Sunday, July 23, 2006

Iran: Sprengstoff für Europa

Buchtipp - Bruno Schirra
Bruno Schirra beschreibt den Iran, den er das "Herz der islamistischen Finsternis" nennt. Eine Mischung aus knallharten Fakten, investigativem Journalismus und Reisereportage.

Eine 17-Jährige wird im Iran gesteinigt. Eingegraben bis über die Brust, über Kopf und Oberkörper ein schmutziger Mehlsack gestülpt, wird sie zum Ziel der umstehenden Dorfbewohner, die nach genau festgelegten Regeln einen Stein nach dem anderen auf sie werfen, zweieinhalb Stunden lang, bis sie "endlich" tot ist. Bei seiner ersten Reise in den Iran vor 25 Jahren wurde der Journalist Bruno Schirra eher zufällig Zeuge einer Gerichtsverhandlung wegen Ehebruchs - tatsächlich handelte es sich um eine Vergewaltigung - und der sofort folgenden Hinrichtung.Im Jahr 2004 gibt es einen ähnlichen Fall; diesmal wird ein 15-jähriges Mädchen namens Ateke Radschabi in der nordiranischen Provinzstadt Neka an einem Baukran erhängt, weil sie angeblich Sex mit verheirateten Männern gehabt haben soll. Schirra reist erneut in den Iran und recherchiert den skandalösen Fall, der selbst im Iran unter dem damaligen Reform-Präsidenten Mohammed Chatami hohe Wellen geschlagen hatte. Der Verlauf und die Ergebnisse dieser Recherchen bilden den Ausgangspunkt für Schirras Buch "Iran - Sprengstoff für Europa"."Schiitischer Staatsterrorismus"Der Autor hält mit seinen Ansichten nicht hinterm Berg, auch wenn er damit hohe westliche Diplomaten und Beamte zitiert: "Der Iran ist für Kinderschänder ein wahres Paradies. Hier werden Sie als Mann nicht bestraft, wenn Sie mit 13 Jahre alten Mädchen schlafen." Das "Herz der islamistischen Finsternis", wie Schirra den Iran nennt, stellt seiner Ansicht nach aber auch eine Gefahr für den Westen dar. Bis heute lernen iranische Schulkinder nach Revolutionsführer Khomeini: "Da wir davon überzeugt sind, dass der Islam der eine und wahre Glaube ist, haben wir die Pflicht, so lange zu kämpfen, bis die gesamte Menschheit entweder übertritt oder sich der islamischen Herrschaft beugt."Zur Durchsetzung seiner Ziele verfolge Teheran eine "Strategie des globalen schiitischen Staatsterrorismus". Dabei sieht Schirra auch Verbindungen zwischen Teheran und El Kaida. "Auch wenn jeder ordentliche Ajatollah den wahhabitischen Erlöser, der Osama (bin Laden) nun mal ist, hasst wie die Pest - in ihrer Endzeitvision von Armageddon stehen sie beide zusammen. Gegen den gemeinsamen Feind. Gegen uns", lässt der Autor einen hochrangigen BND-Beamten zu Wort kommen.Konkrete Quellen werden nicht genanntImmer wieder sind es Erkenntnisse westlicher oder nahöstlicher Geheimdienste, auf die sich Schirra in diesem Zusammenhang beruft. Konkrete Quellen nennt er dabei zwar nur selten, doch waren es solche Informationen, die dem Autor im September vergangenen Jahres eine Hausdurchsuchung durch Beamte des BKA und des brandenburgischen Landeskriminalamtes einbrachten. Ein halbes Jahr zuvor hatte er in der Zeitschrift "Cicero" bereits über die Verbindungen zwischen dem inzwischen getöteten El-Kaida-Chef im Irak, Abu Mussab al-Sarkawi, und dem Iran berichtet.Mit der aus der Polizeiaktion entstandenen Prominenz im Rücken legt Schirra in seinem Buch jetzt nach: Einige der engsten Mitarbeiter von Präsident Mahmud Ahmadinedschad kooperierten mit El Kaida. So zum Beispiel der stellvertretende Verteidigungsminister Ahmed Vahidi, seit Anfang der 90er Jahre mit Bin Ladens Vize Eiman al-Sawahiri eng befreundet. 2001 hätten beide die Bedingungen ausgehandelt, unter denen hochrangige El-Kaida-Mitglieder Zuflucht im Iran bekommen würden."Terroristischer Super-GAU"Dass die Iraner die Atombombe anstreben, ist nach Schirras Recherchen keine Frage. Dass sie damit andere Länder, allen voran Israel, bedrohen werden, ist für ihn ebenfalls ausgemachte Sache. Der Autor zitiert unter anderem den früheren spanischen Ministerpräsidenten José María Aznar, dem der oberste Führer des Irans, Ajatollah Chamenei, bei einem offiziellen Besuch in Teheran 2001 unverblümt sagte: "Israel zu verbrennen, ist das primäre Ziel iranischer Politik."Und wie soll der Westen auf diese Bedrohung reagieren? Schirra deutet an, dass die USA und Israel sich längst auf Luftangriffe auf die iranischen Atomanlagen vorbereitet haben. Allerdings werde Teheran dann mit Terror reagieren und den Terroristen alle verfügbaren Mittel in die Hand geben - ein "terroristischer Super-GAU". Verhandlungen, so glaubt Schirra, werden jedenfalls zu keiner tragfähigen Lösung führen. Die Islamische Republik sei eine "ernste Gefahr für den Frieden auf diesem Globus", und diese Formulierung liest sich schon wie die Einleitung zu einer Resolution nach Kapitel VII der UN-Charta, mit der der Einsatz militärischer Mittel legitimiert werden könnte.
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Das Buch Kompakt

Bruno Schirra: Iran - Sprengstoff für Europa Verlag:

Econ, 2006 ISBN: 3-430-17957-2 Preis (EURO): 18.00

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