Thursday, August 24, 2006

Zweiter Kofferbomber gefaßt

Dreieinhalb Wochen nach den gescheiterten Bahn-Attentaten sind beide mutmaßliche Täter gefasst. Jihad H. stellte sich heute der Polizei.
Der zweite mutmaßliche Bombenleger wurde nach Angaben der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Donnerstagmorgen im Libanon festgenommen – fünf Tage nach der ersten Festnahme in Kiel. Der zuletzt in Köln wohnende Jihad H. stellte sich der Kriminalpolizei in Tripoli. Generalbundesanwältin Monika Harms will sich um Auslieferung des Mannes bemühen.Der Mann soll mit dem bereits festgenommenen 21-jährigen Youssef Mohamad E. aus Kiel für zwei misslungene Bombenattentate auf Regionalzüge nach Dortmund und Koblenz verantwortlich sein. „Der Beschuldigte steht im dringenden Verdacht, den ´Bombentrolley` im Regionalzug RE 10121, der den Hauptbahnhof Köln um 12.51 Uhr verlassen hatte, deponiert zu haben“, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft. Die Bomben detonierten nur wegen eines technischen Fehlers nicht. Altersangaben variierenDen beiden mutmaßlichen Bombenlegern wird Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ebenso vorgeworfen wie vielfacher versuchter Mord. Zum Alter von Jihad H. gibt es unterschiedliche Darstellungen. Während die Bundesanwältin ihn als 19-Jährigen bezeichnet, ist er laut Steckbrief des Bundeskriminalamts am 6. Oktober 1985 geboren. Er wäre demnach 20 Jahre alt.Verhör in TreptowHamads mutmaßlicher Komplize sitzt nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa derzeit in Berlin-Moabit in Untersuchungshaft. Der Libanese war bereits am Samstag in Kiel gefasst worden und werde in der Außenstelle des Bundeskriminalamtes am Treptower Park verhört, hieß es.Die politische Debatte über schärfere Sicherheitsmaßnahmen in Deutschland wird unterdessen immer hitziger. Der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz wies den Vorschlag von CDU/CSU-Vizefraktionschef Wolfgang Bosbach (CDU) zurück, einreisende Ausländer strenger zu kontrollieren. „Ich finde, dass die Sicherheitsdebatte viel zu hektisch abläuft, grobschlächtig, primitiv, ohne Sinn und Verstand“, sagte er dem Berliner „Tagesspiegel“ vom Donnerstag.Der Leiter des Hamburger Landesamtes für Verfassungsschutz, Heino Vahldieck, geht davon aus, dass in Deutschland rund 300 Hisbollah- Anhänger leben. Davon hielten sich rund 25 in Hamburg auf, sagte er im Bayerischen Rundfunk.
(flf/dpa)

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