Monday, May 21, 2007

Essen: Messerstiche vor der Diskothek

Opfer überlebte. Vier Jahre nach der Tat zwei Angeklagte vor der Jugendstrafkammer
Ein nichtiger Anlass, ein Streit mit Messer und Eisenstange und beinahe ein Toter. Vier Jahre nach der Auseinandersetzung vor einer Diskothek am Kopstadtplatz müssen sich zwei Angeklagte, Ali H. (24) und Jamal D. (21), vor der III. Jugendstrafkammer verantworten. Gefährliche Körperverletzung wird dem Jüngeren vorgeworfen, versuchter Totschlag dem Älteren.
Am 20. April 2003 kam es zur Tat, ein Jahr später war die Anklage fertig, aber weitere drei Jahre lag das Verfahren bei Gericht. Fast wäre auch der Auftakt am Montag geplatzt, weil Ali H. sich am Sonntag wegen Bauchbeschwerden ins Krankenhaus gelegt hatte. Nach Telefonaten von Richter Günter Busold wurde der mittlerweile auf "trockenen Reizhusten" behandelte Angeklagte aber keine 24 Stunden später beschwerdefrei entlassen. Mit 90 Minuten Verspätung konnte der Prozess beginnen.
Im Toilettenvorraum der Diskothek soll damals ein 20-Jähriger Jemal D. auf den Fuß getreten haben. Draußen soll der Angeklagte, unterstützt von sechs Libanesen, dem 20-Jährigen und einem Begleiter aufgelauert haben. Hintergrund der "Ehrverletzung" ist wohl, dass es sich beim 20-Jährigen um einen türkischen Kurden handeln soll, Jemal D. dagegen ein im Libanon geborener Mann ungeklärter Staatsangehörigkeit sein soll. Möglicherweise gab es da eine gewisse Antipathie. Weil es nicht gelang, den Türken zu Boden zu bringen, soll dieser in dem Gerangel mit einer Eisenstange geschlagen worden sein. Jemal D. soll schließlich vergeblich mit einem Messer auf ihn eingestochen haben, ohne den Gegner zu treffen.
Laut Anklage soll Ali H., ebenfalls ein gebürtiger Beiruter ungeklärter Staatsangehörigkeit, von der Auseinandersetzung gehört haben und zur Tat geschritten sein. Angeblich soll er markige Worte gefunden haben, die gleichermaßen auf seinen Tötungsvorsatz und ein eigentümliches Frauenverständnis schließen lassen: "Ihr könnt meine Schwester f..., wenn ich den nicht absteche." Draußen stach er dann laut Anklage auf den Bruder des ursprünglichen Kontrahenten ein. Der 18-Jährige wurde am Herz getroffen und überlebte dank einer Notoperation.
Bei der Polizei beschuldigten sich die beiden Angeklagten zunächst gegenseitig, dann bezichtigten sie, laut Staatsanwaltschaft zu Unrecht, einen Berliner Libanesen. Im Prozess versucht Jemal D. von früheren Aussagen wegzukommen. Ali H. schweigt. Er hat auch ein weiteres Problem: Weil er sich in einem anderen Verfahren Meldepflichten entzogen haben soll, lebte ein Haftbefehl auf. So ging er direkt wieder in Haft. -ette/waz.de

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