende Ergebnisse. Ihre Themen können in drei Rubriken eingeteilt werden:Ein Hang zu Verschwörungstheorien: In nicht einer der befragten muslimischen Bevölkerungen gibt es eine Mehrheit, die glaubt, dass die Anschläge vom 11. September 2001 in Amerika von Arabern ausgeführt wurden. Die Anteile reichen von 15% in Pakistan, die Araber dafür verantwortlich machen, bis 48% unter den französischen Muslimen. In Bestätigung negativer Trends in der Türkei sank die Anzahl der Türken, die mit dem Finger auf Araber deuten von 46% im Jahr 2002 auf heute 16%. Mit anderen Worten: In jeder der zehn muslimischen Bevölkerungsgruppen betrachtet die Mehrheit den 11. September als eine Täuschung, begangen von der amerikanischen Regierung, Israel oder einer anderen Einrichtung.Muslime hegen ebenfalls weit gehend Vorurteile gegenüber Juden; das reicht von 28% unvorteilhafter Bewertungen unter französischen Muslimen bis zu 98% in Jordanien (das zwar eine moderate Monarchie, aber eine mehrheitlich palästinensische Bevölkerung hat). Darüber hinaus betrachten Muslime in bestimmten Ländern (insbesondere in Ägypten und Jordanien) Juden als verschwörerisch und verantwortlich für die schlechten Beziehungen zwischen Muslimen und dem Westen.Verschwörungstheorien betreffen auch größere Themen. Auf die Frage: „Was ist für das Fehlen an Wohlstand in der muslimischen Nation verantwortlich?" nennen zwischen 14% (in Pakistan) und 43% (in Jordanien) die Politik der USA und anderer westlicher Staaten, nicht auf einheimische Probleme wie mangelnde Demokratie oder Bildung oder das Vorhandensein von Korruption oder den radikalen Islam.Die Verschwörerei deutet auf einen weit verbreiteten Unwillen in der Umma sich mit diesen Realtitäten auseinanderzusetzen und statt dessen die sichereren Plattitüden von Verwörungen, finsteren Plänen und Intrigen vorziehen. Das deckt auch große Probleme auf sich an die Moderne anzupassen.Unterstützung von Terrorismus: Alle befragten muslimischen Bevölkerungsgruppen zeigten eine solide Mehrheit in der Unterstützung für Osama bin Laden. Gefragt, ob sie Vertrauen zu ihm haben, antworteten die Muslime positiv, was von 8% (in der Türkei) bis 72% (in Nigeria) reicht. Gleichermaßen sind Selbstmord-Bombenanschläge populär. Die Zahl der Muslime, die sie für gerechtfertigt halten, reicht von 13% (in Deutschland) bis 69% (in Nigeria). Diese schockierenden Zahlen deuten darauf hin, dass der Terrorismus bei Muslimen tief verwurzelt ist und auf Jahre hinaus eine Gefahr bleiben wird.Britische und nigerianische Muslime am stärksten entfremdet: Großbritannien sticht als paradoxes Land hervor. Nicht-Muslime haben auffallend wohl gesonnenere Ansichten zum Islam und Muslimen als sonst im Westen; z.B. sehen nur 32% der befragten Briten Muslime als gewalttätig an, bedeutend weniger als ihr Gegenpart in Frankreich (41%), Deutschland (52%) oder Spanien (60%). In der Auseinandersetzung um die Mohammed-Karikaturen zeigten die Briten mehr Sympathie für die muslimische Sichtweise als die anderen Europäer. Weiter gefasst machen die Briten Muslime weniger für den schlechten Zustand der westlich-muslimischen Beziehungen verantwortlich.Die britischen Muslime antworten auf dieses Wohlwollen mit den bösartigsten antiwestlichen Attitüden, die in Europa zu finden sind. Unter ihnen betrachten viel mehr die Westler als gewalttätig, gierig, unmoralisch und arrogant als bei ihren Gegenüber in Frankreich, Deutschland und Spanien. Darüber hinaus sind ihre abgefragten Ansichten zu Juden, die Verantwortung für den 11.9. oder den Platz der Frau in der westlichen Gesellschaft bemerkenswert extremer.Die Lage in Großbritannien spiegelt das „Londonistan"-Phänomen wider, bei dem die Briten vorauseilend katzbuckeln und Muslime auf diese Schwäche mit Aggression antworten.Die nigerianischen Muslime haben allgemein die kriegerischsten Ansichten zu Fragen wie dem Zustand der Beziehungen zwischen dem Westen und den Muslimen, die angebliche Unmoral und Arroganz der Westler und der Unterstützung für bin Laden und Selbstmord-Terror. Dieser Extremismus entstammt zweifelsohne den gewalttätigen Stand der christlich-muslimischen Beziehungen in Nigeria.Ironischerweise ist die stärkste muslimische Entfremdung in den Ländern zu finden, wo man den Muslimen entweder am stärksten oder wenigsten entgegen kommt. Das deutet darauf hin, dass ein Mittelweg der beste ist, bei dem Muslime weder Sonderprivilegien bekommen, wie sie sie in Großbritannien erhielten, noch sich in einem fortgeschrittenen Zustand der Feindseligkeit befinden wie in Nigeria.Insgesamt sendet die Pew-Umfrage eine nicht zu leugnende Botschaft der Krise aus allen Ecken der muslimischen Welt.
juedische.at
Wednesday, June 28, 2006
Mit Handke "gegen die Verblödung"
Peymann inszeniert Uraufführung am BE
Den einen Preis sollte er nicht, den anderen wollte er nicht bekommen: Nach dem Düsseldorfer Eklat hat der österreichische Schriftsteller Peter Handke (Foto) - wie berichtet - auch den alternativen Heine-Preis abgelehnt. Claus Peymann nahm das zum Anlaß, um auf der Spielplanpressekonferenz des Berliner Ensembles (BE) zur Uraufführung des neuen Handke-Stückes überzuleiten: Peymann selbst inszeniert "Spuren der Verirrten" im Februar, um gegen "das um sich greifende Theater der Verblödung" anzukämpfen. Dem gegenüber steht das "Theater der Aufklärung", dessen erster Bannerträger natürlich Claus Peymann ist. Das neue Stück von Handke zeigt "die fahnenschwenkenden, brüllenden Massen in einer völlig anderen Situation, die mit Bier und Fußball nun gar nichts mehr zu tun hat, nämlich auf einer großen Flucht in einer immer bedrohlicher werdenden Welt", kündigte Peymann gestern an.
Zur Aufklärung gehört aus seiner Sicht neben Handke und dem großen Brecht-Festival (12.8. bis 3.9.) zum 50. Todestag des Dramatikers auch seine Neuinszenierung von Schillers "Jungfrau von Orléans" (Premiere am 15. September), Peter Steins Wallenstein-Trilogie (Mai 2007) in der ehemaligen Kindl-Brauerei in Neukölln, Robert Wilsons "Dreigroschenoper" im September 2007 und ein neues Stück des 92jährigen George Tabori.
Das Berliner Ensemble bezeichnete Peymann als "vielleicht letzte deutschsprachige Bühne, die sich zu ihrer politischen Haltung bekennt". Das Publikum gebe ihm recht "und die Kasse stimmt auch". In dieser Spielzeit (86,5 Prozent Auslastung / 204 500 Besucher) habe das BE Einnahmen in Höhe von 3,2 Millionen Euro erzielt, was einem Kostendeckungsgrad von 22 Prozent entspräche. Lediglich das Thalia Theater in Hamburg stünde bundesweit besser da. Dagegen käme das Deutsche Theater in Berlin lediglich auf 13, die Volksbühne auf 14 Prozent. skin
Aus der Berliner Morgenpost vom 27. Juni 2006
Den einen Preis sollte er nicht, den anderen wollte er nicht bekommen: Nach dem Düsseldorfer Eklat hat der österreichische Schriftsteller Peter Handke (Foto) - wie berichtet - auch den alternativen Heine-Preis abgelehnt. Claus Peymann nahm das zum Anlaß, um auf der Spielplanpressekonferenz des Berliner Ensembles (BE) zur Uraufführung des neuen Handke-Stückes überzuleiten: Peymann selbst inszeniert "Spuren der Verirrten" im Februar, um gegen "das um sich greifende Theater der Verblödung" anzukämpfen. Dem gegenüber steht das "Theater der Aufklärung", dessen erster Bannerträger natürlich Claus Peymann ist. Das neue Stück von Handke zeigt "die fahnenschwenkenden, brüllenden Massen in einer völlig anderen Situation, die mit Bier und Fußball nun gar nichts mehr zu tun hat, nämlich auf einer großen Flucht in einer immer bedrohlicher werdenden Welt", kündigte Peymann gestern an.
Zur Aufklärung gehört aus seiner Sicht neben Handke und dem großen Brecht-Festival (12.8. bis 3.9.) zum 50. Todestag des Dramatikers auch seine Neuinszenierung von Schillers "Jungfrau von Orléans" (Premiere am 15. September), Peter Steins Wallenstein-Trilogie (Mai 2007) in der ehemaligen Kindl-Brauerei in Neukölln, Robert Wilsons "Dreigroschenoper" im September 2007 und ein neues Stück des 92jährigen George Tabori.
Das Berliner Ensemble bezeichnete Peymann als "vielleicht letzte deutschsprachige Bühne, die sich zu ihrer politischen Haltung bekennt". Das Publikum gebe ihm recht "und die Kasse stimmt auch". In dieser Spielzeit (86,5 Prozent Auslastung / 204 500 Besucher) habe das BE Einnahmen in Höhe von 3,2 Millionen Euro erzielt, was einem Kostendeckungsgrad von 22 Prozent entspräche. Lediglich das Thalia Theater in Hamburg stünde bundesweit besser da. Dagegen käme das Deutsche Theater in Berlin lediglich auf 13, die Volksbühne auf 14 Prozent. skin
Aus der Berliner Morgenpost vom 27. Juni 2006
»Für die Toten des Luftkriegs ist Hitler verantwortlich«
Martin Rooney
Martin Rooney ist ein Onkel des englischen Fußballstars Wayne Rooney. Der britische Germanist und Philosoph lebt seit 1973 in Bremen. Er beschäftigt sich u.a. mit Manès Sperber und George Orwell und war 15 Jahre lang Vorsitzender der Armin T. Wegener-Gesellschaft. Mehrere Mitglieder der Familie Rooney waren im Zweiten Weltkrieg aktiv an der Niederschlagung Nazi-Deutschlands beteiligt. Der 57jährige Rooney bekam 2003 den Bremer Friedenspreis zugesprochen, der ihm jedoch zunächst wieder aberkannt wurde, weil er sich kritisch über die deutsche Friedensbewegung geäußert hatte. Mit ihm sprach Ivo Bozic.
Wenn Sie auf den Straßen das schwarzrotgoldene Fahnenmeer sehen und die Deutschen über ihr neues, unbeschwertes Verhältnis zur Nation reden hören, was denken Sie dabei?
Wenn ich Fußball gucke, schalte ich zu Spielbeginn den Fernseher ein, und während der Halbzeit und nach dem Abpfiff sofort aus, so dass ich das Drumherum gar nicht so mitbekomme. Ich will die Dummschwätzer nicht hören, die da spekulieren und sich wichtig tun. Über die Stimmung denke ich, dass wir einen saumäßigen Winter hinter uns haben, und viele Leute wollen einfach feiern bei diesem wunderschönen Wetter. Wie das insgesamt einzuschätzen ist, dazu muss man das Ende der WM abwarten. Es kann natürlich jederzeit irgendetwas passieren, was die Situation sehr schnell ändert.
Das WM-Motto ist »Die Welt zu Gast bei Freunden«. In England erinnert man sich noch gut daran, wie es war, als die Deutschen zuletzt dort »zu Gast« waren …
Die Deutschen waren nicht »zu Gast« in Großbritannien, dafür haben unsere Streitkräfte gesorgt. Die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus ist ständig präsent in den englischen Medien. Und man wird sich weiter mit der deutschen Vergangenheit beschäftigen, ob in England, Amerika oder Israel – egal, ob das gewissen Kreisen in Deutschland passt oder nicht.
Auch in Ihrer Familie spielt der Krieg eine große Rolle.
Anfang 1941 haben meine Mutter und meine Schwester nur um Haaresbreite den Angriff eines deutschen Tieffliegers überlebt. Ein Onkel von mir war bei den Desert Rats, also der 7th Armoured Division, die Hitlers Wehrmacht in El Alamein besiegt hat, und er ist dann bis nach Hamburg gekommen. Ein anderer Onkel zählte zu den ersten englischen Soldaten, die in der Normandie gelandet sind, er war Kundschafter und hat später das KZ Bergen-Belsen entdeckt. Und mein Vater hat die Lancaster-Bombe gebaut, die bekanntlich die deutschen Städte pulverisiert hat. Also ich weiß, was Krieg ist.
In letzter Zeit wurde in Deutschland vor allem der deutschen Opfer britischer Bomber gedacht.
Ich war vor etwa sechs Wochen in Dresden zufällig bei einem recht makaberen Spektakel. Einige Menschen, die 1945 sehr jung waren und die seitdem offensichtlich wenig gesehen, gehört und gar nichts kapiert haben, meinten, sie seien die ersten Opfer des Krieges. Ich habe sehr vehement Widerspruch angemeldet und mich damit nicht sehr beliebt gemacht. Ich habe darauf hingewiesen, dass der Bumerang, den Deutschland damals losgeworfen hatte, nur mit Vehemenz nach Deutschland zurückgekehrt war. Primär verantwortlich für alle Toten des Luftkrieges sind Hitler und seine Partei. Sie haben den Krieg angefangen mit der begeisterten Zustimmung der Deutschen – bis zur Selbstzerstörung.
Die britischen Fliegerbomben gelten in der deutschen Wahrnehmung als besonders heimtückisch und kriminell.
Ich frage immer, was ist der Unterschied, ob eine Stadt aus der Luft oder vom Boden aus zerstört wird? Die Engländer und Amerikaner haben 162 deutsche Städte zerstört. Hitlers Wehrmacht aber hat in der Sowjetunion 18 000 Städte dem Erdboden gleichgemacht. Dieses Verhältnis muss man doch sehen!
Glauben Sie, dass Deutschland aus seiner Vergangenheit gelernt hat und der Verantwortung gegenüber den Opfern der Nazi-Zeit gerecht wird?
Man hat zwar einiges an materieller Hilfe für Israel geleistet, aber ich erinnere an eine Umfrage aus dem Jahr 2003, da waren 65 Prozent der Deutschen der Meinung, Israel stelle die größte Gefahr für den Weltfrieden dar, 50 Prozent meinten, dass die Israelis mit den Palästinensern genauso umgingen wie die Nazis mit den Juden. Und 85 Prozent der Deutschen sind gegen weitere Waffenlieferungen an Israel. Diese Umfrage ist eine bestürzende Diagnose der Probleme in Deutschland 61 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz.
Ihnen wurde 2003 der Villa-Ichon-Friedenspreis verliehen.
Mir ist der Preis zuerkannt worden für mein über 30jähriges Engagement für die Aufarbeitung des Völkermords an den Armeniern. Ich bin Biograf Armin T.Wegeners, eines deutschen Pazifisten, der im Ersten Weltkrieg Sanitäter und Augenzeuge der Ausrottung der Armenier durch die Türken war. Er ging durch die Todeslager und machte heimlich Fotos. Diese Generalprobe für den Holocaust wurde jahrzehntelang in Deutschland tabuisiert, weil damals das Kaiserreich der militärische Bündnispartner der Türkei war.
Der Preis wurde Ihnen nicht ausgehändigt, und die Jury sagte die Feierlichkeiten ab. Was war passiert?
Ich bekam Ärger, nachdem ich eine Demonstration gegen den drohenden Irak-Krieg gesehen und in einem Leserbrief an die taz meinen Ärger darüber zum Ausdruck gebracht hatte, wie zwar gegen Bush und Amerika polemisiert, aber nirgendwo Saddam Hussein und seine eminent gefährliche Bedrohung für Israel thematisiert wurde. Bekanntlich hat der Mann 1991 Israel mit Raketen beschossen. Ich habe in meinem Leben noch nie so eine einseitige Friedensdemonstration gesehen wie diese. Keine Friedensbewegung ist so antiamerikanisch, antiisraelisch und propalästinensisch wie die deutsche.
Ist das nicht ein weltweites Phänomen?
Sicher, es gibt eine weltweite Welle des Antiamerikanismus. Aber es gibt auch eine ganz besondere Problematik der deutschen Vergangenheit und der deutschen Schuld. In Deutschland hat während des Irak-Krieges auch die Regierung den Antiamerikanismus bedient. Und wo der Antiamerikanismus wütet, ist der Antisemitismus nicht weit weg.
Und wegen dieser Kritik hat man Ihnen den Preis aberkannt?
Der Publizist und Rechtsanwalt Heinrich Hannover, selber Friedenspreisträger der Villa Ichon, hat den Vorstand auf meinen Leserbrief hingewiesen und ihn aufgefordert, sich von der Auszeichnung zu distanzieren. Die Villa Ichon hat dann die Preisverleihung abgesagt, weil es bei den Preisträgern eine »Kontinuität des Engagements für den Frieden« geben müsse, was sie bei mir offenbar nicht mehr gegeben sah. Dabei hat der Verein wohl übersehen, dass Heinrich Hannover selber Mitglied der NSDAP und Soldat der Wehrmacht war und keinerlei Widerstandshandlungen vor dem 8.Mai 1945 vorzuweisen hat. Man hat mir dann einfach das Preisgeld aufs Konto überwiesen, und die Heinrich-Böll-Stiftung hat dankenswerterweise eine alternative Preisverleihung organisiert, wo Ralph Giordano dann seine fulminante Laudatio hielt.
Was halten Sie vom Auftritt des englischen Teams bei der WM und dem Rummel um Ihren Neffen?
The Sun hat sechs Seiten über Wayne gebracht, als wenn es um den neuen Messias ginge. Sicher hängt viel von ihm ab, aber längst nicht alles. Ich bin von der Leistung der englischen Mannschaft ziemlich enttäuscht. Ich hätte von solchen namhaften Spielern wesentlich mehr erwartet. Aber leider hat Eriksson es nicht geschafft, ein System zu entwickeln, das die Stärken der Einzelspieler harmonisiert und daraus eine richtig schlagkräftige Truppe macht.
jungle-world
Martin Rooney ist ein Onkel des englischen Fußballstars Wayne Rooney. Der britische Germanist und Philosoph lebt seit 1973 in Bremen. Er beschäftigt sich u.a. mit Manès Sperber und George Orwell und war 15 Jahre lang Vorsitzender der Armin T. Wegener-Gesellschaft. Mehrere Mitglieder der Familie Rooney waren im Zweiten Weltkrieg aktiv an der Niederschlagung Nazi-Deutschlands beteiligt. Der 57jährige Rooney bekam 2003 den Bremer Friedenspreis zugesprochen, der ihm jedoch zunächst wieder aberkannt wurde, weil er sich kritisch über die deutsche Friedensbewegung geäußert hatte. Mit ihm sprach Ivo Bozic.
Wenn Sie auf den Straßen das schwarzrotgoldene Fahnenmeer sehen und die Deutschen über ihr neues, unbeschwertes Verhältnis zur Nation reden hören, was denken Sie dabei?
Wenn ich Fußball gucke, schalte ich zu Spielbeginn den Fernseher ein, und während der Halbzeit und nach dem Abpfiff sofort aus, so dass ich das Drumherum gar nicht so mitbekomme. Ich will die Dummschwätzer nicht hören, die da spekulieren und sich wichtig tun. Über die Stimmung denke ich, dass wir einen saumäßigen Winter hinter uns haben, und viele Leute wollen einfach feiern bei diesem wunderschönen Wetter. Wie das insgesamt einzuschätzen ist, dazu muss man das Ende der WM abwarten. Es kann natürlich jederzeit irgendetwas passieren, was die Situation sehr schnell ändert.
Das WM-Motto ist »Die Welt zu Gast bei Freunden«. In England erinnert man sich noch gut daran, wie es war, als die Deutschen zuletzt dort »zu Gast« waren …
Die Deutschen waren nicht »zu Gast« in Großbritannien, dafür haben unsere Streitkräfte gesorgt. Die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus ist ständig präsent in den englischen Medien. Und man wird sich weiter mit der deutschen Vergangenheit beschäftigen, ob in England, Amerika oder Israel – egal, ob das gewissen Kreisen in Deutschland passt oder nicht.
Auch in Ihrer Familie spielt der Krieg eine große Rolle.
Anfang 1941 haben meine Mutter und meine Schwester nur um Haaresbreite den Angriff eines deutschen Tieffliegers überlebt. Ein Onkel von mir war bei den Desert Rats, also der 7th Armoured Division, die Hitlers Wehrmacht in El Alamein besiegt hat, und er ist dann bis nach Hamburg gekommen. Ein anderer Onkel zählte zu den ersten englischen Soldaten, die in der Normandie gelandet sind, er war Kundschafter und hat später das KZ Bergen-Belsen entdeckt. Und mein Vater hat die Lancaster-Bombe gebaut, die bekanntlich die deutschen Städte pulverisiert hat. Also ich weiß, was Krieg ist.
In letzter Zeit wurde in Deutschland vor allem der deutschen Opfer britischer Bomber gedacht.
Ich war vor etwa sechs Wochen in Dresden zufällig bei einem recht makaberen Spektakel. Einige Menschen, die 1945 sehr jung waren und die seitdem offensichtlich wenig gesehen, gehört und gar nichts kapiert haben, meinten, sie seien die ersten Opfer des Krieges. Ich habe sehr vehement Widerspruch angemeldet und mich damit nicht sehr beliebt gemacht. Ich habe darauf hingewiesen, dass der Bumerang, den Deutschland damals losgeworfen hatte, nur mit Vehemenz nach Deutschland zurückgekehrt war. Primär verantwortlich für alle Toten des Luftkrieges sind Hitler und seine Partei. Sie haben den Krieg angefangen mit der begeisterten Zustimmung der Deutschen – bis zur Selbstzerstörung.
Die britischen Fliegerbomben gelten in der deutschen Wahrnehmung als besonders heimtückisch und kriminell.
Ich frage immer, was ist der Unterschied, ob eine Stadt aus der Luft oder vom Boden aus zerstört wird? Die Engländer und Amerikaner haben 162 deutsche Städte zerstört. Hitlers Wehrmacht aber hat in der Sowjetunion 18 000 Städte dem Erdboden gleichgemacht. Dieses Verhältnis muss man doch sehen!
Glauben Sie, dass Deutschland aus seiner Vergangenheit gelernt hat und der Verantwortung gegenüber den Opfern der Nazi-Zeit gerecht wird?
Man hat zwar einiges an materieller Hilfe für Israel geleistet, aber ich erinnere an eine Umfrage aus dem Jahr 2003, da waren 65 Prozent der Deutschen der Meinung, Israel stelle die größte Gefahr für den Weltfrieden dar, 50 Prozent meinten, dass die Israelis mit den Palästinensern genauso umgingen wie die Nazis mit den Juden. Und 85 Prozent der Deutschen sind gegen weitere Waffenlieferungen an Israel. Diese Umfrage ist eine bestürzende Diagnose der Probleme in Deutschland 61 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz.
Ihnen wurde 2003 der Villa-Ichon-Friedenspreis verliehen.
Mir ist der Preis zuerkannt worden für mein über 30jähriges Engagement für die Aufarbeitung des Völkermords an den Armeniern. Ich bin Biograf Armin T.Wegeners, eines deutschen Pazifisten, der im Ersten Weltkrieg Sanitäter und Augenzeuge der Ausrottung der Armenier durch die Türken war. Er ging durch die Todeslager und machte heimlich Fotos. Diese Generalprobe für den Holocaust wurde jahrzehntelang in Deutschland tabuisiert, weil damals das Kaiserreich der militärische Bündnispartner der Türkei war.
Der Preis wurde Ihnen nicht ausgehändigt, und die Jury sagte die Feierlichkeiten ab. Was war passiert?
Ich bekam Ärger, nachdem ich eine Demonstration gegen den drohenden Irak-Krieg gesehen und in einem Leserbrief an die taz meinen Ärger darüber zum Ausdruck gebracht hatte, wie zwar gegen Bush und Amerika polemisiert, aber nirgendwo Saddam Hussein und seine eminent gefährliche Bedrohung für Israel thematisiert wurde. Bekanntlich hat der Mann 1991 Israel mit Raketen beschossen. Ich habe in meinem Leben noch nie so eine einseitige Friedensdemonstration gesehen wie diese. Keine Friedensbewegung ist so antiamerikanisch, antiisraelisch und propalästinensisch wie die deutsche.
Ist das nicht ein weltweites Phänomen?
Sicher, es gibt eine weltweite Welle des Antiamerikanismus. Aber es gibt auch eine ganz besondere Problematik der deutschen Vergangenheit und der deutschen Schuld. In Deutschland hat während des Irak-Krieges auch die Regierung den Antiamerikanismus bedient. Und wo der Antiamerikanismus wütet, ist der Antisemitismus nicht weit weg.
Und wegen dieser Kritik hat man Ihnen den Preis aberkannt?
Der Publizist und Rechtsanwalt Heinrich Hannover, selber Friedenspreisträger der Villa Ichon, hat den Vorstand auf meinen Leserbrief hingewiesen und ihn aufgefordert, sich von der Auszeichnung zu distanzieren. Die Villa Ichon hat dann die Preisverleihung abgesagt, weil es bei den Preisträgern eine »Kontinuität des Engagements für den Frieden« geben müsse, was sie bei mir offenbar nicht mehr gegeben sah. Dabei hat der Verein wohl übersehen, dass Heinrich Hannover selber Mitglied der NSDAP und Soldat der Wehrmacht war und keinerlei Widerstandshandlungen vor dem 8.Mai 1945 vorzuweisen hat. Man hat mir dann einfach das Preisgeld aufs Konto überwiesen, und die Heinrich-Böll-Stiftung hat dankenswerterweise eine alternative Preisverleihung organisiert, wo Ralph Giordano dann seine fulminante Laudatio hielt.
Was halten Sie vom Auftritt des englischen Teams bei der WM und dem Rummel um Ihren Neffen?
The Sun hat sechs Seiten über Wayne gebracht, als wenn es um den neuen Messias ginge. Sicher hängt viel von ihm ab, aber längst nicht alles. Ich bin von der Leistung der englischen Mannschaft ziemlich enttäuscht. Ich hätte von solchen namhaften Spielern wesentlich mehr erwartet. Aber leider hat Eriksson es nicht geschafft, ein System zu entwickeln, das die Stärken der Einzelspieler harmonisiert und daraus eine richtig schlagkräftige Truppe macht.
jungle-world
Monday, June 26, 2006
Mullah Hodentöter
Immer noch aktuell und lesenswert
Joachim Rohloff
Deutsch denken
Die Friedensmission des Jürgen Todenhöfer
Manchmal hat sogar Jürgen Todenhöfer, der auf seine alten Tage noch einmal in den Krieg zieht gegen den Krieg, eine gute Idee. Neulich stellte er sich den Berliner Polizeipräsidenten vor, wie er "auf der Suche nach einem furchtbaren Terroristen, der sich nach einem verheerenden Anschlag auf ein bewohntes Hochhaus bei befreundeten Drogenhändlern in Kreuzberg versteckt hielte, Kreuzberg bombardieren ließe und dabei Hunderte unschuldiger Zivilpersonen, darunter zahlreiche Kinder, töten würde, den Terroristen entkommen ließe und trotzdem der Öffentlichkeit stolz verkünden würde, das Ganze sei ein großer Erfolg, denn immerhin seien die Drogendealer bei der Bombardierung weitgehend ausgeschaltet worden".
Eine charmante Idee. Leider ist sie nicht zu verwirklichen. Denn erstens verfügt die Polizei über keine Bombengeschwader, und zweitens wohnen die Drogenhändler nicht in Kreuzberg, sondern in Zehlendorf. In Kreuzberg wohnt die Presse.
Ich schlage deshalb vor, die Bundeswehr bombardiere die Umgebung des ehemaligen Checkpoint Charly und töte einige Hundert schuldiger Zivilisten. In diesem Fall würde ich mich bereit erklären, für den Anlaß zu sorgen, einen weißen Turban aufzusetzen und mir einen Bart wachsen zu lassen. Und wenn das Rudi-Dutschke-Haus in Flammen stünde und die Sprengkörper senkrecht durchs Axel-Springer-Haus führen, ritte ich auf einem Esel über die Oberbaumbrücke und dächte an die Brandstwiete und an Offenburg.
Aber Todenhöfer hat es natürlich nicht böse gemeint. Er wollte bloß sagen, so wie jener Polizeichef hätten die Amerikaner sich in Afghanistan aufgeführt. Und Ähnliches planten sie nun im Irak. Einst operierte er am rechten Rand der CDU, unterstützte den antiimperialistischen Widerstand der afghanischen Mujahedin gegen die Rote Armee und verlangte nach einer europäischen Atomwaffe, über deren Einsatz auch die Deutschen zu entscheiden hätten. Heute ist er der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Hubert-Burda-Doofenpresse-AG, und noch immer gilt sein Leitspruch: "Ich denke deutsch."
Wer in diesen Tagen deutsch denkt, kommt alsbald darauf, daß George Bush einen rechtswidrigen Krieg plant, in dem es nicht um die Demokratie gehen wird, sondern ums Öl. Todenhöfer reiste zweimal in den Irak und sah keine chemischen Waffen und keine islamistischen Terroristen, sondern eine leidende Bevölkerung. Als er nach Deutschland zurückkehrte, sah er, daß aus der "uneingeschränkten Solidarität" mit den USA in seiner Abwesenheit eine "uneingeschränkte Unterwürfigkeit" geworden war.
Aber damit ist es ja bekanntlich vorbei, alle gutwilligen Deutschen teilen inzwischen seine Meinung. Außer seiner eigenen Partei. Wird er nun der DKP beitreten?
konkret,3,03
Joachim Rohloff
Deutsch denken
Die Friedensmission des Jürgen Todenhöfer
Manchmal hat sogar Jürgen Todenhöfer, der auf seine alten Tage noch einmal in den Krieg zieht gegen den Krieg, eine gute Idee. Neulich stellte er sich den Berliner Polizeipräsidenten vor, wie er "auf der Suche nach einem furchtbaren Terroristen, der sich nach einem verheerenden Anschlag auf ein bewohntes Hochhaus bei befreundeten Drogenhändlern in Kreuzberg versteckt hielte, Kreuzberg bombardieren ließe und dabei Hunderte unschuldiger Zivilpersonen, darunter zahlreiche Kinder, töten würde, den Terroristen entkommen ließe und trotzdem der Öffentlichkeit stolz verkünden würde, das Ganze sei ein großer Erfolg, denn immerhin seien die Drogendealer bei der Bombardierung weitgehend ausgeschaltet worden".
Eine charmante Idee. Leider ist sie nicht zu verwirklichen. Denn erstens verfügt die Polizei über keine Bombengeschwader, und zweitens wohnen die Drogenhändler nicht in Kreuzberg, sondern in Zehlendorf. In Kreuzberg wohnt die Presse.
Ich schlage deshalb vor, die Bundeswehr bombardiere die Umgebung des ehemaligen Checkpoint Charly und töte einige Hundert schuldiger Zivilisten. In diesem Fall würde ich mich bereit erklären, für den Anlaß zu sorgen, einen weißen Turban aufzusetzen und mir einen Bart wachsen zu lassen. Und wenn das Rudi-Dutschke-Haus in Flammen stünde und die Sprengkörper senkrecht durchs Axel-Springer-Haus führen, ritte ich auf einem Esel über die Oberbaumbrücke und dächte an die Brandstwiete und an Offenburg.
Aber Todenhöfer hat es natürlich nicht böse gemeint. Er wollte bloß sagen, so wie jener Polizeichef hätten die Amerikaner sich in Afghanistan aufgeführt. Und Ähnliches planten sie nun im Irak. Einst operierte er am rechten Rand der CDU, unterstützte den antiimperialistischen Widerstand der afghanischen Mujahedin gegen die Rote Armee und verlangte nach einer europäischen Atomwaffe, über deren Einsatz auch die Deutschen zu entscheiden hätten. Heute ist er der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Hubert-Burda-Doofenpresse-AG, und noch immer gilt sein Leitspruch: "Ich denke deutsch."
Wer in diesen Tagen deutsch denkt, kommt alsbald darauf, daß George Bush einen rechtswidrigen Krieg plant, in dem es nicht um die Demokratie gehen wird, sondern ums Öl. Todenhöfer reiste zweimal in den Irak und sah keine chemischen Waffen und keine islamistischen Terroristen, sondern eine leidende Bevölkerung. Als er nach Deutschland zurückkehrte, sah er, daß aus der "uneingeschränkten Solidarität" mit den USA in seiner Abwesenheit eine "uneingeschränkte Unterwürfigkeit" geworden war.
Aber damit ist es ja bekanntlich vorbei, alle gutwilligen Deutschen teilen inzwischen seine Meinung. Außer seiner eigenen Partei. Wird er nun der DKP beitreten?
konkret,3,03
Davor kommt noch / Danach war schon
Enno Stahl
Den Titel "Witzigstes Buch des Jahres `98" hatte er mit Leichtigkeit gewonnen, der Berliner Schriftsteller, Maler, Musiker und Kneipenphilosoph Thomas Kapielski. Und zwar mit seinem Werk "Davor kommt noch. Gottesbeweise 9-13". In diesem Frühjahr ist nun quasi als Fortsetzung der erste Teil erschienen; "Danach war schon. Gottesbeweise 1-8". Diese aktuelle Veröffentlichung wird es im "Lustigkeitswettbewerb" etwas schwerer haben - aber oben mitmischen wird sie auch. Kapielskis ausgeweitete Anekdoten und Histörchen sind so satt im Alltäglichen abgefedert, im absolut Diesseitigen verankert, daß der Untertitel allerdings ein bißchen verblüfft - ist er etwa gläubig, wo ihm doch sonst nichts und niemand heilig zu sein scheint?
"Ich kann gleich beruhigen", meint Kapielski, "fromm bin ich nicht geworden, aber aus Fragen der Sicherheit doch durchaus gottesfürchtig; und Gottesbeweise, das hat einfach damit zu tun, daß ich mich während der Zeit, als ich dieses Buch, diese beiden Dinger da geschrieben habe, mit Theologie befaßt habe. Ganz intensiv, und das ist unterirdisch reingerutscht - auch in der Weise, daß Gottesbeweise seit Kant bekanntlich gar nicht mehr möglich sind Und da gibts so eine Richtung, die versucht so eine Art poetische Gottesbeweise. Die sagt, seitdem es keine mehr gibt, kann man so richtig loslegen. Und dann sind so mehr die kleinen, profanen Wunder, über die man so täglich staunt, und ich staune täglich, eigentlich immer mehr: das sind so die kleinen Gottesbeweise, es sind so banale Formen des Wunders. Immer dann, wenn irgendwo anfängt, immer dann, wenn man anfängt zu staunen." Das Staunen im Alltag, die "Wunder" geraten bei Kapielski nun vor allen Dingen brüllend komisch. Im Unglaublichen, im Aberwitzigen und Absurden des Lebens selber manifestieren sich die "Epifanien", um die sich Kapielskis Berichte ranken. Alles ist streng autobiografisch, was Wahrhaftigkeit verbürgt. Und der Autor tut das ganz bewußt, als Programmatik und mit Tradition: "Ich habe von Jörg Schröder, der einmal den März-Verlag gemacht hat, gelernt, immer ganz tapfer und offenherzig, aber auch moralisch-kontrolliert die Realitäten direkt zu benennen. Mich interessieren Sachen, die real gekoppelt sind, also Geschichte oder Theorien, wenn sich jemand ne interessante Theorie ausdenkt, und ich schreibe eben über das, als ein nun bald schon fünfzig-jähriger Mann, schreibe ich über das, was ich erlebt habe; und daran läßt sich natürlich alles mögliche dran koppeln, sämtliche Texte, die man gelesen hat, alles, was man so erlebt hat, und das baut man so als Geschichten aus, und beschreibt so mittels Geschichten Geschichte, und das ist ja ganz schön." Diese Geschichten führen Kapielski im ersten Buch in solch bizarre Ausweglosigkeiten wie das Erlebnis einer geradezu biblischen Mückenplage im tiefsten Finnland. Sie zwingt ihn dazu, zwei Wochen ausschließlich auf dem Zimmer zu verbringen. Oder jene Horrorfahrt auf der Autobahn, bei der ihn die Alkoholeskapaden der vorangegangen Tage kreislauf-technisch derart bedrängen, daß der Notarzt die einzige Alternative des Fortkommens bleibt. Diese und andere peinliche Geschichten schildert Kapielski ohne poetische Verkleidung, ohne irgendeine "spanische Wand", die sein Innerstes etwa zu schützen vermöchte - fällt ihm das bisweilen schwer? "Also in dieser Hinsicht muß man ja etwas aufrichtig sein. Es macht mir keine Schwiergkeiten, ich schenke ja ganz ordentlich aus, und da müssen meine Schwächen müssen auch benannt werden; selbstverständlich auch meine Stärken. Ich finde das sehr wichtig, daß die Ironie, ausgezeichnet mit außerordentlicher Wahrhaftigkeit, angefangen bei sich selbst ausgestattet wird. Danke." Während das 98-er Buch eine große Mobilität an den Tag legt - merke; die verrücktesten Dinge passieren immer unterwegs! - spielen weiteste Teile der 99er-Publikation in Berlin. Sie beschäftigen sich z.B. mit den Denkwürdigkeiten rings um die Wiedervereinigung, jene besonnene Skepsis, mit der die West-Berliner die konsumsüchtigen Horden aus dem andern Deutschland begutachten. Aber auch mit den Verrücktheiten, die eben bei diesen West-Berlinern im Gefolge der politischen Veränderungen grassieren. Kapielski selbst betrachtet das Ganze zumeist aus der bequemen Perspektive der Stammkneipe, die einen sozialen Umraum der Geborgenheit vermittelt, jenes Unverbrüchliche, was dem Strudel der Zeiten entgegensteht. Vermutlich gibt es zur Zeit keinen deutschen Autor, der mit so viel Liebe und Sinn fürs Detail über Gaststätten, Kneipen, Kaschemmen und Restaurationen zu erzählen weiß. Die Kneipe spielt in Kapielskis Schaffen und seiner Schaffensweise eine ähnlich zentrale Rolle wie im Werk Peter Altenbergs. Wie sieht er das selber? "Ja, die Kneipe, insbesondere der Stammtisch, ist ja außerordentlich schlecht konnotiert; das müssen wir mit aller Vehemenz bekämpfen. Das sind die letzten Orte, wo die Leute noch nicht im Hyperealen vor ihren Fernsehern bei Büchsenbier hocken, sondern tatsächlich noch sehr freimütig miteinander reden, da passiert sehr viel, man hört viele sprachliche Akrobatenstückchen; aber nicht so personalisiert, eher kollektiv. Also ich glaub, da werden die Witze geboren, die man nicht orten kann, die man keiner Originalität zuordnen kann. Da sitzt man eben und redet, das ist vom Feinsten, das ist was ganz Wichtiges! Die Kneipe muß erhalten bleiben! Deshalb bin ich auch gegen jede Preiserhöhung dort und irgendwelche Steuerabgaben, die man aus irgendwelchen angeblich volksgesundheitlichen Gründen noch ankoppelt. Das darf nicht sein! Dem können wir uns nur anschließen und empfehlen Kapielskis beide Bücher als perfekt angepaßte Lektüre von einzigartiger Trinkfestigkeit zum gebührlichen Studium dortselbst. Prost!
dradio.de
Den Titel "Witzigstes Buch des Jahres `98" hatte er mit Leichtigkeit gewonnen, der Berliner Schriftsteller, Maler, Musiker und Kneipenphilosoph Thomas Kapielski. Und zwar mit seinem Werk "Davor kommt noch. Gottesbeweise 9-13". In diesem Frühjahr ist nun quasi als Fortsetzung der erste Teil erschienen; "Danach war schon. Gottesbeweise 1-8". Diese aktuelle Veröffentlichung wird es im "Lustigkeitswettbewerb" etwas schwerer haben - aber oben mitmischen wird sie auch. Kapielskis ausgeweitete Anekdoten und Histörchen sind so satt im Alltäglichen abgefedert, im absolut Diesseitigen verankert, daß der Untertitel allerdings ein bißchen verblüfft - ist er etwa gläubig, wo ihm doch sonst nichts und niemand heilig zu sein scheint?
"Ich kann gleich beruhigen", meint Kapielski, "fromm bin ich nicht geworden, aber aus Fragen der Sicherheit doch durchaus gottesfürchtig; und Gottesbeweise, das hat einfach damit zu tun, daß ich mich während der Zeit, als ich dieses Buch, diese beiden Dinger da geschrieben habe, mit Theologie befaßt habe. Ganz intensiv, und das ist unterirdisch reingerutscht - auch in der Weise, daß Gottesbeweise seit Kant bekanntlich gar nicht mehr möglich sind Und da gibts so eine Richtung, die versucht so eine Art poetische Gottesbeweise. Die sagt, seitdem es keine mehr gibt, kann man so richtig loslegen. Und dann sind so mehr die kleinen, profanen Wunder, über die man so täglich staunt, und ich staune täglich, eigentlich immer mehr: das sind so die kleinen Gottesbeweise, es sind so banale Formen des Wunders. Immer dann, wenn irgendwo anfängt, immer dann, wenn man anfängt zu staunen." Das Staunen im Alltag, die "Wunder" geraten bei Kapielski nun vor allen Dingen brüllend komisch. Im Unglaublichen, im Aberwitzigen und Absurden des Lebens selber manifestieren sich die "Epifanien", um die sich Kapielskis Berichte ranken. Alles ist streng autobiografisch, was Wahrhaftigkeit verbürgt. Und der Autor tut das ganz bewußt, als Programmatik und mit Tradition: "Ich habe von Jörg Schröder, der einmal den März-Verlag gemacht hat, gelernt, immer ganz tapfer und offenherzig, aber auch moralisch-kontrolliert die Realitäten direkt zu benennen. Mich interessieren Sachen, die real gekoppelt sind, also Geschichte oder Theorien, wenn sich jemand ne interessante Theorie ausdenkt, und ich schreibe eben über das, als ein nun bald schon fünfzig-jähriger Mann, schreibe ich über das, was ich erlebt habe; und daran läßt sich natürlich alles mögliche dran koppeln, sämtliche Texte, die man gelesen hat, alles, was man so erlebt hat, und das baut man so als Geschichten aus, und beschreibt so mittels Geschichten Geschichte, und das ist ja ganz schön." Diese Geschichten führen Kapielski im ersten Buch in solch bizarre Ausweglosigkeiten wie das Erlebnis einer geradezu biblischen Mückenplage im tiefsten Finnland. Sie zwingt ihn dazu, zwei Wochen ausschließlich auf dem Zimmer zu verbringen. Oder jene Horrorfahrt auf der Autobahn, bei der ihn die Alkoholeskapaden der vorangegangen Tage kreislauf-technisch derart bedrängen, daß der Notarzt die einzige Alternative des Fortkommens bleibt. Diese und andere peinliche Geschichten schildert Kapielski ohne poetische Verkleidung, ohne irgendeine "spanische Wand", die sein Innerstes etwa zu schützen vermöchte - fällt ihm das bisweilen schwer? "Also in dieser Hinsicht muß man ja etwas aufrichtig sein. Es macht mir keine Schwiergkeiten, ich schenke ja ganz ordentlich aus, und da müssen meine Schwächen müssen auch benannt werden; selbstverständlich auch meine Stärken. Ich finde das sehr wichtig, daß die Ironie, ausgezeichnet mit außerordentlicher Wahrhaftigkeit, angefangen bei sich selbst ausgestattet wird. Danke." Während das 98-er Buch eine große Mobilität an den Tag legt - merke; die verrücktesten Dinge passieren immer unterwegs! - spielen weiteste Teile der 99er-Publikation in Berlin. Sie beschäftigen sich z.B. mit den Denkwürdigkeiten rings um die Wiedervereinigung, jene besonnene Skepsis, mit der die West-Berliner die konsumsüchtigen Horden aus dem andern Deutschland begutachten. Aber auch mit den Verrücktheiten, die eben bei diesen West-Berlinern im Gefolge der politischen Veränderungen grassieren. Kapielski selbst betrachtet das Ganze zumeist aus der bequemen Perspektive der Stammkneipe, die einen sozialen Umraum der Geborgenheit vermittelt, jenes Unverbrüchliche, was dem Strudel der Zeiten entgegensteht. Vermutlich gibt es zur Zeit keinen deutschen Autor, der mit so viel Liebe und Sinn fürs Detail über Gaststätten, Kneipen, Kaschemmen und Restaurationen zu erzählen weiß. Die Kneipe spielt in Kapielskis Schaffen und seiner Schaffensweise eine ähnlich zentrale Rolle wie im Werk Peter Altenbergs. Wie sieht er das selber? "Ja, die Kneipe, insbesondere der Stammtisch, ist ja außerordentlich schlecht konnotiert; das müssen wir mit aller Vehemenz bekämpfen. Das sind die letzten Orte, wo die Leute noch nicht im Hyperealen vor ihren Fernsehern bei Büchsenbier hocken, sondern tatsächlich noch sehr freimütig miteinander reden, da passiert sehr viel, man hört viele sprachliche Akrobatenstückchen; aber nicht so personalisiert, eher kollektiv. Also ich glaub, da werden die Witze geboren, die man nicht orten kann, die man keiner Originalität zuordnen kann. Da sitzt man eben und redet, das ist vom Feinsten, das ist was ganz Wichtiges! Die Kneipe muß erhalten bleiben! Deshalb bin ich auch gegen jede Preiserhöhung dort und irgendwelche Steuerabgaben, die man aus irgendwelchen angeblich volksgesundheitlichen Gründen noch ankoppelt. Das darf nicht sein! Dem können wir uns nur anschließen und empfehlen Kapielskis beide Bücher als perfekt angepaßte Lektüre von einzigartiger Trinkfestigkeit zum gebührlichen Studium dortselbst. Prost!
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Sunday, June 25, 2006
NS-Wiederbetätigung in der Aula?
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes -Info
In der Juni-Ausgabe der Aula findet sich ein Interview mit dem ehemaligen NS-Abwehroffizier und Führer "arabischer Freiwilligenverbände", Franz Wimmer-Lamquet. Gleich zu Beginn beruft er sich auf den Eid, an den er noch immer "gebunden" sei und der genauere Auskünfte über seine subversive Tätigkeit im Dienste der nationalsozialistischen Aggression unmöglich mache. Nur dass der "Führer [...] ganz große Pläne" (Die Aula 6/2006, S. 38) mit ihm hatte, gibt Wimmer-Lamquet, dessen Bekenntnisbuch Balkenkreuz und Halbmond gerade im Ares-Verlag von Wolfgang Dvorak-Stocker erschienen ist, an.Wie sehr sich der Oberst a. D. noch mit Hitler und dem Nationalsozialismus identifiziert, wird an zahlreichen Stellen deutlich: Gegenüber den Versuchen der "Roten", aus dem "Führer" "einen Teppichbeißer, einen Primitivling zu machen", behauptet er eine Kultiviertheit und umfassende Bildung Hitlers. Sein Stellvertreter Rudolf Heß sei ein Mensch gewesen, "der viel Gutes getan hat". Und Reinhard Heydrich, den maßgeblichen Organisator der "Endlösung", "schätzte" Wimmer-Lamquet "sehr". Er hätte "eine klare Linie" gehabt und sei "nicht bestechlich" gewesen. Der Kriegsverbrecher habe darüber hinaus den Leitungsposten im "Reichssicherheitshauptamt" nur "mit Widerwillen bekleidet" (ebenda, S. 39). Als "Reichsprotektor von Böhmen und Mähren" habe Heydrich mit seinen offenbar guten und richtigen "Maßnahmen" erreicht, dass viele "der tschechischen Bauern und Arbeiter [...] ins deutsche Lager überliefen".Das DÖW hat das Interview an die Grazer Staatsanwaltschaft mit der Bitte um Prüfung der strafrechtlichen Relevanz (mutmaßlicher Verstoß gegen § 3g Verbotsgesetz) übermittelt.Es waren "revisionistische" und NS-apologetische Texte wie dieser, welche Mitte der 1990er Jahre zur öffentlichen Distanzierung der damaligen FPÖ-Spitze von der Aula führten. Heute versichert FPÖ-Obmann Strache der Aula, dass diese in ihm "immer einen verlässlichen Ansprechpartner finden [wird]." (Die Aula 7-8/2003, S. 6)
"die jüdische"
Saturday, June 24, 2006
Ein ganz spezieller Fluch
Marina Achenbach
VERSTOSS
Der wortgewaltige Streit um Peter Handke ist ein Streit um kaum zu benennende Wahrnehmungen
"Das ist ein physikalisches Gesetz: wenn 1.000 Leute immer dasselbe sagen und dann kommt einer und sagt, ich habe etwas anderes erlebt, dann wird der lächerlich sein."(Peter Handke 1999 im Interview) Die Aufregung über Peter Handkes Jugoslawien-Texte begann lange, bevor er ein Wort zur Verteidigung Serbiens äußerte: 1991, als er den Abschied des Träumers vom neunten Land veröffentlichte, das kleine Buch über Sloweniens Trennung von Jugoslawien. Er bedauerte die Trennung. Und das war ein Tabubruch. Noch herrschte Euphorie über die Anerkennung Sloweniens und Kroatiens als unabhängige Staaten, vor allem im gerade vereinigten Deutschland. Das Wort "Jugonostalgiker" reichte, Einwände verächtlich zu machen. Jugoslawien war in kurzer Frist demontiert, ein angeblich künstliches, nur mit Gewalt zusammengehaltenes Staatsgebilde. Die vielen vormaligen Liebhaber und Freunde des Landes verstummten. Weil im Streit über Handkes Slowenien-Buch für mich fast eine Freundschaft zuschanden kam, weiß ich das noch so gut. Der Freund, verheiratet mit einer Jugoslawin, die nun zur Kroatin wurde, in jenem Sinn, dass sich vor ihr etwas zu Verteidigendes auftat und eine ferne, helle Perspektive, dieser Freund warf Handke empört, fast tobend vor, er wolle ein rückständiges Slowenien erhalten, ohne Rücksicht auf die Menschen, sich selbst zur Freude, wie es nur Intellektuelle in ihrem Hochmut fertig brächten. Was ich über das Buch sagen wollte, hörte er nicht an. Es war auch nicht so leicht, mit einem Wütenden über den Text zu reden. Handke sprach über Wahrnehmungen, die kaum zu benennen und gar nicht zu beweisen sind. Ich kannte aus anderen Teilen des Landes vieles von dem, was Handke an Slowenien geliebt hatte und was er verschwinden sah, er sagte einfach, in Slowenien habe sich ihm Wirklichkeit gezeigt, in der Landschaft, in den Dingen, dem Umgang mit ihnen, sogar im Gang der Menschen und in der sanftmütigen Sprache. Und als in Slowenien "Krieg" war, zählte er die Toten und wagte es, darüber laut nachzudenken, worüber alle schwiegen: dass die meisten Toten junge Soldaten der Jugoslawischen Volksarmee waren. Er betrachtete Zeitungsfotos der schnell gegründeten Heimwehr und sah, was alle sehen konnten, aber auch beschwiegen: einen Mann, der prahlte mit "seinem ersten Toten, einem 18-jährigen Makedonier". Und er durfte prahlen, denn er war auf der richtigen Seite. Handke sah "Killermienen" und fragte, und ich betone, es war vor den Kriegen: "Hat Jugoslawien ... nun seinen speziellen Fluch?" Handkes Sätze kommen zögerlich, umkreisend, mehr fragend als behauptend. So schreibt er bis heute. Aber seine Vorsicht besänftigt nicht, bei diesem Thema provoziert das leiseste Widerwort. Das Selbstverständnis ist betroffen, zuerst das deutsche, später auch das französische und anderer Länder. An diesem Konflikt hat sich in Europa vieles verwandelt. Fünf Jahre später der zweite Aufschrei über Handke, sein Text Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien löst ihn aus. An den Anfang setzt er diesmal ein Kapitel über die Kriegsberichterstattung aus Bosnien: Wie schnell Schuld und Unschuld zugeteilt sind und wie sich das Schema in jedem berichteten Vorfall wiederholt. Dem will er "nicht trauen". Wieder schreibt er tastend, vorsichtig, auch umständlich, wie im Bewusstsein des Argwohns, der ihn begleitet, den er aber von sich wegschiebt. Er wolle nicht beobachten, sondern das Land auf sich einwirken lassen, sagt er in einem Interview, und so beschreibt er einfach seine Reise durch Serbien, eine verschneite Landstraße, die Ankunft in einem abgelegenen Städtchen. Sich lesend mit ihm zu bewegen, ist schön. Er gibt damit den Serben, der Wahrnehmung von ihnen, so etwas wie eine Wirklichkeit zurück. Er macht aus ihnen nicht Opfer, wie ihm vorgeworfen wird, sieht nur Menschen, die unter dem Krieg leiden. Und ihre Ratlosigkeit. Er nennt sein Buch einen Friedenstext, sagt in einem Zeit-Interview: "Ich bin nicht hingegangen, um mitzuhassen." Sich auf diese Weise dem allgemeinen Konsens zu entziehen, wirkt aber geradezu anstößig. Es folgen weitere Texte, eine Oster-Reise 1999 in das Serbien unter Nato-Bomben, das Theaterstück Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum Film vom Krieg 1999, Texte über Besuche in Srebrenica und Den Haag, auch über ein dreistündiges Gespräch mit Milosevic in der Zelle. Handke kann auch austeilen, in Interviews wird er zum Polemiker, vor allem 1999 im Nato-Krieg gegen Serbien-Montenegro. Journalisten sind "Zeitungsratten mit ihren Fertigsätzen". Über "die Grünen, den Typ, der Bundeskanzler ist, und den Bombenminister, den Spanier von der NATO, den amerikanischen Dreckskerl, den englischen Kunstturner" höhnt er, sie hätten einst das Lied "Make love not war" gesungen und hielten sich darum auf ewig für unschuldig. FAZ, Spiegel, Le Monde nennt er Kriegstreiber. Von Serbien aus sieht alles - Milosevic, dessen Anhänger und Gegner, das zerrissene, verelendete eigene Land, die Schuld, die Bomben des Westens - ganz anders aus. Peter Handke hat nicht für die Serben gesprochen, nicht statt ihrer, nicht als ihr Sprachrohr und Deuter. Er sucht Erkenntnis für sich, und zugleich für jene mit, die wie er Beobachter von außen sind. Seit einigen Tagen werden serbische Stimmen gegen Handke gesammelt, um mit ihnen die Kritik hier oder in Frankreich zu bekräftigen. Aber das ist eine ganz andere Perspektive. Der wichtigste Satz: Für Serbien sein, heißt gegen Milosevic sein. Er kommt aus der Opposition, die alle Jahre der Kriege und der Isolation stark und aktiv war. Weit über 200.000 junge Männer sind desertiert. In den meisten großen Städten Serbiens hatte die Opposition die Mehrheit und machte dort eine andere Politik, so weit es ging. Jahrelang warfen die oppositionellen Bewegungen dem Westen erbittert vor, nicht sie, sondern Milosevic zu unterstützen, weil er auch nach dem Ende des Bosnien-Krieges 1995 als Feind gebraucht wurde. Und je mehr Milosevic dämonisiert wurde, desto finsterer wirkte Serbien als Ganzes. Es hatte den Präsidenten, den es verdiente, sagte man, Serbien und Milosevic waren das Gleiche. Die Serben mögen eine eindeutige Haltung zu Milosevic haben, für sie mag das Bild klar sein, von außen aber ist es voller unklarer Stellen, und Handkes Blick ist daher ein anderer als der serbische. Die knappe Meldung einer Presseagentur über ihn als Trauergast bei der Beerdigung von Slobodan Milosevic und über seine Ansprache geht wie ein böser Triumph durch die Presse: Nun hat er sich selbst übertroffen. Ist zu weit gegangen. Wie Handke anschließend im Focus mitteilt, hat er sich im letzten Moment entschlossen, nach Pozarevac zu fahren, in den Geburtsort von Milosevic, wo dessen Garten nach hektischem Suchen Grabstätte wurde. "Ich wollte Zeuge sein." Die erste Reaktion kommt unerwartet: Die Comédie Française setzt sein für 2007 geplantes Stück Spiel vom Fragen ab. Es geht nicht gegen das Stück, das weit vor den Konflikten in Jugoslawien entstand. Der Intendant Marcel Bonzonnet erklärt: "Es war für meine Seele und mein Gewissen unmöglich, diese Person in meinem Theater zu empfangen." Wie in Deutschland wurde auch in Frankreich der Jugoslawienkrieg zum Katalysator für den "Paradigmenwechsel" der neunziger Jahre. Die Franzosen hatten historische Sympathien für Serbien aus ihren Herzen zu reißen, dabei konnten die Wortführer der Veränderung neue geistige Trennlinien ziehen, Loyalitäten aufbauen und Bekenntnisse einfordern. Kurz darauf folgt der Skandal in Düsseldorf, der eigentliche Anlass für diesen Artikel: Eine von der Stadt bestellte Jury wählt Peter Handke für den Heinrich-Heine-Preis 2006 aus, im Stadtrat wird Protest laut und lauter, Beleidigungen und Banausentum mischen sich, die Feuilletons überbieten sich mit Kommentaren. Günter Grass kommentiert in der Zeit väterlich: Handke hat sich "verrannt", ist "einseitig" mit fast "bewundernswertem Starrsinn". Im Spiegel gießt Matthias Matussek eine wahre Suada des Hohns über den "leergeschriebenen Klotzfuß deutschsprachiger Rätselhaftigkeit" und die "Betriebsnudeln" der Düsseldorfer Jury aus und spart auch nicht mit Andeutungen, dass Handke wohl scharf auf die 50.000 Euro des Preises sei. Doch die Literaturkritikerin Sigrid Löffler verlässt die Jury wegen des "Düsseldorfer Hysterienspiels" und erklärt dazu: "Handke muss exorziert werden, weil er in seiner Unabhängigkeit Ansichten äußert, die sich die Intelligenz hierzulande nicht gestatten darf und daher auch ihm nicht zugesteht." Diesmal findet Peter Handke wirkliche Verteidiger, wie den Filmregisseur Wim Wenders und den Schriftsteller Martin Mosebach: "Was der Richter, der Politiker, der Historiker, die Feinde und Opfer zu Milosevic sagen, mag gegenwärtig einem großen A-capella-Gesang gleichen. Für den Romancier ergibt sich daraus geradezu die Pflicht, den Fall von der anderen Seite zu betrachten ...", schrieb Mosebach in der Zeit. Handke hat auf den Preis der Stadt Düsseldorf verzichtet. Mittlerweile haben Schauspieler und Publizisten eine Initiative zur Verleihung eines "Berliner Heinrich-Heine-Preises für Peter Handke" ins Leben gerufen. Was hat er eigentlich am Grab gesagt? fragen jene, denen im Wust der Berichte und Kommentare der Faden abhanden kam. "... Die Welt, die sogenannte Welt, weiß alles über Jugoslawien, Serbien. Die Welt, die sogenannte Welt, weiß alles über Slobodan Milosevic. Die sogenannte Welt weiß die Wahrheit. Deswegen ist die sogenannte Welt heute abwesend, und nicht bloß heute, und nicht bloß hier," sagte Handke. "Ich weiß die Wahrheit nicht. Aber ich schaue. Ich höre. Ich fühle. Ich erinnere mich. Ich frage. Deswegen bin ich heute anwesend, nah an Jugoslawien, nah an Serbien, nah an Slobodan Milosevic."
Freitag 25
VERSTOSS
Der wortgewaltige Streit um Peter Handke ist ein Streit um kaum zu benennende Wahrnehmungen
"Das ist ein physikalisches Gesetz: wenn 1.000 Leute immer dasselbe sagen und dann kommt einer und sagt, ich habe etwas anderes erlebt, dann wird der lächerlich sein."(Peter Handke 1999 im Interview) Die Aufregung über Peter Handkes Jugoslawien-Texte begann lange, bevor er ein Wort zur Verteidigung Serbiens äußerte: 1991, als er den Abschied des Träumers vom neunten Land veröffentlichte, das kleine Buch über Sloweniens Trennung von Jugoslawien. Er bedauerte die Trennung. Und das war ein Tabubruch. Noch herrschte Euphorie über die Anerkennung Sloweniens und Kroatiens als unabhängige Staaten, vor allem im gerade vereinigten Deutschland. Das Wort "Jugonostalgiker" reichte, Einwände verächtlich zu machen. Jugoslawien war in kurzer Frist demontiert, ein angeblich künstliches, nur mit Gewalt zusammengehaltenes Staatsgebilde. Die vielen vormaligen Liebhaber und Freunde des Landes verstummten. Weil im Streit über Handkes Slowenien-Buch für mich fast eine Freundschaft zuschanden kam, weiß ich das noch so gut. Der Freund, verheiratet mit einer Jugoslawin, die nun zur Kroatin wurde, in jenem Sinn, dass sich vor ihr etwas zu Verteidigendes auftat und eine ferne, helle Perspektive, dieser Freund warf Handke empört, fast tobend vor, er wolle ein rückständiges Slowenien erhalten, ohne Rücksicht auf die Menschen, sich selbst zur Freude, wie es nur Intellektuelle in ihrem Hochmut fertig brächten. Was ich über das Buch sagen wollte, hörte er nicht an. Es war auch nicht so leicht, mit einem Wütenden über den Text zu reden. Handke sprach über Wahrnehmungen, die kaum zu benennen und gar nicht zu beweisen sind. Ich kannte aus anderen Teilen des Landes vieles von dem, was Handke an Slowenien geliebt hatte und was er verschwinden sah, er sagte einfach, in Slowenien habe sich ihm Wirklichkeit gezeigt, in der Landschaft, in den Dingen, dem Umgang mit ihnen, sogar im Gang der Menschen und in der sanftmütigen Sprache. Und als in Slowenien "Krieg" war, zählte er die Toten und wagte es, darüber laut nachzudenken, worüber alle schwiegen: dass die meisten Toten junge Soldaten der Jugoslawischen Volksarmee waren. Er betrachtete Zeitungsfotos der schnell gegründeten Heimwehr und sah, was alle sehen konnten, aber auch beschwiegen: einen Mann, der prahlte mit "seinem ersten Toten, einem 18-jährigen Makedonier". Und er durfte prahlen, denn er war auf der richtigen Seite. Handke sah "Killermienen" und fragte, und ich betone, es war vor den Kriegen: "Hat Jugoslawien ... nun seinen speziellen Fluch?" Handkes Sätze kommen zögerlich, umkreisend, mehr fragend als behauptend. So schreibt er bis heute. Aber seine Vorsicht besänftigt nicht, bei diesem Thema provoziert das leiseste Widerwort. Das Selbstverständnis ist betroffen, zuerst das deutsche, später auch das französische und anderer Länder. An diesem Konflikt hat sich in Europa vieles verwandelt. Fünf Jahre später der zweite Aufschrei über Handke, sein Text Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien löst ihn aus. An den Anfang setzt er diesmal ein Kapitel über die Kriegsberichterstattung aus Bosnien: Wie schnell Schuld und Unschuld zugeteilt sind und wie sich das Schema in jedem berichteten Vorfall wiederholt. Dem will er "nicht trauen". Wieder schreibt er tastend, vorsichtig, auch umständlich, wie im Bewusstsein des Argwohns, der ihn begleitet, den er aber von sich wegschiebt. Er wolle nicht beobachten, sondern das Land auf sich einwirken lassen, sagt er in einem Interview, und so beschreibt er einfach seine Reise durch Serbien, eine verschneite Landstraße, die Ankunft in einem abgelegenen Städtchen. Sich lesend mit ihm zu bewegen, ist schön. Er gibt damit den Serben, der Wahrnehmung von ihnen, so etwas wie eine Wirklichkeit zurück. Er macht aus ihnen nicht Opfer, wie ihm vorgeworfen wird, sieht nur Menschen, die unter dem Krieg leiden. Und ihre Ratlosigkeit. Er nennt sein Buch einen Friedenstext, sagt in einem Zeit-Interview: "Ich bin nicht hingegangen, um mitzuhassen." Sich auf diese Weise dem allgemeinen Konsens zu entziehen, wirkt aber geradezu anstößig. Es folgen weitere Texte, eine Oster-Reise 1999 in das Serbien unter Nato-Bomben, das Theaterstück Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum Film vom Krieg 1999, Texte über Besuche in Srebrenica und Den Haag, auch über ein dreistündiges Gespräch mit Milosevic in der Zelle. Handke kann auch austeilen, in Interviews wird er zum Polemiker, vor allem 1999 im Nato-Krieg gegen Serbien-Montenegro. Journalisten sind "Zeitungsratten mit ihren Fertigsätzen". Über "die Grünen, den Typ, der Bundeskanzler ist, und den Bombenminister, den Spanier von der NATO, den amerikanischen Dreckskerl, den englischen Kunstturner" höhnt er, sie hätten einst das Lied "Make love not war" gesungen und hielten sich darum auf ewig für unschuldig. FAZ, Spiegel, Le Monde nennt er Kriegstreiber. Von Serbien aus sieht alles - Milosevic, dessen Anhänger und Gegner, das zerrissene, verelendete eigene Land, die Schuld, die Bomben des Westens - ganz anders aus. Peter Handke hat nicht für die Serben gesprochen, nicht statt ihrer, nicht als ihr Sprachrohr und Deuter. Er sucht Erkenntnis für sich, und zugleich für jene mit, die wie er Beobachter von außen sind. Seit einigen Tagen werden serbische Stimmen gegen Handke gesammelt, um mit ihnen die Kritik hier oder in Frankreich zu bekräftigen. Aber das ist eine ganz andere Perspektive. Der wichtigste Satz: Für Serbien sein, heißt gegen Milosevic sein. Er kommt aus der Opposition, die alle Jahre der Kriege und der Isolation stark und aktiv war. Weit über 200.000 junge Männer sind desertiert. In den meisten großen Städten Serbiens hatte die Opposition die Mehrheit und machte dort eine andere Politik, so weit es ging. Jahrelang warfen die oppositionellen Bewegungen dem Westen erbittert vor, nicht sie, sondern Milosevic zu unterstützen, weil er auch nach dem Ende des Bosnien-Krieges 1995 als Feind gebraucht wurde. Und je mehr Milosevic dämonisiert wurde, desto finsterer wirkte Serbien als Ganzes. Es hatte den Präsidenten, den es verdiente, sagte man, Serbien und Milosevic waren das Gleiche. Die Serben mögen eine eindeutige Haltung zu Milosevic haben, für sie mag das Bild klar sein, von außen aber ist es voller unklarer Stellen, und Handkes Blick ist daher ein anderer als der serbische. Die knappe Meldung einer Presseagentur über ihn als Trauergast bei der Beerdigung von Slobodan Milosevic und über seine Ansprache geht wie ein böser Triumph durch die Presse: Nun hat er sich selbst übertroffen. Ist zu weit gegangen. Wie Handke anschließend im Focus mitteilt, hat er sich im letzten Moment entschlossen, nach Pozarevac zu fahren, in den Geburtsort von Milosevic, wo dessen Garten nach hektischem Suchen Grabstätte wurde. "Ich wollte Zeuge sein." Die erste Reaktion kommt unerwartet: Die Comédie Française setzt sein für 2007 geplantes Stück Spiel vom Fragen ab. Es geht nicht gegen das Stück, das weit vor den Konflikten in Jugoslawien entstand. Der Intendant Marcel Bonzonnet erklärt: "Es war für meine Seele und mein Gewissen unmöglich, diese Person in meinem Theater zu empfangen." Wie in Deutschland wurde auch in Frankreich der Jugoslawienkrieg zum Katalysator für den "Paradigmenwechsel" der neunziger Jahre. Die Franzosen hatten historische Sympathien für Serbien aus ihren Herzen zu reißen, dabei konnten die Wortführer der Veränderung neue geistige Trennlinien ziehen, Loyalitäten aufbauen und Bekenntnisse einfordern. Kurz darauf folgt der Skandal in Düsseldorf, der eigentliche Anlass für diesen Artikel: Eine von der Stadt bestellte Jury wählt Peter Handke für den Heinrich-Heine-Preis 2006 aus, im Stadtrat wird Protest laut und lauter, Beleidigungen und Banausentum mischen sich, die Feuilletons überbieten sich mit Kommentaren. Günter Grass kommentiert in der Zeit väterlich: Handke hat sich "verrannt", ist "einseitig" mit fast "bewundernswertem Starrsinn". Im Spiegel gießt Matthias Matussek eine wahre Suada des Hohns über den "leergeschriebenen Klotzfuß deutschsprachiger Rätselhaftigkeit" und die "Betriebsnudeln" der Düsseldorfer Jury aus und spart auch nicht mit Andeutungen, dass Handke wohl scharf auf die 50.000 Euro des Preises sei. Doch die Literaturkritikerin Sigrid Löffler verlässt die Jury wegen des "Düsseldorfer Hysterienspiels" und erklärt dazu: "Handke muss exorziert werden, weil er in seiner Unabhängigkeit Ansichten äußert, die sich die Intelligenz hierzulande nicht gestatten darf und daher auch ihm nicht zugesteht." Diesmal findet Peter Handke wirkliche Verteidiger, wie den Filmregisseur Wim Wenders und den Schriftsteller Martin Mosebach: "Was der Richter, der Politiker, der Historiker, die Feinde und Opfer zu Milosevic sagen, mag gegenwärtig einem großen A-capella-Gesang gleichen. Für den Romancier ergibt sich daraus geradezu die Pflicht, den Fall von der anderen Seite zu betrachten ...", schrieb Mosebach in der Zeit. Handke hat auf den Preis der Stadt Düsseldorf verzichtet. Mittlerweile haben Schauspieler und Publizisten eine Initiative zur Verleihung eines "Berliner Heinrich-Heine-Preises für Peter Handke" ins Leben gerufen. Was hat er eigentlich am Grab gesagt? fragen jene, denen im Wust der Berichte und Kommentare der Faden abhanden kam. "... Die Welt, die sogenannte Welt, weiß alles über Jugoslawien, Serbien. Die Welt, die sogenannte Welt, weiß alles über Slobodan Milosevic. Die sogenannte Welt weiß die Wahrheit. Deswegen ist die sogenannte Welt heute abwesend, und nicht bloß heute, und nicht bloß hier," sagte Handke. "Ich weiß die Wahrheit nicht. Aber ich schaue. Ich höre. Ich fühle. Ich erinnere mich. Ich frage. Deswegen bin ich heute anwesend, nah an Jugoslawien, nah an Serbien, nah an Slobodan Milosevic."
Freitag 25
Mit den «Peker-Boys» auf WM-Kurs
Weder Brasilien oder Frankreich noch Italien hat bisher an den Fussball-Weltmeisterschaften 2006 die Fans am meisten begeistert, sondern Argentinien. Die «Peker-Boys» sind eine Klasse für sich. Und mittendrin schwingen zwei jüdische Stars das Zepter: der Trainer und der Captain.
Die Fussball-Gauchos haben in der WM-Vorrunde 2006 die Fans von den Sitzen gerissen. Mit einem offensiven und technisch brillanten Stil setzte sich die junge Mannschaft in Szene. Das Team um Cheftrainer José Nestor Pekerman ist eine Einheit, jahrelang zusammengewachsen, und die meisten heutigen Stars waren schon im Jugendalter bei Pekerman im Team und wurden dreimal Junioren-Weltmeister. Ihnen hat Pekerman das Vertrauen geschenkt und nicht den arrivierten Altstars, wie das beispielsweise bei den Franzosen der Fall ist. In Argentinien regiert die Jugend, und seine jungen Spieler enttäuschen Pekerman nicht. Deshalb nennt man sie in Argentinien die «Peker-Boys».
José Nestor Pekerman gilt in Argentinien als Genie, ist eine Legende als Jugendcoach und musste sich oft, seit er Nationaltrainer ist, von Experten oder der Prominenz – zum Beispiel von Maradona, der jetzt aber ein grosser Fan dieser Mannschaft sei – wegen seines eigenwilligen Wegs beschimpfen lassen. Aber er ist es, der diese grossen Talente wie Lionel Messi, Carlos Tevez, Maxi Rodriguez, Javier Saviola und Juan Pablo Riquelme seit ihrem Kindesalter zu dem geformt hat, was sie jetzt sind. Pekerman kommt aus Villa Dominguez, einer Stadt mit überdurchschnittlich vielen jüdischen Einwohnern für argentinische Verhältnisse. Deshalb nennt man das Städtchen im Volksmund auch «Mosesville». Pekerman, jetzt 56 Jahre alt, war zwischen 1970 und 1974 argentinischer Nationalspieler, und seit 1994 arbeitete er als erfolgreichster Junioren-Nationaltrainer aller Zeiten für den argentinischen Verband. 2004 übernahm er für das «müde und wenig erfolgreiche Idol» Daniel Passarella das Traineramt der Nationalmannschaft. Seine Eingriffe waren radikal und gingen ganz klar in Richtung Neuaufbau des harten Kerns der Mannschaft. Wird er mit seinem Konzept Weltmeister, liegt ihm Argentinien zu Füssen wie es einst Maradona zu Füssen lag. Wenn er mit seinem Mut zum Risiko nicht mindestens in den Halbfinal kommt, kocht zu Hause die Volksseele.
Schlüsselspieler und Captain
Einer, der den sogenannten Cut, den harten Schnitt von den arrivierten Stars zur Jugend in der Nationalmannschaft überstand, ist der langjährige Captain der «Gauchos», Juan Pablo Sorin. Sorin ist wie Pekerman auch jüdisch und die Seele der Mannschaft. Mit seinen 30 Jahren und der Erfahrung als wichtiger offensiver Aussenverteidiger spielt er das Bindeglied zwischen Defensive und Offensive. Sorin ist kein Zauberer, aber ein solider und überaus talentierter, fleissiger Aussenläufer moderner Prägung. Im Kopfballspiel wie auch bei seinen Flankenläufen kann er unwiderstehlich sein. Der Mann mit dem wehenden schwarzen Schopf zählt also zu den Schlüsselspielern im Konzept von Nationaltrainer Pekerman. Sorin ist eine fussballerische Allzweckwaffe, die gleichsam als linker Verteidiger, im zentralen defensiven Mittelfeld oder gar in die Rolle des Spielmachers schlüpfen kann. Ganz nach Bedarf und je nach Spielverlauf. Seine Dynamik und Zweikampfstärke machen ihn zu einer unverzichtbaren Grösse. Der U20-Weltmeister von 1995 ist schnell und ballfertig, verfügt trotz seiner eher bescheidenen 1,72 Meter Körpergrösse über ein exzellentes Kopfballspiel und ist dank seines grossen Laufpensums auch jederzeit torgefährlich, ohne seine Defensivaufgaben erkennbar zu vernachlässigen.
Vorrunde glanzvoll überstanden
Der Captain, bei seinem Heimatverein River Plate Buenos Aires bereits eine Legende, ist zwar an dieser WM weniger auffällig als die jungen Wilden im Team, aber er ist so wichtig, wie es der Brasilianer Cafu in derselben Rolle war beim Weltmeister von 2002.
Juan Pablo Sorin hat eine überaus erfolgreiche Saison erlebt: Als Nationalspieler und auch im Verein, wo er mit dem spanischen Villarreal Club de Fútbol bis in den Champions-League-Halbfinal vordringen konnte. Sorin und Crespo, Ayala und Aimar sind wohl die einzigen argentinischen Nationalspieler aus dem früheren Kader, die auch in den nächsten Jahren im Nationalteam eingesetzt werden dürften.
Sorin war 2002 Mitglied der Mannschaft, die als grosser Favorit überraschend in der Vorrunde der WM ausschied und ihr ganzes Land schockierte. Sorin ist einer von vieren aus dem jetzigen Team, welche das noch erlebt haben. «Wir haben da eine offene Rechnung», sagt Sorin. Denn grosspurig zu sein ist nicht seine Art. Auch nicht, nachdem die «Peker-Boys» die Mannschaft aus Elfenbeinküste mit einer starken taktischen Leistung und die Mannschaft aus Serbien-Montenegro mit begeistertem Offensivspektakel vom Feld schickten. «Wir sind gut drauf», sagt Sorin und bestätigt, dass die Versagensängste verschwunden seien. Sorin ist stolzer Captain der argentinischen Nationalmannschaft und sagt deutlich, wie er sich nach der überaus geglückten Vorrunde fühlt: «Wir werden unsere Seelen für den Sieg geben. Was wir in unserem Leben am meisten lieben, ist dieses Trikot. Und ich bin als argentinischer Jude besonders stolz, es als Captain zu tragen.»
Joël Wüthrich
tachles.ch
Die Fussball-Gauchos haben in der WM-Vorrunde 2006 die Fans von den Sitzen gerissen. Mit einem offensiven und technisch brillanten Stil setzte sich die junge Mannschaft in Szene. Das Team um Cheftrainer José Nestor Pekerman ist eine Einheit, jahrelang zusammengewachsen, und die meisten heutigen Stars waren schon im Jugendalter bei Pekerman im Team und wurden dreimal Junioren-Weltmeister. Ihnen hat Pekerman das Vertrauen geschenkt und nicht den arrivierten Altstars, wie das beispielsweise bei den Franzosen der Fall ist. In Argentinien regiert die Jugend, und seine jungen Spieler enttäuschen Pekerman nicht. Deshalb nennt man sie in Argentinien die «Peker-Boys».
José Nestor Pekerman gilt in Argentinien als Genie, ist eine Legende als Jugendcoach und musste sich oft, seit er Nationaltrainer ist, von Experten oder der Prominenz – zum Beispiel von Maradona, der jetzt aber ein grosser Fan dieser Mannschaft sei – wegen seines eigenwilligen Wegs beschimpfen lassen. Aber er ist es, der diese grossen Talente wie Lionel Messi, Carlos Tevez, Maxi Rodriguez, Javier Saviola und Juan Pablo Riquelme seit ihrem Kindesalter zu dem geformt hat, was sie jetzt sind. Pekerman kommt aus Villa Dominguez, einer Stadt mit überdurchschnittlich vielen jüdischen Einwohnern für argentinische Verhältnisse. Deshalb nennt man das Städtchen im Volksmund auch «Mosesville». Pekerman, jetzt 56 Jahre alt, war zwischen 1970 und 1974 argentinischer Nationalspieler, und seit 1994 arbeitete er als erfolgreichster Junioren-Nationaltrainer aller Zeiten für den argentinischen Verband. 2004 übernahm er für das «müde und wenig erfolgreiche Idol» Daniel Passarella das Traineramt der Nationalmannschaft. Seine Eingriffe waren radikal und gingen ganz klar in Richtung Neuaufbau des harten Kerns der Mannschaft. Wird er mit seinem Konzept Weltmeister, liegt ihm Argentinien zu Füssen wie es einst Maradona zu Füssen lag. Wenn er mit seinem Mut zum Risiko nicht mindestens in den Halbfinal kommt, kocht zu Hause die Volksseele.
Schlüsselspieler und Captain
Einer, der den sogenannten Cut, den harten Schnitt von den arrivierten Stars zur Jugend in der Nationalmannschaft überstand, ist der langjährige Captain der «Gauchos», Juan Pablo Sorin. Sorin ist wie Pekerman auch jüdisch und die Seele der Mannschaft. Mit seinen 30 Jahren und der Erfahrung als wichtiger offensiver Aussenverteidiger spielt er das Bindeglied zwischen Defensive und Offensive. Sorin ist kein Zauberer, aber ein solider und überaus talentierter, fleissiger Aussenläufer moderner Prägung. Im Kopfballspiel wie auch bei seinen Flankenläufen kann er unwiderstehlich sein. Der Mann mit dem wehenden schwarzen Schopf zählt also zu den Schlüsselspielern im Konzept von Nationaltrainer Pekerman. Sorin ist eine fussballerische Allzweckwaffe, die gleichsam als linker Verteidiger, im zentralen defensiven Mittelfeld oder gar in die Rolle des Spielmachers schlüpfen kann. Ganz nach Bedarf und je nach Spielverlauf. Seine Dynamik und Zweikampfstärke machen ihn zu einer unverzichtbaren Grösse. Der U20-Weltmeister von 1995 ist schnell und ballfertig, verfügt trotz seiner eher bescheidenen 1,72 Meter Körpergrösse über ein exzellentes Kopfballspiel und ist dank seines grossen Laufpensums auch jederzeit torgefährlich, ohne seine Defensivaufgaben erkennbar zu vernachlässigen.
Vorrunde glanzvoll überstanden
Der Captain, bei seinem Heimatverein River Plate Buenos Aires bereits eine Legende, ist zwar an dieser WM weniger auffällig als die jungen Wilden im Team, aber er ist so wichtig, wie es der Brasilianer Cafu in derselben Rolle war beim Weltmeister von 2002.
Juan Pablo Sorin hat eine überaus erfolgreiche Saison erlebt: Als Nationalspieler und auch im Verein, wo er mit dem spanischen Villarreal Club de Fútbol bis in den Champions-League-Halbfinal vordringen konnte. Sorin und Crespo, Ayala und Aimar sind wohl die einzigen argentinischen Nationalspieler aus dem früheren Kader, die auch in den nächsten Jahren im Nationalteam eingesetzt werden dürften.
Sorin war 2002 Mitglied der Mannschaft, die als grosser Favorit überraschend in der Vorrunde der WM ausschied und ihr ganzes Land schockierte. Sorin ist einer von vieren aus dem jetzigen Team, welche das noch erlebt haben. «Wir haben da eine offene Rechnung», sagt Sorin. Denn grosspurig zu sein ist nicht seine Art. Auch nicht, nachdem die «Peker-Boys» die Mannschaft aus Elfenbeinküste mit einer starken taktischen Leistung und die Mannschaft aus Serbien-Montenegro mit begeistertem Offensivspektakel vom Feld schickten. «Wir sind gut drauf», sagt Sorin und bestätigt, dass die Versagensängste verschwunden seien. Sorin ist stolzer Captain der argentinischen Nationalmannschaft und sagt deutlich, wie er sich nach der überaus geglückten Vorrunde fühlt: «Wir werden unsere Seelen für den Sieg geben. Was wir in unserem Leben am meisten lieben, ist dieses Trikot. Und ich bin als argentinischer Jude besonders stolz, es als Captain zu tragen.»
Joël Wüthrich
tachles.ch
Die Freunde der NPD sind auch die Freunde der WASG.WASG-Anwalt erstattet Anzeige wegen "Ahmadinejad-Beleidigung"
Am Mittwoch erstattete der Hamburger Rechtsanwalt Armin Fiand bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg Strafanzeige wegen der "Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes" gegen den bayrischen Innenminister Günther Beckstein und den früheren stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland Michel Friedman hinsichtlich derer Äußerungen über den iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadi-Nejad.
Zwar scheint es wenig wahrscheinlich, daß es aufgrund dieser Anzeige tatsächlich zu einem Verfahren, geschweige denn einer Verurteilung der beiden Männer kommen wird, um so wichtiger scheint es allerdings, dies der Öffentlichkeit bekanntzumachen.Daher hier nun der vollständige Texte der Strafanzeige:
Sehr geehrte Damen und Herren,ich erstatte
Strafanzeige gegen
1.den bayerischen Innenminister Dr. Günther Beckstein den Publizisten Dr. Michel FriedmanwegenBeleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes, §§ 103,104 a StGB.1.Die Beschuldigten sind am 11. Juni 2006 kurz vor dem WM-Spiel Mexiko-Iran in Nürnberg auf einer öffentlichen, vor allem von der jüdischen Gemeinde in Nürnberg organisierten Kundgebung gegen die "israelfeindliche Politik Irans" als Redner aufgetreten. In ihren Redebeiträgen haben sie den iranischen Staatspräsidenten Mahmoud Ahmadi-Nejad als "Verbrecher" (Beckstein), als "Schwerverbrecher" (Friedman) und als "Hitler des 21. Jahrhunderts" (Friedman) bezeichnet.Daß die Beschuldigten sich derart geäußert haben, ergibt sich aus der Berichterstattung in den Medien. Die Beschuldigten werden ihre Äußerungen vermutlich auch nicht in Abrede nehmen.
2.Die Bezeichnung "Verbrecher" oder gar "Schwerverbrecher" ist für den iranischen Staatspräsidenten beleidigend. Das gleiche gilt für den Vergleich mit "Hitler"."Hitler" steht für grausame Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Unter seiner Führung hat Deutschland zahlreiche Vernichtungs- und Raubkriege geführt, andere Völker überfallen, unterjocht und ausgebeutet. Hitler hat den Zweiten Weltkrieg angezettelt. In diesem Krieg haben ca. 55 Millionen Menschen ihr Leben verloren. Hitler hat die systematische Vernichtung von Juden und politischen Gegnern betrieben. Millionen Menschen sind dem staatlich organisierten Verfolgungs- und Mordgeschehen zum Opfer gefallen.Worin ? so muß man fragen ? bestehen hier auch nur annähernd Parallen zwischen Hitler und Ahmadi-Nejad?Iran hat keine völkerrechtswidrigen Kriege geführt. Der Krieg mit dem Irak war ein legitimer Verteidigungskrieg. Angegriffen hat der Irak unter Saddam Hussein. Mit Unterstützung der USA. Den Irak stark zu machen, entsprach ihren damaligen geostrategischen Interessen im Nahen Osten.
3.Die Herren Beckstein und Friedman haben sich nicht verhaspelt. Sie haben das gesagt, was sie sagen wollten. Beide haben den iranischen Staatspräsidenten angegriffen und ihn ganz bewußt in seiner Ehre herabgesetzt.Ihre Behauptungen sind erweislich unwahr und entsprechen in keiner Weise den historischen Tatsachen. Ihre Äußerungen hatten und haben keinen anderen Sinn und Zweck als den, im Rahmen einer vorbereitenden psychologischen Kriegführung Stimmung gegen den Iran und seinen Staatspräsidenten zu machen. Der Westen betreibt seit Monaten gegen den Iran und Ahmadi-Nejad eine üble Schmutz- und Verleumdungskampagne, deren Ziel es ist, die Öffentlichkeit auf einen eventuellen Krieg der USA und/oder Israels gegen Iran vorzubereiten und einzustimmen. Wie gehabt. Denn genauso war es auch im Falle des Iraks. Erst wurde Saddam Hussein, den man jahrelang gehätschelt hatte, systematisch als Feindbild aufgebaut und verteufelt. Dann wurde der Irak überfallen, wobei Hirngespinste und Lügen (Massenvernichtungswaffen, Kumpanei mit Al-Qaida) als Kriegsgrund herhalten mußten. Im Falle des Irans ist Interventionspunkt dessen angebliches Streben nach Atomwaffen, obwohl es dafür keine "belastbaren" Fakten gibt. Dies wird einfach nur so in den blauen Dunst hinein behauptet in der ? wohl berechtigten - Hoffnung, daß, wenn man es nur oft genug wiederholt, schon irgendetwas hängen bleiben werde.
4.Man fragt sich, warum so intelligente Männer wie es zweifelsohne die beiden Beschuldigten sind, sich nicht die Mühe machen, einmal nachzulesen, was der iranische Staatspräsident Ahmadi-Nejad denn nun tatsächlich und vor allem: originär zu den Themen "Holocaust" und "Israel" gesagt hat. Aber präzises Wissen erweist sich bekanntlich sehr oft als hinderlich für das eigene Tun. Deshalb verschließt man lieber die Augen und bleibt bei dem, was man sich zurechtgelegt hat und anderen beibringen möchte.
5.Ahmadi-Nejad hat dem "Spiegel" vor kurzem ein Interview (Ausgabe Nr. 22 vom 29.05.2006) gegeben). Ich lege dieses Interview alsAnlage 1vor.An welcher Stelle wird der Holocaust geleugnet? An welcher Stelle ist davon die Rede, daß Israel "ausradiert" oder "ausgerottet" werden müsse?Was der iranische Staatspräsident Ahmadi-Nejad hervorheben wollte, ist dies:Wenn die Europäer, inbesondere die Deutschen, sich schon selbst bezichtigen, sechs Millionen Juden im Holocaust umgebracht zu haben, warum leisten sie dann nicht Wiedergutmachung in der Weise, daß sie die überlebenden Juden in Europa, beispielsweise in Deutschland, ansiedeln anstatt sie den Palästinensern, die mit dem Holocaust nichts zu tun haben, in einem Staat namens Israel "vor die Türe" zu setzen? Und warum läßt man keine Diskussion über den Holocaust als geschichtliches Ereignis zu, sondern verordnet von Staats wegen den Holocaust als Wissen, das jeder zu besitzen habe, wenn er nicht Gefahr laufen will, bestraft zu werden?Was soll daran, insbesondere aus iranischer Sicht, so falsch sein?
6.Falsch ist ganz bestimmt die Position, die Herr Friedman einnimmt, wenn er sagt, Ahmadi-Nejad müsse, wenn er nach Deutschland einreise, sofort verhaftet und wegen Leugnung des Holocaust angeklagt werden. Das ist nicht nur falsch, sondern schlicht unsinnig, was umso schlimmer ist, als Herr Friedman als Volljurist und Rechtsanwalt eigentlich wissen sollte, was Sache ist.Ahmadi-Nejad kann und darf sich so äußern wie er das im Interesse der iranischen Poltik für richtig hält. Er unterliegt weder der in Deutschland erwünschten, empfohlenen oder gar verordneten poltischen Sprachregelung noch der deutschen Gerichtsbarkeit.Die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Ahmadi-Nejad kommt schon schon deshalb nicht in Betracht, weil ausländische Staats- und Regierungschefs regelmäßig personale beziehungsweise funktionale Immunität nach den allgemeinen Regeln des Völkerrechts (vgl. Folz/Soppe NStZ 1996, 576 m.w.N.; Kreß, GA 2003, 25 ) genießen. Sie unterliegen daher gemäß § 20 Abs. 2 GVG grundsätzlich nicht der deutschen Gerichtsbarkeit (Kissel, Komm. zum GVG, § 20 Rn. 2 m.w.N.).Es ist also gar nicht zulässig, Ahmadi-Nejad irgendeinen Maulkorb umzuhängen oder ihn für das, was er sagt, nach deutschem Recht zu belangen. Was zu sagen er als Staatsmann verantworten kann, muß er selbst wissen. Weder Herr Beckstein noch Herr Friedman sind dazu berufen, ihm Vorschriften zu machen oder Verhaltensregeln mit auf den Weg zu geben. Herr Friedman aus den hinlänglich bekannten Gründen schon gar nicht.
7.Die Herren Beckstein und Friedman sollten sich besser damit beschäftigen, daß sie, wenn sie als Friedensapostel und Beschützer Israels auftreten, ein großes Glaubwürdigkeitsproblem haben.Mir ist nichts davon bekannt, daß die Herren sich jemals auf einer Kundgebung zu Wort gemeldet hätten, in der es darum ging, Flagge gegen den völkerrechtswidrigen Krieg der USA und ihrer Verbündeten gegen den Irak zu zeigen. In diesem Krieg sind bisher über 100.000 Menschen (Zivilisten, meist Frauen und Kinder) zu Tode gekommen.Ich habe auch nichts davon gehört, daß einer von ihnen jemals beanstandet hätte, daß Israel - trotz gegenteiliger Beteuerungen - über Atomwaffen verfügt, die einsatzbereit sind und die sich unschwer gegen den Iran richten lassen und daß die abgelöste rot-grüne Bundesregierung in einer ihrer letzten Amtshandlungen noch schnell dem Verkauf von zwei hochmodernen U-Booten an Israel zugestimmt hat, die sich ohne Schwierigkeit zu Atom-Unterseebooten umrüsten lassen.Das aufzugreifen, würde natürlich nicht in das falsche Freund-Feind-Schema passen, das die beiden Beschuldigten verbreiten. Israel verkörpert das Gute, der Iran das Böse. So simpel ist das.
8.Die Vorschrift des § 104 a StGB ist mir bekannt. Die Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes kann hiernach strafrechtlich nur dann verfolgt werden, wenn folgende Voraussetzungen vorliegen:* die Bundesrepublik Deutschland muß zu dem anderen Staat diplomatische Beziehungen unterhalten* die Gegenseitigkeit muß verbürgt sein* die ausländische Regierung muß ein Strafverlangen stellen und* die Bundesregierung muß die Ermächtigung zur Strafverfolgung erteilen.
9.Ob die "Gegenseitigkeit" im Verhältnis Deutschlands zum Iran verbürgt ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Diese Frage kann jedoch unschwer geklärt werden, indem die Staatsanwaltschaft Auskünfte vom Bundesjustizministerium und vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht einholt.
10.Daß die iranische Regierung durch ihre Botschaft in Berlin möglicherweise bisher noch kein Strafverlangen gestellt und die deutsche Bundesregierung bisher noch keine Ermächtigung zur Strafverfolgung erteilt hat, steht der Einleitung eines staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahrens nicht im Wege.Das ergibt sich zwanglos daraus, daß nach § 127 III, 130 StGB sogar vorläufige Festnahme und Haftbefehl zulässig sind, auch wenn Strafverlangen und Ermächtigung noch nicht vorliegen (Tröndle/Fischer 49. Aufl. Rdn. 6 zu § 104 a StGB mit weiteren Nachweisen).Nr. 210 der Richtlinien für das Strafverfahren bestimmt überdies:Bei Handlungen gegen ausländische Staaten (§ 102 bis 104 a StGB) soll der Staatsanwalt beschleunigt die im Interesse der Beweissicherung notwendigen Ermittlungen durchführen sowie die Umstände aufklären, die für die Entschließung des verletzten ausländischen Staates, ein Strafverlangen zu stellen, und für die Entschließung der Bundesregierung, die Ermächtigung zur Strafverfolgung zu erteilen, von Bedeutung sein können.So ist ? quasi "vorsorglich" - von den Strafverfolgungsbehörden auch verfahren worden, als es darum ging, unliebsame Protestanten aus dem Verkehr zu ziehen (ihre Personalien festzustellen und Verfahren gegen sie einzuleiten), die man verdächtigte, mit dem Text auf ihren Plakaten und Spruchbändern ("Bush ist ein Verbrecher", "Bush ist ein Mörder") den US-Präsidenten beleidigt zu haben.
11.Ich bitte, mir den Eingang der Strafanzeige zu bestätigen und mir das Aktenzeichen mitzuteilen, unter dem der Vorgang bearbeitet wird.Mit freundlichen Grüßen( Fiand )
adf-berlin
Zwar scheint es wenig wahrscheinlich, daß es aufgrund dieser Anzeige tatsächlich zu einem Verfahren, geschweige denn einer Verurteilung der beiden Männer kommen wird, um so wichtiger scheint es allerdings, dies der Öffentlichkeit bekanntzumachen.Daher hier nun der vollständige Texte der Strafanzeige:
Sehr geehrte Damen und Herren,ich erstatte
Strafanzeige gegen
1.den bayerischen Innenminister Dr. Günther Beckstein den Publizisten Dr. Michel FriedmanwegenBeleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes, §§ 103,104 a StGB.1.Die Beschuldigten sind am 11. Juni 2006 kurz vor dem WM-Spiel Mexiko-Iran in Nürnberg auf einer öffentlichen, vor allem von der jüdischen Gemeinde in Nürnberg organisierten Kundgebung gegen die "israelfeindliche Politik Irans" als Redner aufgetreten. In ihren Redebeiträgen haben sie den iranischen Staatspräsidenten Mahmoud Ahmadi-Nejad als "Verbrecher" (Beckstein), als "Schwerverbrecher" (Friedman) und als "Hitler des 21. Jahrhunderts" (Friedman) bezeichnet.Daß die Beschuldigten sich derart geäußert haben, ergibt sich aus der Berichterstattung in den Medien. Die Beschuldigten werden ihre Äußerungen vermutlich auch nicht in Abrede nehmen.
2.Die Bezeichnung "Verbrecher" oder gar "Schwerverbrecher" ist für den iranischen Staatspräsidenten beleidigend. Das gleiche gilt für den Vergleich mit "Hitler"."Hitler" steht für grausame Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Unter seiner Führung hat Deutschland zahlreiche Vernichtungs- und Raubkriege geführt, andere Völker überfallen, unterjocht und ausgebeutet. Hitler hat den Zweiten Weltkrieg angezettelt. In diesem Krieg haben ca. 55 Millionen Menschen ihr Leben verloren. Hitler hat die systematische Vernichtung von Juden und politischen Gegnern betrieben. Millionen Menschen sind dem staatlich organisierten Verfolgungs- und Mordgeschehen zum Opfer gefallen.Worin ? so muß man fragen ? bestehen hier auch nur annähernd Parallen zwischen Hitler und Ahmadi-Nejad?Iran hat keine völkerrechtswidrigen Kriege geführt. Der Krieg mit dem Irak war ein legitimer Verteidigungskrieg. Angegriffen hat der Irak unter Saddam Hussein. Mit Unterstützung der USA. Den Irak stark zu machen, entsprach ihren damaligen geostrategischen Interessen im Nahen Osten.
3.Die Herren Beckstein und Friedman haben sich nicht verhaspelt. Sie haben das gesagt, was sie sagen wollten. Beide haben den iranischen Staatspräsidenten angegriffen und ihn ganz bewußt in seiner Ehre herabgesetzt.Ihre Behauptungen sind erweislich unwahr und entsprechen in keiner Weise den historischen Tatsachen. Ihre Äußerungen hatten und haben keinen anderen Sinn und Zweck als den, im Rahmen einer vorbereitenden psychologischen Kriegführung Stimmung gegen den Iran und seinen Staatspräsidenten zu machen. Der Westen betreibt seit Monaten gegen den Iran und Ahmadi-Nejad eine üble Schmutz- und Verleumdungskampagne, deren Ziel es ist, die Öffentlichkeit auf einen eventuellen Krieg der USA und/oder Israels gegen Iran vorzubereiten und einzustimmen. Wie gehabt. Denn genauso war es auch im Falle des Iraks. Erst wurde Saddam Hussein, den man jahrelang gehätschelt hatte, systematisch als Feindbild aufgebaut und verteufelt. Dann wurde der Irak überfallen, wobei Hirngespinste und Lügen (Massenvernichtungswaffen, Kumpanei mit Al-Qaida) als Kriegsgrund herhalten mußten. Im Falle des Irans ist Interventionspunkt dessen angebliches Streben nach Atomwaffen, obwohl es dafür keine "belastbaren" Fakten gibt. Dies wird einfach nur so in den blauen Dunst hinein behauptet in der ? wohl berechtigten - Hoffnung, daß, wenn man es nur oft genug wiederholt, schon irgendetwas hängen bleiben werde.
4.Man fragt sich, warum so intelligente Männer wie es zweifelsohne die beiden Beschuldigten sind, sich nicht die Mühe machen, einmal nachzulesen, was der iranische Staatspräsident Ahmadi-Nejad denn nun tatsächlich und vor allem: originär zu den Themen "Holocaust" und "Israel" gesagt hat. Aber präzises Wissen erweist sich bekanntlich sehr oft als hinderlich für das eigene Tun. Deshalb verschließt man lieber die Augen und bleibt bei dem, was man sich zurechtgelegt hat und anderen beibringen möchte.
5.Ahmadi-Nejad hat dem "Spiegel" vor kurzem ein Interview (Ausgabe Nr. 22 vom 29.05.2006) gegeben). Ich lege dieses Interview alsAnlage 1vor.An welcher Stelle wird der Holocaust geleugnet? An welcher Stelle ist davon die Rede, daß Israel "ausradiert" oder "ausgerottet" werden müsse?Was der iranische Staatspräsident Ahmadi-Nejad hervorheben wollte, ist dies:Wenn die Europäer, inbesondere die Deutschen, sich schon selbst bezichtigen, sechs Millionen Juden im Holocaust umgebracht zu haben, warum leisten sie dann nicht Wiedergutmachung in der Weise, daß sie die überlebenden Juden in Europa, beispielsweise in Deutschland, ansiedeln anstatt sie den Palästinensern, die mit dem Holocaust nichts zu tun haben, in einem Staat namens Israel "vor die Türe" zu setzen? Und warum läßt man keine Diskussion über den Holocaust als geschichtliches Ereignis zu, sondern verordnet von Staats wegen den Holocaust als Wissen, das jeder zu besitzen habe, wenn er nicht Gefahr laufen will, bestraft zu werden?Was soll daran, insbesondere aus iranischer Sicht, so falsch sein?
6.Falsch ist ganz bestimmt die Position, die Herr Friedman einnimmt, wenn er sagt, Ahmadi-Nejad müsse, wenn er nach Deutschland einreise, sofort verhaftet und wegen Leugnung des Holocaust angeklagt werden. Das ist nicht nur falsch, sondern schlicht unsinnig, was umso schlimmer ist, als Herr Friedman als Volljurist und Rechtsanwalt eigentlich wissen sollte, was Sache ist.Ahmadi-Nejad kann und darf sich so äußern wie er das im Interesse der iranischen Poltik für richtig hält. Er unterliegt weder der in Deutschland erwünschten, empfohlenen oder gar verordneten poltischen Sprachregelung noch der deutschen Gerichtsbarkeit.Die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Ahmadi-Nejad kommt schon schon deshalb nicht in Betracht, weil ausländische Staats- und Regierungschefs regelmäßig personale beziehungsweise funktionale Immunität nach den allgemeinen Regeln des Völkerrechts (vgl. Folz/Soppe NStZ 1996, 576 m.w.N.; Kreß, GA 2003, 25 ) genießen. Sie unterliegen daher gemäß § 20 Abs. 2 GVG grundsätzlich nicht der deutschen Gerichtsbarkeit (Kissel, Komm. zum GVG, § 20 Rn. 2 m.w.N.).Es ist also gar nicht zulässig, Ahmadi-Nejad irgendeinen Maulkorb umzuhängen oder ihn für das, was er sagt, nach deutschem Recht zu belangen. Was zu sagen er als Staatsmann verantworten kann, muß er selbst wissen. Weder Herr Beckstein noch Herr Friedman sind dazu berufen, ihm Vorschriften zu machen oder Verhaltensregeln mit auf den Weg zu geben. Herr Friedman aus den hinlänglich bekannten Gründen schon gar nicht.
7.Die Herren Beckstein und Friedman sollten sich besser damit beschäftigen, daß sie, wenn sie als Friedensapostel und Beschützer Israels auftreten, ein großes Glaubwürdigkeitsproblem haben.Mir ist nichts davon bekannt, daß die Herren sich jemals auf einer Kundgebung zu Wort gemeldet hätten, in der es darum ging, Flagge gegen den völkerrechtswidrigen Krieg der USA und ihrer Verbündeten gegen den Irak zu zeigen. In diesem Krieg sind bisher über 100.000 Menschen (Zivilisten, meist Frauen und Kinder) zu Tode gekommen.Ich habe auch nichts davon gehört, daß einer von ihnen jemals beanstandet hätte, daß Israel - trotz gegenteiliger Beteuerungen - über Atomwaffen verfügt, die einsatzbereit sind und die sich unschwer gegen den Iran richten lassen und daß die abgelöste rot-grüne Bundesregierung in einer ihrer letzten Amtshandlungen noch schnell dem Verkauf von zwei hochmodernen U-Booten an Israel zugestimmt hat, die sich ohne Schwierigkeit zu Atom-Unterseebooten umrüsten lassen.Das aufzugreifen, würde natürlich nicht in das falsche Freund-Feind-Schema passen, das die beiden Beschuldigten verbreiten. Israel verkörpert das Gute, der Iran das Böse. So simpel ist das.
8.Die Vorschrift des § 104 a StGB ist mir bekannt. Die Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes kann hiernach strafrechtlich nur dann verfolgt werden, wenn folgende Voraussetzungen vorliegen:* die Bundesrepublik Deutschland muß zu dem anderen Staat diplomatische Beziehungen unterhalten* die Gegenseitigkeit muß verbürgt sein* die ausländische Regierung muß ein Strafverlangen stellen und* die Bundesregierung muß die Ermächtigung zur Strafverfolgung erteilen.
9.Ob die "Gegenseitigkeit" im Verhältnis Deutschlands zum Iran verbürgt ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Diese Frage kann jedoch unschwer geklärt werden, indem die Staatsanwaltschaft Auskünfte vom Bundesjustizministerium und vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht einholt.
10.Daß die iranische Regierung durch ihre Botschaft in Berlin möglicherweise bisher noch kein Strafverlangen gestellt und die deutsche Bundesregierung bisher noch keine Ermächtigung zur Strafverfolgung erteilt hat, steht der Einleitung eines staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahrens nicht im Wege.Das ergibt sich zwanglos daraus, daß nach § 127 III, 130 StGB sogar vorläufige Festnahme und Haftbefehl zulässig sind, auch wenn Strafverlangen und Ermächtigung noch nicht vorliegen (Tröndle/Fischer 49. Aufl. Rdn. 6 zu § 104 a StGB mit weiteren Nachweisen).Nr. 210 der Richtlinien für das Strafverfahren bestimmt überdies:Bei Handlungen gegen ausländische Staaten (§ 102 bis 104 a StGB) soll der Staatsanwalt beschleunigt die im Interesse der Beweissicherung notwendigen Ermittlungen durchführen sowie die Umstände aufklären, die für die Entschließung des verletzten ausländischen Staates, ein Strafverlangen zu stellen, und für die Entschließung der Bundesregierung, die Ermächtigung zur Strafverfolgung zu erteilen, von Bedeutung sein können.So ist ? quasi "vorsorglich" - von den Strafverfolgungsbehörden auch verfahren worden, als es darum ging, unliebsame Protestanten aus dem Verkehr zu ziehen (ihre Personalien festzustellen und Verfahren gegen sie einzuleiten), die man verdächtigte, mit dem Text auf ihren Plakaten und Spruchbändern ("Bush ist ein Verbrecher", "Bush ist ein Mörder") den US-Präsidenten beleidigt zu haben.
11.Ich bitte, mir den Eingang der Strafanzeige zu bestätigen und mir das Aktenzeichen mitzuteilen, unter dem der Vorgang bearbeitet wird.Mit freundlichen Grüßen( Fiand )
adf-berlin
Friday, June 23, 2006
Claudia Roths Bruder Ehrenbürger von Kanada
Der Dach-Schaden der Welt
Luise Rinser, Franz Alt und viele Grüne zählen zu den Fans des Dalai Lama. Aber die Begeisterung der Deutschen für den tibetanischen Gelbmützen-Orden ist älter als die Alternativ-Szene. von peter nowak
Mitte Januar beschäftigte eine märchenhafte Story für einige Tage die Weltpresse: Ein 14jähriger Junge war über den schneebedeckten Himalaja aus dem unter chinesischer Kontrolle stehenden Tibet nach Indien geflohen. Was die Geschichte für die Medien so interessant machte: Der Flüchtlingsjunge ist der dritthöchste Würdenträger des tibetanischen Buddhismus. Seine Anhänger bezeichnen ihn als 17. Karmapa, einer von vielen buddhistischen Inkarnationen. Zuflucht fand der Knabe in Dharamsala.
Für Esoteriker aus aller Welt ist dieser kleine nordindische Ort schon lange ein beliebtes Ziel ihrer Pilgerreisen, residiert doch dort seit mehreren Jahrzehnten der Dalai Lama mit seiner Exilregierung. Die ist zwar von keinem Staat der Welt anerkannt, trotzdem absolviert der Dalai Lama jährlich ein immenses Reisepensum, das einem viel beschäftigten Außenminister zur Ehre gereichen würde. Seine Auslandsaufenthalte changieren dabei zwischen Papstbesuch und Popstar-Auftritt. Die international organisierte Lama-Fan-Gemeinde betrachtet die leiseste Kritik an ihrem Idol als Sakrileg und reagiert mit Empörung und Denunziation.
Dass es nicht ungefährlich ist, sich mit den Freunden des Herrn Tentzin Gyatsu, wie der Dalai Lama mit bürgerlichem Namen heißt, anzulegen, bekam auch der in München lebende Wissenschaftsjournalist Colin Goldner zu spüren. Seine kritische Biografie über den Dalai Lama war kaum auf dem Markt, da gingen bei dem Verfasser auch schon Morddrohungen ein.
Wer Goldners Buch liest, kann den Ärger des Dalai-Lama-Fan-Clubs verstehen, räumt doch der Verfasser konsequent mit allen Mystifizierungen auf, die sich um den Vorsteher des Gelbmützen-Ordens gebildet haben. So bezeichnet er die feudale Herrschaft unter den Klosterbrüdern in Tibet als eine der brutalsten Ausbeutergesellschaften. Menschenrechte, Demokratie oder gar Gleichberechtigung waren dort unbekannt.
Für den weltweiten Lama-Fan-Club sind solche Einwände schlicht Propaganda aus Peking, mit der man sich nicht auseinander setzen will. Zu denen, die auf ihrer lebenslangen Suche nach dem Erlöser bei dem tibetanischen Guru angedockt haben, gehört auch die Schriftstellerin Luise Rinser, die sich immer schnell begeistern ließ, ob für Hitler oder für Nordkoreas großen Vorsitzenden Kim Il Sung. Dass auch Franz Alt, der Trendsetter der Esoterik-Szene und Autor des Bestsellers »Jesus - der erste neue Mann«, zu den Anhängern des Lama gehört, verwundert nicht.
Bemerkenswerter findet es Goldner schon, dass eine exponierte Verfechterin grüner Basisdemokratie wie Petra Kelly den Exponenten des Feudalsystems so vorbehaltlos verehrte. »Das persönliche Verhältnis Petra Kellys zum Häuptling der Gelbmützen war geprägt von nachgerade religiöser Inbrunst und Hingabe, selbst letzte Reste kritischer Distanz dem führenden Vertreter einer feudalen und theokratischen Gesellschaftsordnung gegenüber waren ihr schon nach kurzer Zeit abhanden gekommen.« Kellys unermüdliche Fan-Aktivitäten zahlten sich für den Dalai Lama aus. Sie verhalf ihm nicht nur in Europas Alternativ-Kreisen zu Popularität, sondern leistete auch publizistische Vorarbeit für die Verleihung des Friedensnobelpreises, der ihm 1990 zuerkannt wurde.
Aber auch den schwarzen Schafen in seiner Fangemeinde bleibt das Gelbmützen-Oberhaupt freundschaftlich verbunden. Dazu gehört Shoko Asahara, der Guru der japanischen Aum-Sekte und Verantwortliche für die Giftgasanschläge auf die Tokioter U-Bahn im Jahre 1994. Shoko Asahara verdankt seine rasche Karriere in Japans Esoterik-Szene den persönlich gezeichneten Empfehlungsschreiben des Dalai Lama. In einem von Goldner zitierten Brief des Dalai Lama heißt es: »Meister Asahara ist ein kompetenter religiöser Lehrer und Yoga-Lehrer und ein erfahrener Meditationsausübender.« Und auch noch nachdem die Mordanschläge Asaharas weltweit für Entsetzen sorgten, bezeichnete der Tibeter Asahara als seinen, wenn auch unvollkommenen Freund.
Dass der Guru alte Freunde nicht im Stich lässt, bewies er auch im Fall Heinrich Harrers. Der auch in der hiesigen Free-Tibet-Szene hoch geschätzte ehemalige Bergsteiger nennt sich selber den Lehrer und langjährigen Vertrauten des Dalai Lama. Schon zwanzig Jahre, bevor Kelly und Co. Tibet in der Alternativ-Bewegung zum Thema machten, löste Harrer mit seinem Buch »Sieben Jahre in Tibet« in Deutschland einen Tibet-Boom aus. Wenn es um die Geschichte der chinesischen Gräuel in Tibet geht, ist Harrer immer an vorderster Front mit dabei.
Über seine eigene Vergangenheit mochte er allerdings nicht so gerne sprechen, und die hiesige Tibet-Fangemeinde wollte es auch nicht so recht wissen. In den USA gab es so viel Zurückhaltung nicht. Als »Sieben Jahre« in Hollywood verfilmt wurde, avancierte Harrers Nazi-Vergangenheit zum Gesprächsthema. Bereits 1933 sei der Österreicher Harrer in die damals in seinem Heimatland noch illegale SS eingetreten, in die NSDAP gleich nach dem Anschluss 1938. Auch seine Tibet-Expedition hat die SS ausgerüstet und finanziert. Ursprünglich sollte es um die Bezwingung des Nanga Parbat im Himalaja gehen. Nazideutschland wollte auch auf dem Gebiet des Alpinismus den Engländern die Schau stehlen. Während ihrer Tibet-Tour begann jedoch der Zweite Weltkrieg.
Harrer und sein Begleiter wurden von den Engländern gefangen genommen, konnten fliehen und schlugen sich bis in die tibetanische Hauptstadt Lhasa durch, wo Harrers Erfolgsstory begann. Die bot genau den Stoff, den die Mehrheit in Deutschland in den fünfziger Jahren hören wollte. Wen sollten da die Nazi-Verstrickungen schon interessieren? Kein Wunder, dass Harrer auf die Kritik aus den USA unwirsch reagierte und sie prompt als perfides Spiel der Pekinger Kommunisten abtat.
Sekundiert wurde ihm von der Lama-Dynastie. »Die Naziherrschaft ist 60 Jahre her, Heinrich war weit weg und konnte nichts über die Verbrechen wissen. Aber einen Holocaust gibt es auch heute, und das ist der Völkermord der Chinesen an unserem Volk«, erklärte der Bruder des Dalai Lama. Der Meister selbst ging noch weiter: »Natürlich wusste ich, dass Heinrich Harrer deutscher Abstammung war - und zwar zu einer Zeit, als die Deutschen wegen des Zweiten Weltkriegs weltweit als Buhmänner dastanden. Aber wir Tibeter haben traditionsgemäß schon immer für Underdogs Partei ergriffen und meinten deshalb auch, dass die Deutschen gegen Ende der vierziger Jahre von den Alliierten genügend bestraft und gedemütigt worden waren. Wir fanden, wir sollten sie in Ruhe lassen und ihnen helfen«, erklärte er 1998 in einem Playboy-Interview.
Ob er wusste, dass es die Nazis waren, die schon in den dreißiger Jahren für die erste Tibet-Begeisterung in Deutschland sorgten? Die Kinos zeigten Tibet-Filme, insbesondere Bergsteiger-Filme, es gab zahllose Ausstellungen und Veröffentlichungen zum Thema, so Goldner. Der Höhepunkt des NS-Engagements am Dach der Welt war eine von Heinrich Himmler ausgerüstete Expedition, die sich in Tibet auf die Suche nach der Wiege der Arier machte. Bei Himmlers Projekt spielten neben strategischen Erwägungen auch esoterische Hirngespinste eine Rolle, die auch heute noch durch Teile der Tibet-Soliszene wabern.
So war der Runenforscher und SS-Mann Karl-Maria Willigut der Überzeugung, in Tibet hätten Überlebende des sagenhaften untergegangenen Kontinents Atlantis Reiche aufgebaut und dort all ihr Wissen aufbewahrt. Auch die theosophischen Wahn-Ideen der russischen Spiritistin Helena Petrovna Blavatsky haben sich aus den dreißiger Jahren bis heute erhalten und stehen bei einem nicht geringen Teil der Tibet-Soliszene hoch im Kurs. Blavatsky geht von höheren und niederen Rassen aus. Die Juden sind nach Blavatsky als »abnormes und unnatürliches Bindeglied zwischen der vierten und der fünften Wurzelrasse« anzusehen, während die Arier zur höchsten Rasse gehören. Es versteht sich fast von selbst, dass diese krude Esoterik bei den Nazis wohlgelitten war.
Die Blavatksy-Jüngerin Alice Ann Bailey, glühende Hitler-Verehrerin und Propagandistin des Dritten Reiches, behauptete, spiritistische Weisungen direkt von der »Großen Weißen Bruderschaft« zu empfangen, zu der nur besonders Erleuchtete Zugang hätten, darunter Napoleon, Mussolini, Hitler und Franco. Auch Bailey ist eine der Vordenkerinnen der heutigen New-Age- und Esoterik-Szene, wo ihre Bücher zur Grundlagenliteratur zählen.
Goldners materialreicher Recherche fällt das Verdienst zu, die braune Vergangenheit der deutschen Tibet-Begeisterung ausgeleuchtet zu haben. Dass er dabei nicht wenige der selbstgerechten Dalai-Lama-Fans zur Weißglut reizt, ist ein positiver Nebeneffekt.
Colin Goldner: Dalai Lama. Fall eines Gottkönigs. Alibri, Aschaffenburg 1999, 455 S., DM 39
Luise Rinser, Franz Alt und viele Grüne zählen zu den Fans des Dalai Lama. Aber die Begeisterung der Deutschen für den tibetanischen Gelbmützen-Orden ist älter als die Alternativ-Szene. von peter nowak
Mitte Januar beschäftigte eine märchenhafte Story für einige Tage die Weltpresse: Ein 14jähriger Junge war über den schneebedeckten Himalaja aus dem unter chinesischer Kontrolle stehenden Tibet nach Indien geflohen. Was die Geschichte für die Medien so interessant machte: Der Flüchtlingsjunge ist der dritthöchste Würdenträger des tibetanischen Buddhismus. Seine Anhänger bezeichnen ihn als 17. Karmapa, einer von vielen buddhistischen Inkarnationen. Zuflucht fand der Knabe in Dharamsala.
Für Esoteriker aus aller Welt ist dieser kleine nordindische Ort schon lange ein beliebtes Ziel ihrer Pilgerreisen, residiert doch dort seit mehreren Jahrzehnten der Dalai Lama mit seiner Exilregierung. Die ist zwar von keinem Staat der Welt anerkannt, trotzdem absolviert der Dalai Lama jährlich ein immenses Reisepensum, das einem viel beschäftigten Außenminister zur Ehre gereichen würde. Seine Auslandsaufenthalte changieren dabei zwischen Papstbesuch und Popstar-Auftritt. Die international organisierte Lama-Fan-Gemeinde betrachtet die leiseste Kritik an ihrem Idol als Sakrileg und reagiert mit Empörung und Denunziation.
Dass es nicht ungefährlich ist, sich mit den Freunden des Herrn Tentzin Gyatsu, wie der Dalai Lama mit bürgerlichem Namen heißt, anzulegen, bekam auch der in München lebende Wissenschaftsjournalist Colin Goldner zu spüren. Seine kritische Biografie über den Dalai Lama war kaum auf dem Markt, da gingen bei dem Verfasser auch schon Morddrohungen ein.
Wer Goldners Buch liest, kann den Ärger des Dalai-Lama-Fan-Clubs verstehen, räumt doch der Verfasser konsequent mit allen Mystifizierungen auf, die sich um den Vorsteher des Gelbmützen-Ordens gebildet haben. So bezeichnet er die feudale Herrschaft unter den Klosterbrüdern in Tibet als eine der brutalsten Ausbeutergesellschaften. Menschenrechte, Demokratie oder gar Gleichberechtigung waren dort unbekannt.
Für den weltweiten Lama-Fan-Club sind solche Einwände schlicht Propaganda aus Peking, mit der man sich nicht auseinander setzen will. Zu denen, die auf ihrer lebenslangen Suche nach dem Erlöser bei dem tibetanischen Guru angedockt haben, gehört auch die Schriftstellerin Luise Rinser, die sich immer schnell begeistern ließ, ob für Hitler oder für Nordkoreas großen Vorsitzenden Kim Il Sung. Dass auch Franz Alt, der Trendsetter der Esoterik-Szene und Autor des Bestsellers »Jesus - der erste neue Mann«, zu den Anhängern des Lama gehört, verwundert nicht.
Bemerkenswerter findet es Goldner schon, dass eine exponierte Verfechterin grüner Basisdemokratie wie Petra Kelly den Exponenten des Feudalsystems so vorbehaltlos verehrte. »Das persönliche Verhältnis Petra Kellys zum Häuptling der Gelbmützen war geprägt von nachgerade religiöser Inbrunst und Hingabe, selbst letzte Reste kritischer Distanz dem führenden Vertreter einer feudalen und theokratischen Gesellschaftsordnung gegenüber waren ihr schon nach kurzer Zeit abhanden gekommen.« Kellys unermüdliche Fan-Aktivitäten zahlten sich für den Dalai Lama aus. Sie verhalf ihm nicht nur in Europas Alternativ-Kreisen zu Popularität, sondern leistete auch publizistische Vorarbeit für die Verleihung des Friedensnobelpreises, der ihm 1990 zuerkannt wurde.
Aber auch den schwarzen Schafen in seiner Fangemeinde bleibt das Gelbmützen-Oberhaupt freundschaftlich verbunden. Dazu gehört Shoko Asahara, der Guru der japanischen Aum-Sekte und Verantwortliche für die Giftgasanschläge auf die Tokioter U-Bahn im Jahre 1994. Shoko Asahara verdankt seine rasche Karriere in Japans Esoterik-Szene den persönlich gezeichneten Empfehlungsschreiben des Dalai Lama. In einem von Goldner zitierten Brief des Dalai Lama heißt es: »Meister Asahara ist ein kompetenter religiöser Lehrer und Yoga-Lehrer und ein erfahrener Meditationsausübender.« Und auch noch nachdem die Mordanschläge Asaharas weltweit für Entsetzen sorgten, bezeichnete der Tibeter Asahara als seinen, wenn auch unvollkommenen Freund.
Dass der Guru alte Freunde nicht im Stich lässt, bewies er auch im Fall Heinrich Harrers. Der auch in der hiesigen Free-Tibet-Szene hoch geschätzte ehemalige Bergsteiger nennt sich selber den Lehrer und langjährigen Vertrauten des Dalai Lama. Schon zwanzig Jahre, bevor Kelly und Co. Tibet in der Alternativ-Bewegung zum Thema machten, löste Harrer mit seinem Buch »Sieben Jahre in Tibet« in Deutschland einen Tibet-Boom aus. Wenn es um die Geschichte der chinesischen Gräuel in Tibet geht, ist Harrer immer an vorderster Front mit dabei.
Über seine eigene Vergangenheit mochte er allerdings nicht so gerne sprechen, und die hiesige Tibet-Fangemeinde wollte es auch nicht so recht wissen. In den USA gab es so viel Zurückhaltung nicht. Als »Sieben Jahre« in Hollywood verfilmt wurde, avancierte Harrers Nazi-Vergangenheit zum Gesprächsthema. Bereits 1933 sei der Österreicher Harrer in die damals in seinem Heimatland noch illegale SS eingetreten, in die NSDAP gleich nach dem Anschluss 1938. Auch seine Tibet-Expedition hat die SS ausgerüstet und finanziert. Ursprünglich sollte es um die Bezwingung des Nanga Parbat im Himalaja gehen. Nazideutschland wollte auch auf dem Gebiet des Alpinismus den Engländern die Schau stehlen. Während ihrer Tibet-Tour begann jedoch der Zweite Weltkrieg.
Harrer und sein Begleiter wurden von den Engländern gefangen genommen, konnten fliehen und schlugen sich bis in die tibetanische Hauptstadt Lhasa durch, wo Harrers Erfolgsstory begann. Die bot genau den Stoff, den die Mehrheit in Deutschland in den fünfziger Jahren hören wollte. Wen sollten da die Nazi-Verstrickungen schon interessieren? Kein Wunder, dass Harrer auf die Kritik aus den USA unwirsch reagierte und sie prompt als perfides Spiel der Pekinger Kommunisten abtat.
Sekundiert wurde ihm von der Lama-Dynastie. »Die Naziherrschaft ist 60 Jahre her, Heinrich war weit weg und konnte nichts über die Verbrechen wissen. Aber einen Holocaust gibt es auch heute, und das ist der Völkermord der Chinesen an unserem Volk«, erklärte der Bruder des Dalai Lama. Der Meister selbst ging noch weiter: »Natürlich wusste ich, dass Heinrich Harrer deutscher Abstammung war - und zwar zu einer Zeit, als die Deutschen wegen des Zweiten Weltkriegs weltweit als Buhmänner dastanden. Aber wir Tibeter haben traditionsgemäß schon immer für Underdogs Partei ergriffen und meinten deshalb auch, dass die Deutschen gegen Ende der vierziger Jahre von den Alliierten genügend bestraft und gedemütigt worden waren. Wir fanden, wir sollten sie in Ruhe lassen und ihnen helfen«, erklärte er 1998 in einem Playboy-Interview.
Ob er wusste, dass es die Nazis waren, die schon in den dreißiger Jahren für die erste Tibet-Begeisterung in Deutschland sorgten? Die Kinos zeigten Tibet-Filme, insbesondere Bergsteiger-Filme, es gab zahllose Ausstellungen und Veröffentlichungen zum Thema, so Goldner. Der Höhepunkt des NS-Engagements am Dach der Welt war eine von Heinrich Himmler ausgerüstete Expedition, die sich in Tibet auf die Suche nach der Wiege der Arier machte. Bei Himmlers Projekt spielten neben strategischen Erwägungen auch esoterische Hirngespinste eine Rolle, die auch heute noch durch Teile der Tibet-Soliszene wabern.
So war der Runenforscher und SS-Mann Karl-Maria Willigut der Überzeugung, in Tibet hätten Überlebende des sagenhaften untergegangenen Kontinents Atlantis Reiche aufgebaut und dort all ihr Wissen aufbewahrt. Auch die theosophischen Wahn-Ideen der russischen Spiritistin Helena Petrovna Blavatsky haben sich aus den dreißiger Jahren bis heute erhalten und stehen bei einem nicht geringen Teil der Tibet-Soliszene hoch im Kurs. Blavatsky geht von höheren und niederen Rassen aus. Die Juden sind nach Blavatsky als »abnormes und unnatürliches Bindeglied zwischen der vierten und der fünften Wurzelrasse« anzusehen, während die Arier zur höchsten Rasse gehören. Es versteht sich fast von selbst, dass diese krude Esoterik bei den Nazis wohlgelitten war.
Die Blavatksy-Jüngerin Alice Ann Bailey, glühende Hitler-Verehrerin und Propagandistin des Dritten Reiches, behauptete, spiritistische Weisungen direkt von der »Großen Weißen Bruderschaft« zu empfangen, zu der nur besonders Erleuchtete Zugang hätten, darunter Napoleon, Mussolini, Hitler und Franco. Auch Bailey ist eine der Vordenkerinnen der heutigen New-Age- und Esoterik-Szene, wo ihre Bücher zur Grundlagenliteratur zählen.
Goldners materialreicher Recherche fällt das Verdienst zu, die braune Vergangenheit der deutschen Tibet-Begeisterung ausgeleuchtet zu haben. Dass er dabei nicht wenige der selbstgerechten Dalai-Lama-Fans zur Weißglut reizt, ist ein positiver Nebeneffekt.
Colin Goldner: Dalai Lama. Fall eines Gottkönigs. Alibri, Aschaffenburg 1999, 455 S., DM 39
jungle-world,16.02.2000
Thursday, June 22, 2006
Interview mit G. Sayan (Linkspartei/PDS) : Ich habe einen fertigen Brief an Lafontaine in der Schublade
Der im kurdischen Teil der Türkei geborene Giyasetin Sayan ist Abgeordneter und migrationspolitischer Sprecher der PDS-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.Am 19. Mai wurde er in Berlin-Lichtenberg von zwei Männern überfallen und mit einer
Flasche niedergeschlagen.Auszüge aus einem konkret-Interview von Anfang Juni in Berlin.
konkret:In der Linkspartei/PDS haben Sie nicht nur Freunde,vor allem wenn es um Themen wie Israel,Islamismus oder den Mittleren Osten geht.
Sayan:Ja,besonders,nachdem ich im „Neuen Deutschland" einen Artikel über die palästinensischen bzw. libanesischen Terrororganisationen veröffentlicht habe.Ich habe ihre Finanzierung durch Saudi-Arabien sowie ihre politische Organisation und Zielsetzung beschrieben, namentlich ihren Judenhaß.Bei Hisbollah,Hamas uns Al-Aksa-Brigaden handelt es sich um Fundamentalisten und Rassisten.Ich habe geschrieben,daß wir, auch wenn wir die israelische Politik für falsch halten,diese Organisationen bekämpfen müssen.Daraufhin
gab es Briefe empörter Leser,manche schrieben gar,daß sie nicht
länger in einer Partei sein wollen,die einen solchen Abgeordneten hat.
konkret:Auch Ihre Position zur Situation im Irak und zur Auseinandersetzung mit dem Iran dürften nicht allen gefallen haben.
Sayan:Im Irak gibt es keinen „Widerstand der Bevölkerung" gegen „amerikanische Besatzer".Wenn es den dort gäbe,könnten sich die Amerikaner dort keine 24 Stunden mehr halten.
Was es gibt,sind sunnitische Extremisten,die zum großen Teil aus dem Ausland kommen oder zu den bewaffneten,militärischen Einheiten des alten Baath-Apparats gehörten.Al-Kaida kann man nicht als den „Widerstand" der „irakischen Bevölkerung" bezeichnen.Eine moderne linke Partei darf die Welt nicht auf der Grundlage einer stalinistischen Drei-Welten-Theorie erklären.
Es wäre eine Katastrophe,wenn wir die Konservativen im Iran
unterstützen würden,oder gar Oskar Lafontaine ihnen einen Besuch abstatten würde-was er geplant haben soll.
konkret:Was würden Sie dann tun ?
Sayan:Ich habe einen fertigen Brief an Lafontaine in der Schublade,aber ich hoffe,daß ich ihn nicht werde abschicken müssen.Der Iran führt einen bewaffneten Djihad gegen die ganze Welt,unterstützt antisemitische Fundamentalisten und Terroristen.Jeden Tag werden in den Straßen iranischer Städte Frauen in einen Sack gesteckt und mit Steinen beworfen bis sie sterben.Man kann nicht dorthin reisen und den Mördern die Hand geben.
konkret,7,06
Flasche niedergeschlagen.Auszüge aus einem konkret-Interview von Anfang Juni in Berlin.
konkret:In der Linkspartei/PDS haben Sie nicht nur Freunde,vor allem wenn es um Themen wie Israel,Islamismus oder den Mittleren Osten geht.
Sayan:Ja,besonders,nachdem ich im „Neuen Deutschland" einen Artikel über die palästinensischen bzw. libanesischen Terrororganisationen veröffentlicht habe.Ich habe ihre Finanzierung durch Saudi-Arabien sowie ihre politische Organisation und Zielsetzung beschrieben, namentlich ihren Judenhaß.Bei Hisbollah,Hamas uns Al-Aksa-Brigaden handelt es sich um Fundamentalisten und Rassisten.Ich habe geschrieben,daß wir, auch wenn wir die israelische Politik für falsch halten,diese Organisationen bekämpfen müssen.Daraufhin
gab es Briefe empörter Leser,manche schrieben gar,daß sie nicht
länger in einer Partei sein wollen,die einen solchen Abgeordneten hat.
konkret:Auch Ihre Position zur Situation im Irak und zur Auseinandersetzung mit dem Iran dürften nicht allen gefallen haben.
Sayan:Im Irak gibt es keinen „Widerstand der Bevölkerung" gegen „amerikanische Besatzer".Wenn es den dort gäbe,könnten sich die Amerikaner dort keine 24 Stunden mehr halten.
Was es gibt,sind sunnitische Extremisten,die zum großen Teil aus dem Ausland kommen oder zu den bewaffneten,militärischen Einheiten des alten Baath-Apparats gehörten.Al-Kaida kann man nicht als den „Widerstand" der „irakischen Bevölkerung" bezeichnen.Eine moderne linke Partei darf die Welt nicht auf der Grundlage einer stalinistischen Drei-Welten-Theorie erklären.
Es wäre eine Katastrophe,wenn wir die Konservativen im Iran
unterstützen würden,oder gar Oskar Lafontaine ihnen einen Besuch abstatten würde-was er geplant haben soll.
konkret:Was würden Sie dann tun ?
Sayan:Ich habe einen fertigen Brief an Lafontaine in der Schublade,aber ich hoffe,daß ich ihn nicht werde abschicken müssen.Der Iran führt einen bewaffneten Djihad gegen die ganze Welt,unterstützt antisemitische Fundamentalisten und Terroristen.Jeden Tag werden in den Straßen iranischer Städte Frauen in einen Sack gesteckt und mit Steinen beworfen bis sie sterben.Man kann nicht dorthin reisen und den Mördern die Hand geben.
konkret,7,06
Wednesday, June 21, 2006
Nach dem Hamasbesuch
Eva Braun nach dem Genuß von Hamas Nacktarsch
8. Juni, "Ha'aretz" (Jerusalem):Schweden hat begonnen, Wein, der auf den Golanhöhen produziert wird, mit der Herkunftsbezeichnung "Israel, besetztes syrisches Land" zu versehen. Weinkellereien bezeichneten diesen Schritt als beispiellos und besorgniserregend. Schwedische Juden protestierten, sie sehen darin eine politische Aktion der Regierungsbehörde. Eine solche Kennzeichnung habe es noch bei keinem anderen Land gegeben, nicht einmal bei Südafrika während der Apartheid.
konkret,7,06
8. Juni, "Ha'aretz" (Jerusalem):Schweden hat begonnen, Wein, der auf den Golanhöhen produziert wird, mit der Herkunftsbezeichnung "Israel, besetztes syrisches Land" zu versehen. Weinkellereien bezeichneten diesen Schritt als beispiellos und besorgniserregend. Schwedische Juden protestierten, sie sehen darin eine politische Aktion der Regierungsbehörde. Eine solche Kennzeichnung habe es noch bei keinem anderen Land gegeben, nicht einmal bei Südafrika während der Apartheid.
konkret,7,06
Ihr Freund ist Ausländer
Beim letzten WM-Spiel des Iran wollen Neonazis noch einmal ihre Sympathie für die antisemitische Politik des iranischen Präsidenten zum Ausdruck bringen. von arie moscovici
Für Toleranz und Gastfreundschaft!« Ein nettes, wenngleich ziemlich abgeschmacktes Motto für eine Demonstration, klingt es doch nach dem üblichen Gutmenschentum, das sich vor allem dann öffentlich äußert, wenn gerade mal wieder ein rassistischer oder antisemitischer Übergriff es wegen seiner von der alltäglichen Norm abweichenden Größenordnung auf die ersten Seiten der Zeitungen geschafft hat. Aber Pustekuchen: Die Idee für das obige Motto hatte die NPD Saar.
Fast könnte man meinen, die braunen Burschen seien zu ausländerfreundlichen Gastgebern mutiert. Doch was dem oberflächlichen Betrachter wie ein Sinneswandel anmuten mag, hat seinen Grund in den Gästen: der iranischen Nationalmannschaft. Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad hat sich in den vergangenen Monaten bei der Neonaziszene äußerst beliebt gemacht. Mit seinen Provokationen im Atomstreit mit den USA, seinen wiederholten Tiraden gegen die Existenz Israels und seiner Ankündigung, im Iran eine Konferenz zur Untersuchung des Ausmaßes und der Faktizität des Holocaust organisieren zu wollen, zu der so renommierte »Experten« wie der Nazi-Anwalt Horst Mahler und der Pseudohistoriker David Irving eingeladen wurden, konnte er auch hierzulande einige neue Fans gewinnen.
Er wollte auch nach Deutschland reisen, in dem Fall, dass seine Mannschaft es bis ins Achtelfinale der Fußballweltmeisterschaft geschafft hätte. Als Vorhut hatte er seinen Stellvertreter Mohammed Aliabadi bereits zu den Gruppenspielen der iranischen Mannschaft entsandt. Da man sich in der Bundesregierung weder in der Lage sah noch willens zu sein schien, ein Einreiseverbot auszusprechen, organisierte ein Bündnis aus jüdischen und nichtjüdischen Organisationen und prominenten Einzelpersonen Protestdemonstrationen während der iranischen Vorrundenspiele.
Der NPD-Vorsitzende Udo Voigt war von dem angekündigten Besuch begeistert und nahm ihn zum Anlass, die Völkerfreundschaft zu beschwören: »Wir begrüßen zudem die ausländischen Gäste und deren Nationalmannschaften in Deutschland. National denkende Menschen aller Völker, die stolz auf ihr Land sind, verstehen sich untereinander.« Doch die Freude war wohl voreilig, denn die iranische Mannschaft ereilte bereits am Samstag das Aus in der Vorrunde.
Ausschlaggebend für die pro-iranischen Sympathien der Neonazis sind vor allem die antisemitischen und antiamerikanischen Ressentiments, die Ahmadinejad so ungezwungen bedient. So erklärt sich auch, dass Voigt bei seinen Angriffen auf die Bundesregierung sein Herz für die gepeinigten Völker dieser Erde entdeckt: »Warum thematisieren sie nicht die allgegenwärtigen Morde und Vertreibungen der Israelis an den Palästinensern, wenn ein israelischer Staatschef die BRD besucht? (…) Was gibt den Amerikanern das Recht, weiter zu morden und zu foltern, die Völker Lateinamerikas zu bevormunden und die Afrikaner um ihren Reichtum an Bodenschätzen zu betrügen und gleichzeitig mit den Fingern auf den Iran zu zeigen?«
Diese Vorgänge wecken Erinnerungen an die rechtsextremen Aufzüge der vergangenen Jahre, auf denen Palestinensertücher oder T-Shirts mit den Konterfeis von Saddam Hussein und Ussama bin Laden samt der Aufschrift »Mein Freund ist Ausländer« getragen wurden. Wohl am deutlichsten begründete der damalige »Stabschef« des »Kampfbundes Deutscher Sozialisten«, Thomas Brehl, die Sympathie der Rechten für nahöstliche Diktatoren. »Der Irak ist für uns von besonderer Bedeutung, weil mit Saddam Hussein an der Spitze des Irak ein Mensch steht, der uns schon in einigem an unseren Führer Adolf Hitler erinnert, der dieser gewaltigen Übermacht Amerikas trotzt, der nicht bereit ist, in die Knie zu gehen.«
Bereits am 10.Juni fand in Gelsenkirchen ein Aufmarsch von rund 200 Anhängern der NPD statt, auf dem skandiert wurde: »Solidarität mit Iran!« Nachdem sich in der vergangenen Woche in Nürnberg lediglich 15 Anhänger der NPD am Rande der Altstadt mit iranischen Flaggen und Bildern des Präsidenten unangekündigt versammelt hatten, gedachten die antisemitischen Kapitalismuskritiker, es während des Spiels des Iran gegen Portugal in Frankfurt am Samstag besser zu machen. Man wollte »in der Stadt der Börse und der Banken, dem Jerusalem am Main«, demonstrieren, »dass uns wahrheitsliebende und völkische Iraner zu Gast willkommen sind«.
Die Demonstration wurde von der Kameradschaft »Freie Nationalisten Rhein-Neckar« angemeldet unter dem Motto: »Präsident Ahmadinedschad – zu Gast bei Freunden«. Man wollte unter Führung des hessischen NPD-Landesvorsitzenden Marcel Wöll aufmarschieren. Dann jedoch verbot die Stadtverwaltung die Demonstration. Überraschend verzichtete Wöll darauf, Rechtsmittel einzulegen, und zwar mit der Begründung: »Sonst würde das Versammlungsrecht noch weiter beschnitten. Wenn einem vorgeschrieben wird, welche Fahnen und Transparente man mitführen darf, und davon wäre auszugehen, dann macht eine Demonstration keinen Sinn mehr.«
Bereits für den Vortag des Spiels in Frankfurt rief ein antideutsches Bündnis zu einer Demonstration auf unter dem Motto: »Solidarität für Israel! Deutschland das Existenzrecht entziehen«. Die zentrale Kundgebung eines Bündnisses aus jüdischen und nichtjüdischen Organisationen fand am eigentlichen Spieltag statt. Etwa 500 Menschen nahmen daran teil. Eine Gruppe iranischer Studenten sammelte zuvor über 1000 Unterschriften für einen Protestbrief an die NPD: »Wir widersetzen uns jedem Versuch, dass wir Iraner als Verbündete einer Partei beansprucht werden, die den Holocaust verharmlost und sich nicht entschieden gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit ausspricht, sondern diese duldet oder gar fördert.«
Derweil rufen Rechtsextreme im Internet weiter zu Sympathiekundgebungen auf. Am 21.Juni findet das letzte iranische Vorrundenspiel gegen Angola in Leipzig statt. Hier hat ein »Bündnis gegen Antisemitismus Leipzig« zu einer Protestkundgebung aufgerufen, während die NPD ihrerseits »kreative Werbeaktionen« angekündigt hat.
jungle-world
Für Toleranz und Gastfreundschaft!« Ein nettes, wenngleich ziemlich abgeschmacktes Motto für eine Demonstration, klingt es doch nach dem üblichen Gutmenschentum, das sich vor allem dann öffentlich äußert, wenn gerade mal wieder ein rassistischer oder antisemitischer Übergriff es wegen seiner von der alltäglichen Norm abweichenden Größenordnung auf die ersten Seiten der Zeitungen geschafft hat. Aber Pustekuchen: Die Idee für das obige Motto hatte die NPD Saar.
Fast könnte man meinen, die braunen Burschen seien zu ausländerfreundlichen Gastgebern mutiert. Doch was dem oberflächlichen Betrachter wie ein Sinneswandel anmuten mag, hat seinen Grund in den Gästen: der iranischen Nationalmannschaft. Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad hat sich in den vergangenen Monaten bei der Neonaziszene äußerst beliebt gemacht. Mit seinen Provokationen im Atomstreit mit den USA, seinen wiederholten Tiraden gegen die Existenz Israels und seiner Ankündigung, im Iran eine Konferenz zur Untersuchung des Ausmaßes und der Faktizität des Holocaust organisieren zu wollen, zu der so renommierte »Experten« wie der Nazi-Anwalt Horst Mahler und der Pseudohistoriker David Irving eingeladen wurden, konnte er auch hierzulande einige neue Fans gewinnen.
Er wollte auch nach Deutschland reisen, in dem Fall, dass seine Mannschaft es bis ins Achtelfinale der Fußballweltmeisterschaft geschafft hätte. Als Vorhut hatte er seinen Stellvertreter Mohammed Aliabadi bereits zu den Gruppenspielen der iranischen Mannschaft entsandt. Da man sich in der Bundesregierung weder in der Lage sah noch willens zu sein schien, ein Einreiseverbot auszusprechen, organisierte ein Bündnis aus jüdischen und nichtjüdischen Organisationen und prominenten Einzelpersonen Protestdemonstrationen während der iranischen Vorrundenspiele.
Der NPD-Vorsitzende Udo Voigt war von dem angekündigten Besuch begeistert und nahm ihn zum Anlass, die Völkerfreundschaft zu beschwören: »Wir begrüßen zudem die ausländischen Gäste und deren Nationalmannschaften in Deutschland. National denkende Menschen aller Völker, die stolz auf ihr Land sind, verstehen sich untereinander.« Doch die Freude war wohl voreilig, denn die iranische Mannschaft ereilte bereits am Samstag das Aus in der Vorrunde.
Ausschlaggebend für die pro-iranischen Sympathien der Neonazis sind vor allem die antisemitischen und antiamerikanischen Ressentiments, die Ahmadinejad so ungezwungen bedient. So erklärt sich auch, dass Voigt bei seinen Angriffen auf die Bundesregierung sein Herz für die gepeinigten Völker dieser Erde entdeckt: »Warum thematisieren sie nicht die allgegenwärtigen Morde und Vertreibungen der Israelis an den Palästinensern, wenn ein israelischer Staatschef die BRD besucht? (…) Was gibt den Amerikanern das Recht, weiter zu morden und zu foltern, die Völker Lateinamerikas zu bevormunden und die Afrikaner um ihren Reichtum an Bodenschätzen zu betrügen und gleichzeitig mit den Fingern auf den Iran zu zeigen?«
Diese Vorgänge wecken Erinnerungen an die rechtsextremen Aufzüge der vergangenen Jahre, auf denen Palestinensertücher oder T-Shirts mit den Konterfeis von Saddam Hussein und Ussama bin Laden samt der Aufschrift »Mein Freund ist Ausländer« getragen wurden. Wohl am deutlichsten begründete der damalige »Stabschef« des »Kampfbundes Deutscher Sozialisten«, Thomas Brehl, die Sympathie der Rechten für nahöstliche Diktatoren. »Der Irak ist für uns von besonderer Bedeutung, weil mit Saddam Hussein an der Spitze des Irak ein Mensch steht, der uns schon in einigem an unseren Führer Adolf Hitler erinnert, der dieser gewaltigen Übermacht Amerikas trotzt, der nicht bereit ist, in die Knie zu gehen.«
Bereits am 10.Juni fand in Gelsenkirchen ein Aufmarsch von rund 200 Anhängern der NPD statt, auf dem skandiert wurde: »Solidarität mit Iran!« Nachdem sich in der vergangenen Woche in Nürnberg lediglich 15 Anhänger der NPD am Rande der Altstadt mit iranischen Flaggen und Bildern des Präsidenten unangekündigt versammelt hatten, gedachten die antisemitischen Kapitalismuskritiker, es während des Spiels des Iran gegen Portugal in Frankfurt am Samstag besser zu machen. Man wollte »in der Stadt der Börse und der Banken, dem Jerusalem am Main«, demonstrieren, »dass uns wahrheitsliebende und völkische Iraner zu Gast willkommen sind«.
Die Demonstration wurde von der Kameradschaft »Freie Nationalisten Rhein-Neckar« angemeldet unter dem Motto: »Präsident Ahmadinedschad – zu Gast bei Freunden«. Man wollte unter Führung des hessischen NPD-Landesvorsitzenden Marcel Wöll aufmarschieren. Dann jedoch verbot die Stadtverwaltung die Demonstration. Überraschend verzichtete Wöll darauf, Rechtsmittel einzulegen, und zwar mit der Begründung: »Sonst würde das Versammlungsrecht noch weiter beschnitten. Wenn einem vorgeschrieben wird, welche Fahnen und Transparente man mitführen darf, und davon wäre auszugehen, dann macht eine Demonstration keinen Sinn mehr.«
Bereits für den Vortag des Spiels in Frankfurt rief ein antideutsches Bündnis zu einer Demonstration auf unter dem Motto: »Solidarität für Israel! Deutschland das Existenzrecht entziehen«. Die zentrale Kundgebung eines Bündnisses aus jüdischen und nichtjüdischen Organisationen fand am eigentlichen Spieltag statt. Etwa 500 Menschen nahmen daran teil. Eine Gruppe iranischer Studenten sammelte zuvor über 1000 Unterschriften für einen Protestbrief an die NPD: »Wir widersetzen uns jedem Versuch, dass wir Iraner als Verbündete einer Partei beansprucht werden, die den Holocaust verharmlost und sich nicht entschieden gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit ausspricht, sondern diese duldet oder gar fördert.«
Derweil rufen Rechtsextreme im Internet weiter zu Sympathiekundgebungen auf. Am 21.Juni findet das letzte iranische Vorrundenspiel gegen Angola in Leipzig statt. Hier hat ein »Bündnis gegen Antisemitismus Leipzig« zu einer Protestkundgebung aufgerufen, während die NPD ihrerseits »kreative Werbeaktionen« angekündigt hat.
jungle-world
Tuesday, June 20, 2006
Verabredung zum Mord
Eineinhalb Jahre nach einem vereitelten Mordanschlag auf den ehemaligen irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi müssen sich drei mutmaßliche Drahtzieher vor dem Oberlandesgericht Stuttgart verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft den Irakern Mitgliedschaft in der nordirakischen Terrorgruppe Ansar al Islam sowie Verabredung zur Emordung Allawis und Verstöße gegen das Außenwirtschaftsgesetz vor.
Der Prozess findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen im Hochsicherheits-Gebäude in Stuttgart-Stammheim statt, das in den 70er Jahren für RAF-Verfahren gebaut wurde. Bei dem Hauptangeklagten handelt es sich um den 32-jährigen Ata R. aus Stuttgart, den die Bundesanwaltschaft als Rädelsführer mit engen Kontakten zur Führungsebene der radikal-islamistischen Ansar al Islam einstuft. Mitangeklagt sind der 24-jährige Mazen H. aus Augsburg und der 32-jährige Rafik Y. aus Berlin. Alle Angeklagten sind gebürtige Iraker.
Den Ermittlungen zufolge verfolgte Rafik Y. das Ziel, Allawi anlässlich seines Deutschlandbesuchs im Dezember 2004 in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Bank in Berlin zu ermorden, nachdem die Ansar al Islam mehrfach zu dessen Tötung aufgerufen hatte. "Er sah für sich die Möglichkeit gekommen, dieses Ziel in die Realität umzusetzen", betonte Bundesanwältin Silke Ritzert. Von den anderen zwei Angeklagten soll er schließlich die Erlaubnis für den Anschlag eingeholt und dann den ausgewählten Tatort ausgespäht haben.
Der Staatsschutz war den Tatverdächtigen vor allem durch das Abhören von Telefongesprächen auf die Schliche gekommen. Darin soll Rafik Y. dem Mitangeklagten Mazen H. unter anderem mitgeteilt haben, er habe "die Baustelle besichtigt". Letztlich wurden alle drei mutmaßlichen Terroristen in den frühen Morgenstunden des 3. Dezember 2004 festgenommen. Noch am selben Tag sollte das Attentat durchgeführt werden.
In der Anklageschrift werden den Irakern zudem Spendensammlung und Geldtransfers zu Gunsten der Ansar al Islam zur Last gelegt. Der Hauptangeklagte Ata R. soll nicht nur in Deutschland, sondern auch in Schweden und Großbritannien an der Geldbeschaffung beteiligt gewesen sein. Die Gelder seien unter anderem für Selbstmordanschläge im Irak und für den Aufbau von Terror-Zellen vorgesehen gewesen.
Rafik Y. erklärte zu Prozessbeginn, die Anklage enthalte "50 Fehler", was er beweisen könne. Später gab er jedoch wie die anderen an, sich nicht äußern zu wollen. Zu Verzögerungen am ersten Prozesstag kam es durch Anträge der Verteidigung, das Verfahren auszusetzen, um neue Übersetzungen der Anklage anfertigen zu lassen. Der Senat unter der Vorsitzenden Richterin Christine Rebsam-Bender wies diese jedoch zurück.
Der Stuttgarter Prozess ist zunächst bis 21. September terminiert. Vor dem Oberlandesgericht München begann am Dienstag ebenfalls ein Ansar-al-Islam-Prozess. Dort müssen sich zwei Iraker aus Nürnberg und München wegen Mitgliedschaft oder Unterstützung der Terrorgruppe verantworten.
(ddp)
Der Prozess findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen im Hochsicherheits-Gebäude in Stuttgart-Stammheim statt, das in den 70er Jahren für RAF-Verfahren gebaut wurde. Bei dem Hauptangeklagten handelt es sich um den 32-jährigen Ata R. aus Stuttgart, den die Bundesanwaltschaft als Rädelsführer mit engen Kontakten zur Führungsebene der radikal-islamistischen Ansar al Islam einstuft. Mitangeklagt sind der 24-jährige Mazen H. aus Augsburg und der 32-jährige Rafik Y. aus Berlin. Alle Angeklagten sind gebürtige Iraker.
Den Ermittlungen zufolge verfolgte Rafik Y. das Ziel, Allawi anlässlich seines Deutschlandbesuchs im Dezember 2004 in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Bank in Berlin zu ermorden, nachdem die Ansar al Islam mehrfach zu dessen Tötung aufgerufen hatte. "Er sah für sich die Möglichkeit gekommen, dieses Ziel in die Realität umzusetzen", betonte Bundesanwältin Silke Ritzert. Von den anderen zwei Angeklagten soll er schließlich die Erlaubnis für den Anschlag eingeholt und dann den ausgewählten Tatort ausgespäht haben.
Der Staatsschutz war den Tatverdächtigen vor allem durch das Abhören von Telefongesprächen auf die Schliche gekommen. Darin soll Rafik Y. dem Mitangeklagten Mazen H. unter anderem mitgeteilt haben, er habe "die Baustelle besichtigt". Letztlich wurden alle drei mutmaßlichen Terroristen in den frühen Morgenstunden des 3. Dezember 2004 festgenommen. Noch am selben Tag sollte das Attentat durchgeführt werden.
In der Anklageschrift werden den Irakern zudem Spendensammlung und Geldtransfers zu Gunsten der Ansar al Islam zur Last gelegt. Der Hauptangeklagte Ata R. soll nicht nur in Deutschland, sondern auch in Schweden und Großbritannien an der Geldbeschaffung beteiligt gewesen sein. Die Gelder seien unter anderem für Selbstmordanschläge im Irak und für den Aufbau von Terror-Zellen vorgesehen gewesen.
Rafik Y. erklärte zu Prozessbeginn, die Anklage enthalte "50 Fehler", was er beweisen könne. Später gab er jedoch wie die anderen an, sich nicht äußern zu wollen. Zu Verzögerungen am ersten Prozesstag kam es durch Anträge der Verteidigung, das Verfahren auszusetzen, um neue Übersetzungen der Anklage anfertigen zu lassen. Der Senat unter der Vorsitzenden Richterin Christine Rebsam-Bender wies diese jedoch zurück.
Der Stuttgarter Prozess ist zunächst bis 21. September terminiert. Vor dem Oberlandesgericht München begann am Dienstag ebenfalls ein Ansar-al-Islam-Prozess. Dort müssen sich zwei Iraker aus Nürnberg und München wegen Mitgliedschaft oder Unterstützung der Terrorgruppe verantworten.
(ddp)
Monday, June 19, 2006
Stoiber für härtere Bestrafung von Gotteslästerern
Edmund Stoiber
Wer religiöse Gefühle verletzt, soll nach dem Willen von Edmund Stoiber mit drei bis fünf Jahren Gefängnis rechnen - und zwar auch ohne Störung des öffentlichen Friedens. "Es darf nicht alles mit Füßen getreten werden, was anderen heilig ist", sagte Stoiber in Bild. In Vorbereitung ist schon eine Klage der Gemeinde des Großen Grünen Nasenpopels, die alle ins Gefängnis bringen will, die sich die Nase putzen und den Rotzgott mitsamt Taschentuch dann auf blasphemischste und gefühlsverletztendste Weise einfach wegwerfen.
www.titanic-magazin.de
Wer religiöse Gefühle verletzt, soll nach dem Willen von Edmund Stoiber mit drei bis fünf Jahren Gefängnis rechnen - und zwar auch ohne Störung des öffentlichen Friedens. "Es darf nicht alles mit Füßen getreten werden, was anderen heilig ist", sagte Stoiber in Bild. In Vorbereitung ist schon eine Klage der Gemeinde des Großen Grünen Nasenpopels, die alle ins Gefängnis bringen will, die sich die Nase putzen und den Rotzgott mitsamt Taschentuch dann auf blasphemischste und gefühlsverletztendste Weise einfach wegwerfen.
www.titanic-magazin.de
21.06.2006 um 14.00 Uhr - Protestkundgebung in Leipzig: Keine Gastfreundschaft für Volksverhetzer!
Keine Gastfreundschaft für Volksverhetzer!Solidarität mit Israel – Gegen Ahmadinedjad und seine deutschen Neonazi-Freunde
Trotz internationaler Proteste wurde die iranische Mannschaft zur Fußballweltmeisterschaft 2006 zugelassen, weil der Weltfußballverband FIFA hier die Politik aus dem Spiel lassen wollte. Spätestens, als bekannt wurde, dass der Staatspräsident der Islamischen Republik Iran, Mahmud Ahmadinedjad, möglicherweise zu den Spielen seiner Mannschaft anreisen wollte, erwiesen sich die Verlautbarungen der FIFA als hohle Phrasen. Der Sport war noch nie frei von Politik. Weltmeisterschaften und Olympische Spiele dienten wie 1936 in Nazi-Deutschland immer auch als politische Bühne. Statt aber Ahmadinedjad die rote Karte zu zeigen,verkündete Bundesinnenminister Schäuble: »Wir sollten gute Gastgeber sein.« Die Unterzeichner dieses Aufrufs fordern im Gegensatz dazu einen Platzverweis :
Keine Gastfreundschaft und keine Eintrittskarte für einen Volksverhetzer, der wiederholt den Holocaust geleugnet hat, Israel von der Landkarte tilgen will, zur Judenvernichtung aufruft, Terror finanziert, am Aufbau atomarer Bedrohung arbeitet und die gesamte zivilisierte westliche Welt bedroht und verhöhnt.
Keine Gastfreundschaft für einen Mann, der zusammen mit dem Mullah-Regime verantwortlich ist für Menschenrechtsverletzungen, Gewalt, Unterdrückung und die Armut der Bevölkerung im Iran. Wir sind solidarisch mit den Iranerinnen und Iranern, die unter dem Regime leiden oder ins Exil flüchten mussten. Wir fordern ein Einreiseverbot für Ahmadinedjad und ein Strafverfahren gegen ihn wegen Volksverhetzung und Leugnung nationalsozialistischer Verbrechen. Wir fordern, dass die von Neonazis geplanten Solidaritätskundgebungen für Ahmadinedjad und sein Regime unterbunden werden.
Deutschland sollte im Iran und anderen Ländern des Nahen Ostens die demokratische Opposition unterstützen und auf einen Wandel in diesen Ländern hinwirken.Weniger bemüht sein sollte Deutschland hingegen dabei, als guter Gastgeber für jemanden zu fungieren, der offen zum Mord an Juden aufruft, und stattdessen dafür sorgen, dass Ahmadinedjad hier keine Plattform erhält und international sanktioniert und in die Schranken gewiesen wird.
Das forderte bereits Anfang dieses Jahres der vor kurzem verstorbene Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel s.A., als er zu Demonstrationen gegen die israelfeindlichen Hetztiraden des iranischen Präsidenten aufrief. Diesem Aufruf wollen wir nun unter dem Motto »Nie wieder! Never again!« nachkommen, indem wir ein deutliches Zeichen setzen und massenhaft zeigen, dass dieser Hassprediger nicht nur nicht willkommen ist, sondern dass ihm und seinen Konsorten Einhalt geboten werden muss.
In Leipzig findet deshalb am 21. Juni um14:00Uhr am Simsonplatz (vor dem Bundesverwaltungsgericht) eine Protestkundgebung gegen das iranische Regime statt.
Es sprechen: - Burkhard Jung (OBder Stadt Leipzig/Grußwort)- Reinhard Bütikofer (Bundesvorsitzender Bündnis 90/Grüne)- Hamid Nowzari (Verein iranischer Flüchtlinge in Berlin e.V.)- eine Vertreterin der AG Antifa Halle- Sacha Stawski (Honestly-Concerned e.V.).
Die Kundgebung wird vom ›Bündnis gegen Antisemitismus Leipzig‹ (www.israel-soli.de) organisiert und wird lokal unterstützt von der Raoul Wallenberg Loge Berlin (B’nai B’rith), der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig und Michael Theis (Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung e.V.), dem Studierendenparlament der Universität Leipzig und von Honestly Concerned e.V.
Der Aufruf zum Protest wird u.a. unterstützt von folgenden Personen und Organisationen: Prof. Dr. h.c. Arno Lustiger, Ralph Giordano, Dr. Michel Friedman, Dr. Wahied Wahdat-Hagh (Iran-Experte - MEMRI), Efraim Zuroff (Simon Wiesenthal Center, Jerusalem), Henryk M. Broder, Prof. Dr. Micha Brumlik, Cem Özdemir (MdEP), Dr. Hans-Peter Raddatz (Orientalist), RA Albert Meyer, Nasrin Amirsedghi (Publizistin), Bärbel Bohley (Malerin u. Bürgerrechtlerin), Prof. Dr. Michael Wolffsohn, Dr. Daniel Pipes (Middle East Forum), Lutz Sikorski (Fraktionsvorsitzender der Grünen, Frankfurt), Jutta Ebeling (Stadträtin, Frankfurt), Pfn. Annemarie Werner (Vaterunserkirche), Tobias Jaecker (Journalist), Dr. Gudrun Eussner (Journalistin), Morten Friese (Journalist), Seyran Ates (Rechtsanwältin), Hannes Stein (Journalist), Dr. Matthias Küntzel (Publizist), Stadtrat Lothar Klein (ehem. MdEP, Vorsitzender Sächsische Israelfreunde e. V.), Frankfurter Arbeitsgemeinschaft der DIG, Harald Eckert (Israel Heute - Christen an der Seite Israels e.V.), Dr. Jürgen Bühler (International Christian Embassy Jerusalem), Anetta Kahane (Amadeu Antonio Stiftung), Ghodsi Hejazi, Klaus Faber (Staatssekretär a.D., RA,), Dr. Ruth Contreras (Scholars for Peace in the Middle East), Sacha Stawski, Daniel Hofmann, Gitta Mohrdieck - Honestly Concerned e. V., Rene Pollak - Vors. Zionistische Organisation Frankfurt, Martin Borowsky (Synodaler der Kirchenprovinz Sachsen, Vorsitzender DIG, AG Erfurt), Johannes Barth (Vorsitzender DIG Arbeitsgemeinschaft Rhein-Neckar), Prof. Dr. Andrei S. Markovits (University of Michigan), Dr. Hermann Kuhn (Vorsitzender Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Bremen), Katharina Seewald (DGB Regionsvorsitzende Kassel), Dr. Klaus Thörner (Publizist), Prof. Dr. Heinz Gess (Fachhochschule Bielefeld), Jörg Fischer (Journalist u. Autor), Nea Weißberg-Bob (Autorin, Verlegerin), Chana Steinwurz (Standpunkte-Pädagogin), Dr. Martin Kloke (Politikwissenschaftler), Wolfgang M. Nossen (Jüdische Landesgemeinde, Erfurt), Thomas v. der Osten-Sacken (Wadi e. V.), Alternatives Jugendzentrum e. V. (Dessau), Jörg Rensmann (Redaktion typoskript), Steffen Andersch (Projekt gegenPart, Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus, Dessau), Bernd Fechler (Jugendbegegnungsstätte Anne Frank), Margitta Neuwald-Golling (VP European Council of WIZO Federations), Iva Svarcová (Filmregisseurin u. Produzentin), Ruth Sophia Nitz-Berthold (Rechtsanwältin), Jüdische Gemeinde Hamburg, Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. (Essen), ILI - I Like Israel e.V., Israelitische Kultusgemeinde München u. Oberbayern, IKG Nürnberg, B’nai B’rith München, DIG München, AmEchad n.r.V., Jüdischer Turn- u. Sportverein Makkabi, Zionistische Organisation in Deutschland (Z.O.D.), Frankfurt Loge B’nai B’rith, Wizo Deutschland e. V., Evangelische Marienschwestenschaft, Israelfreunde Hannover, Jüdischer Jugend- u. Studentenverband Hessen, Förderverein Ehemalige Synagoge in Hemsbach e.V., Freundeskreis Weinheim - Ramat Gan e. V., haGalil e. V., Prozionistische Linke Frankfurt, Redaktion Bahamas, Keren Hayesod Deutschland Vereinigte Israel Aktion e. V., DIG Aachen e. V., German Media Watch, Adass Israel Nürnberg, DIG AG Franken, Bündnis gegen Antisemitismus Leipzig, und ca. 4.000 weitere jüdische und nichtjüdische Organisationen und Petitionsunterzeichner (einsehbar bei http://www.honestly-concerned.org ).
Trotz internationaler Proteste wurde die iranische Mannschaft zur Fußballweltmeisterschaft 2006 zugelassen, weil der Weltfußballverband FIFA hier die Politik aus dem Spiel lassen wollte. Spätestens, als bekannt wurde, dass der Staatspräsident der Islamischen Republik Iran, Mahmud Ahmadinedjad, möglicherweise zu den Spielen seiner Mannschaft anreisen wollte, erwiesen sich die Verlautbarungen der FIFA als hohle Phrasen. Der Sport war noch nie frei von Politik. Weltmeisterschaften und Olympische Spiele dienten wie 1936 in Nazi-Deutschland immer auch als politische Bühne. Statt aber Ahmadinedjad die rote Karte zu zeigen,verkündete Bundesinnenminister Schäuble: »Wir sollten gute Gastgeber sein.« Die Unterzeichner dieses Aufrufs fordern im Gegensatz dazu einen Platzverweis :
Keine Gastfreundschaft und keine Eintrittskarte für einen Volksverhetzer, der wiederholt den Holocaust geleugnet hat, Israel von der Landkarte tilgen will, zur Judenvernichtung aufruft, Terror finanziert, am Aufbau atomarer Bedrohung arbeitet und die gesamte zivilisierte westliche Welt bedroht und verhöhnt.
Keine Gastfreundschaft für einen Mann, der zusammen mit dem Mullah-Regime verantwortlich ist für Menschenrechtsverletzungen, Gewalt, Unterdrückung und die Armut der Bevölkerung im Iran. Wir sind solidarisch mit den Iranerinnen und Iranern, die unter dem Regime leiden oder ins Exil flüchten mussten. Wir fordern ein Einreiseverbot für Ahmadinedjad und ein Strafverfahren gegen ihn wegen Volksverhetzung und Leugnung nationalsozialistischer Verbrechen. Wir fordern, dass die von Neonazis geplanten Solidaritätskundgebungen für Ahmadinedjad und sein Regime unterbunden werden.
Deutschland sollte im Iran und anderen Ländern des Nahen Ostens die demokratische Opposition unterstützen und auf einen Wandel in diesen Ländern hinwirken.Weniger bemüht sein sollte Deutschland hingegen dabei, als guter Gastgeber für jemanden zu fungieren, der offen zum Mord an Juden aufruft, und stattdessen dafür sorgen, dass Ahmadinedjad hier keine Plattform erhält und international sanktioniert und in die Schranken gewiesen wird.
Das forderte bereits Anfang dieses Jahres der vor kurzem verstorbene Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel s.A., als er zu Demonstrationen gegen die israelfeindlichen Hetztiraden des iranischen Präsidenten aufrief. Diesem Aufruf wollen wir nun unter dem Motto »Nie wieder! Never again!« nachkommen, indem wir ein deutliches Zeichen setzen und massenhaft zeigen, dass dieser Hassprediger nicht nur nicht willkommen ist, sondern dass ihm und seinen Konsorten Einhalt geboten werden muss.
In Leipzig findet deshalb am 21. Juni um14:00Uhr am Simsonplatz (vor dem Bundesverwaltungsgericht) eine Protestkundgebung gegen das iranische Regime statt.
Es sprechen: - Burkhard Jung (OBder Stadt Leipzig/Grußwort)- Reinhard Bütikofer (Bundesvorsitzender Bündnis 90/Grüne)- Hamid Nowzari (Verein iranischer Flüchtlinge in Berlin e.V.)- eine Vertreterin der AG Antifa Halle- Sacha Stawski (Honestly-Concerned e.V.).
Die Kundgebung wird vom ›Bündnis gegen Antisemitismus Leipzig‹ (www.israel-soli.de) organisiert und wird lokal unterstützt von der Raoul Wallenberg Loge Berlin (B’nai B’rith), der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig und Michael Theis (Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung e.V.), dem Studierendenparlament der Universität Leipzig und von Honestly Concerned e.V.
Der Aufruf zum Protest wird u.a. unterstützt von folgenden Personen und Organisationen: Prof. Dr. h.c. Arno Lustiger, Ralph Giordano, Dr. Michel Friedman, Dr. Wahied Wahdat-Hagh (Iran-Experte - MEMRI), Efraim Zuroff (Simon Wiesenthal Center, Jerusalem), Henryk M. Broder, Prof. Dr. Micha Brumlik, Cem Özdemir (MdEP), Dr. Hans-Peter Raddatz (Orientalist), RA Albert Meyer, Nasrin Amirsedghi (Publizistin), Bärbel Bohley (Malerin u. Bürgerrechtlerin), Prof. Dr. Michael Wolffsohn, Dr. Daniel Pipes (Middle East Forum), Lutz Sikorski (Fraktionsvorsitzender der Grünen, Frankfurt), Jutta Ebeling (Stadträtin, Frankfurt), Pfn. Annemarie Werner (Vaterunserkirche), Tobias Jaecker (Journalist), Dr. Gudrun Eussner (Journalistin), Morten Friese (Journalist), Seyran Ates (Rechtsanwältin), Hannes Stein (Journalist), Dr. Matthias Küntzel (Publizist), Stadtrat Lothar Klein (ehem. MdEP, Vorsitzender Sächsische Israelfreunde e. V.), Frankfurter Arbeitsgemeinschaft der DIG, Harald Eckert (Israel Heute - Christen an der Seite Israels e.V.), Dr. Jürgen Bühler (International Christian Embassy Jerusalem), Anetta Kahane (Amadeu Antonio Stiftung), Ghodsi Hejazi, Klaus Faber (Staatssekretär a.D., RA,), Dr. Ruth Contreras (Scholars for Peace in the Middle East), Sacha Stawski, Daniel Hofmann, Gitta Mohrdieck - Honestly Concerned e. V., Rene Pollak - Vors. Zionistische Organisation Frankfurt, Martin Borowsky (Synodaler der Kirchenprovinz Sachsen, Vorsitzender DIG, AG Erfurt), Johannes Barth (Vorsitzender DIG Arbeitsgemeinschaft Rhein-Neckar), Prof. Dr. Andrei S. Markovits (University of Michigan), Dr. Hermann Kuhn (Vorsitzender Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Bremen), Katharina Seewald (DGB Regionsvorsitzende Kassel), Dr. Klaus Thörner (Publizist), Prof. Dr. Heinz Gess (Fachhochschule Bielefeld), Jörg Fischer (Journalist u. Autor), Nea Weißberg-Bob (Autorin, Verlegerin), Chana Steinwurz (Standpunkte-Pädagogin), Dr. Martin Kloke (Politikwissenschaftler), Wolfgang M. Nossen (Jüdische Landesgemeinde, Erfurt), Thomas v. der Osten-Sacken (Wadi e. V.), Alternatives Jugendzentrum e. V. (Dessau), Jörg Rensmann (Redaktion typoskript), Steffen Andersch (Projekt gegenPart, Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus, Dessau), Bernd Fechler (Jugendbegegnungsstätte Anne Frank), Margitta Neuwald-Golling (VP European Council of WIZO Federations), Iva Svarcová (Filmregisseurin u. Produzentin), Ruth Sophia Nitz-Berthold (Rechtsanwältin), Jüdische Gemeinde Hamburg, Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. (Essen), ILI - I Like Israel e.V., Israelitische Kultusgemeinde München u. Oberbayern, IKG Nürnberg, B’nai B’rith München, DIG München, AmEchad n.r.V., Jüdischer Turn- u. Sportverein Makkabi, Zionistische Organisation in Deutschland (Z.O.D.), Frankfurt Loge B’nai B’rith, Wizo Deutschland e. V., Evangelische Marienschwestenschaft, Israelfreunde Hannover, Jüdischer Jugend- u. Studentenverband Hessen, Förderverein Ehemalige Synagoge in Hemsbach e.V., Freundeskreis Weinheim - Ramat Gan e. V., haGalil e. V., Prozionistische Linke Frankfurt, Redaktion Bahamas, Keren Hayesod Deutschland Vereinigte Israel Aktion e. V., DIG Aachen e. V., German Media Watch, Adass Israel Nürnberg, DIG AG Franken, Bündnis gegen Antisemitismus Leipzig, und ca. 4.000 weitere jüdische und nichtjüdische Organisationen und Petitionsunterzeichner (einsehbar bei http://www.honestly-concerned.org ).
bahamas zu A.
Redebeitrag zur Kundgebung „Keine Gastfreundschaft für Volksverhetzer“ in Frankfurt am 17.Juni 2006, gegen den Iranischen Präsidenten Achmadinedschad und den nach der in Aussichtstellung seines Besuches zur WM stattfindenden Übergang zur deutschen Tagesordnung...
WM: Ghanaischer Fußballspieler feiert 2:0 mit israelischer Flagge
Der ghanaische Fußballnationalspieler John Pentsil hat das 2:0 seiner Mannschaft gegen Tschechien am Samstag vor den Zuschauern in der FIFA-Arena-Köln mit einer israelischen Flagge gefeiert. Pentsil verwahrte die Fahne während des Spiels offenbar in seiner Socke. Bei vergangenen Spielen brachte Pentsil schon beide, die ghanaische und die israelische Flagge, auf diesem Wege zum Einsatz, zum letzten Mal, als Hapoel Tel Aviv den israelischen Pokal gewann.Pentsil ist einer von drei Ghanaern, die für israelische Fußball-Teams spielen. Pentsil, sonst beim Fußballverein Hapoel Tel Aviv, sagte dazu: „Ich liebe die Fans aus Israel, deshalb entschied ich mich für die Aktion." Die israelischen Fans würden ihn „immer glücklich" machen. Deshalb wolle er „etwas zurückgeben", sagte er. Der israelische Sportminister Ofir Pines-Pas reagierte auf die Geste mit den Worten: „Wir haben einen Israeli bei der WM. Pentsils Geste wärmte unsere Herzen. Viele Israelis sind nun Ghana-Fans." (Haaretz, 19.6.)
Sunday, June 18, 2006
Iran-WM-Spiel in Frankfurt:1.500 demonstrieren gegen Antisemitismus
Mehr als 1.500 Menschen haben am Samstag in der Frankfurter Innenstadt an einer Protestdemonstration unter dem Motto "Keine Gastfreundschaft für Volksverhetzer – Solidarität mit Israel" beteiligt. Anlass war das heutige Fußballspiel der iranischen Elf gegen Portugal.
Von Jörg Fischer
Bereits am vergangenen Sonntag, beim ersten WM-Spiel des Irans, fand in der Nürnberger Innenstadt eine Protestkundgebung gegen den antisemitischen iranischen Diktator Ahmadinedschad statt, an der rund 1.200 Menschen teilgenommen hatten (haGalil berichtete). Die Veranstalter zeigten sich positiv beeindruckt, dass bei der Frankfurter Kundgebung die schon gute Teilnehmerzahl der vorangegangenen Kundgebung übertroffen wurde.
In Anspielung an die kriegstreiberischen Drohungen des iranischen Staatspräsidenten, "Israel muss von der Landkarte getilgt werden", führten Teilnehmer der Kundgebung Transparente mit, auf den u.a. zu lesen war: "Israel muss auf der Landkarte bleiben!". Der Historiker Prof. Arno Lustiger forderte auf der Kundgebung ein Einreiseverbot für Ahmadinedschad nach Europa, die Bundesregierung muss für "notorische Judenhasser die rote Karte zeigen". In seiner Rede äußerte Lustiger die Vermutung, der iranische Diktator "wolle als 2. Hitler in die Geschichte eingehen." Ahmadinedschad hatte wiederholt des Holocaust geleugnet und Israel direkt mit Vernichtung gedroht. Wie schon zum Nürnberger Spiel, so war auch zum Spiel in Frankfurt der stellvertretende iranische Ministerpräsident angereist, erhielt allerdings wiederum keine protokollarischen Ehren, wie beispielsweise eine besondere Polizeieskorte.
Zu den Kundgebungen (die dritte wird in Leipzig stattfinden) ruft ein breites Büdnis jüdischer und nichtjüdischer Organisationen und Einzelpersonen auf. Sacha Stwaski, Vorsitzender von "Honestly Concerned e.V." und Organisator der Kundgebung hob, wie dies auch schon in Nürnberg getan wurde, hervor, dass sich der Protest nicht gegen das iranische Volk oder gegen die iranische Elf, sondern gegen das diktatorische Mullah-Regime richtet. Auch im Aufruf zu der Serie von Protestkundgebungen war betont worden, das man auch mit der iranischen Opposition und den ins Exil getriebenen Iranern solidarisch ist. Vor dem Stadion wurden noch weiß-blaue Papierkäppchen an die Zuschauer des Fußballspiels verteilt.
Eine von Neonazis angemeldete Demonstration zur Solidarität und Unterstützung des iranischen Diktators war kurzfristig verboten worden. Dennoch nahmen knapp 300 Menschen an eine antifaschistischen Demonstration unter dem Motto "Gegen die antisemitische Internationale" teil.
hagalil.com
Von Jörg Fischer
Bereits am vergangenen Sonntag, beim ersten WM-Spiel des Irans, fand in der Nürnberger Innenstadt eine Protestkundgebung gegen den antisemitischen iranischen Diktator Ahmadinedschad statt, an der rund 1.200 Menschen teilgenommen hatten (haGalil berichtete). Die Veranstalter zeigten sich positiv beeindruckt, dass bei der Frankfurter Kundgebung die schon gute Teilnehmerzahl der vorangegangenen Kundgebung übertroffen wurde.
In Anspielung an die kriegstreiberischen Drohungen des iranischen Staatspräsidenten, "Israel muss von der Landkarte getilgt werden", führten Teilnehmer der Kundgebung Transparente mit, auf den u.a. zu lesen war: "Israel muss auf der Landkarte bleiben!". Der Historiker Prof. Arno Lustiger forderte auf der Kundgebung ein Einreiseverbot für Ahmadinedschad nach Europa, die Bundesregierung muss für "notorische Judenhasser die rote Karte zeigen". In seiner Rede äußerte Lustiger die Vermutung, der iranische Diktator "wolle als 2. Hitler in die Geschichte eingehen." Ahmadinedschad hatte wiederholt des Holocaust geleugnet und Israel direkt mit Vernichtung gedroht. Wie schon zum Nürnberger Spiel, so war auch zum Spiel in Frankfurt der stellvertretende iranische Ministerpräsident angereist, erhielt allerdings wiederum keine protokollarischen Ehren, wie beispielsweise eine besondere Polizeieskorte.
Zu den Kundgebungen (die dritte wird in Leipzig stattfinden) ruft ein breites Büdnis jüdischer und nichtjüdischer Organisationen und Einzelpersonen auf. Sacha Stwaski, Vorsitzender von "Honestly Concerned e.V." und Organisator der Kundgebung hob, wie dies auch schon in Nürnberg getan wurde, hervor, dass sich der Protest nicht gegen das iranische Volk oder gegen die iranische Elf, sondern gegen das diktatorische Mullah-Regime richtet. Auch im Aufruf zu der Serie von Protestkundgebungen war betont worden, das man auch mit der iranischen Opposition und den ins Exil getriebenen Iranern solidarisch ist. Vor dem Stadion wurden noch weiß-blaue Papierkäppchen an die Zuschauer des Fußballspiels verteilt.
Eine von Neonazis angemeldete Demonstration zur Solidarität und Unterstützung des iranischen Diktators war kurzfristig verboten worden. Dennoch nahmen knapp 300 Menschen an eine antifaschistischen Demonstration unter dem Motto "Gegen die antisemitische Internationale" teil.
hagalil.com
Saturday, June 17, 2006
Initiative "Berliner Heinrich-Heine-Preis für Peter Handke" formiert
Am Berliner Ensemble - Kritik an gescheiterter Vergabe von Düsseldorfer Ehrung
Berlin - Eine Gruppe von deutschen Schauspielern und Publizisten hat eine Initiative zur Verleihung eines "Berliner Heinrich-Heine-Preises für Peter Handke" gestartet. Das teilte das von Ex-Burgtheaterdirektor Claus Peymann (1986-99) geleitete Berliner Ensemble am Samstag mit. Auf einer Pressekonferenz sollen am kommenden Donnerstag Einzelheiten dazu mitgeteilt werden. Zu den Initiatoren gehören die Schauspieler Käthe Reichel und Rolf Becker sowie der Journalist und Publizist Eckart Spoo.
"Angriff auf die Freiheit der Kunst"
Sie bezeichnen die Vorgänge um die gescheiterte Vergabe des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preises an den österreichischen Schriftsteller Handke und die Haltung des Düsseldorfer Stadtrates dazu als einen "Angriff auf die Freiheit der Kunst". Die Jury, die Handke den Preis zuerkannt habe, "besitzt selbst genügend künstlerische, ästhetische und politisch-moralische Kompetenz und bedarf nicht der Korrektur durch politische Instanzen; ihr Urteil allein muss ausschlaggebend bleiben, sonst fallen wir zurück in die Zustände, die Deutschland seit Heines Zeiten des öfteren zu beklagen hatte", heißt es in dem Aufruf der Gruppe.
Preisgeld von 50.000 Euro vorgesehen
Der geplante "Berliner Heinrich-Heine- Preis", verbunden mit einem Preisgeld von 50.000 Euro, werde "verliehen von allen, die Peter Handke einer Auszeichnung im Namen Heinrich Heines für würdig halten". Der Aufruf ist verbunden mit der Bitte um Unterstützung durch Solidaritätsunterschriften und Beteiligung an der Finanzierung des Preisgeldes.
Die von der Jury beschlossene Ehrung mit dem Düsseldorfer Heine-Preis war vom Stadtrat wegen des Eintretens Handkes für die serbische Politik und seiner Teilnahme an der Beerdigung des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic, der wegen Kriegsverbrechen angeklagt war, wieder in Frage gestellt worden. Nach den politischen Auseinandersetzungen, die sich um seine Person entsponnen hatten, verzichtete Handke auf die Auszeichnung. (APA/dpa)
Berlin - Eine Gruppe von deutschen Schauspielern und Publizisten hat eine Initiative zur Verleihung eines "Berliner Heinrich-Heine-Preises für Peter Handke" gestartet. Das teilte das von Ex-Burgtheaterdirektor Claus Peymann (1986-99) geleitete Berliner Ensemble am Samstag mit. Auf einer Pressekonferenz sollen am kommenden Donnerstag Einzelheiten dazu mitgeteilt werden. Zu den Initiatoren gehören die Schauspieler Käthe Reichel und Rolf Becker sowie der Journalist und Publizist Eckart Spoo.
"Angriff auf die Freiheit der Kunst"
Sie bezeichnen die Vorgänge um die gescheiterte Vergabe des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preises an den österreichischen Schriftsteller Handke und die Haltung des Düsseldorfer Stadtrates dazu als einen "Angriff auf die Freiheit der Kunst". Die Jury, die Handke den Preis zuerkannt habe, "besitzt selbst genügend künstlerische, ästhetische und politisch-moralische Kompetenz und bedarf nicht der Korrektur durch politische Instanzen; ihr Urteil allein muss ausschlaggebend bleiben, sonst fallen wir zurück in die Zustände, die Deutschland seit Heines Zeiten des öfteren zu beklagen hatte", heißt es in dem Aufruf der Gruppe.
Preisgeld von 50.000 Euro vorgesehen
Der geplante "Berliner Heinrich-Heine- Preis", verbunden mit einem Preisgeld von 50.000 Euro, werde "verliehen von allen, die Peter Handke einer Auszeichnung im Namen Heinrich Heines für würdig halten". Der Aufruf ist verbunden mit der Bitte um Unterstützung durch Solidaritätsunterschriften und Beteiligung an der Finanzierung des Preisgeldes.
Die von der Jury beschlossene Ehrung mit dem Düsseldorfer Heine-Preis war vom Stadtrat wegen des Eintretens Handkes für die serbische Politik und seiner Teilnahme an der Beerdigung des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic, der wegen Kriegsverbrechen angeklagt war, wieder in Frage gestellt worden. Nach den politischen Auseinandersetzungen, die sich um seine Person entsponnen hatten, verzichtete Handke auf die Auszeichnung. (APA/dpa)