Thursday, April 29, 2010

Antisemitischer Ausnahmezustand

Samuel Salzborn
Vor einigen Jahren schrieb Salomon Korn, die „Schonzeit“ für Juden in Deutschland sei vorbei. Er hatte dabei die jüngeren Antisemitismus-Debatten im Blick, deren Duktus sich infolge der Paulskirchenrede von Martin Walser (1998) zunehmend radikalisiert hatte. Seither wurden Ressentiments mobilisiert, die ohne Zweifel bereits vorher vorhanden waren, die sich aber wegen Walsers erfolgreicher antisemitischer Selbstinszenierung und der ihm folgenden Mölle- und Hohmänner nun aber immer mehr Antisemiten auch offen zu äußern wagten. Walser hat die dünne zivilisatorische Decke durchbrochen, Antisemiten haben in Deutschland kaum noch Hemmungen, ihre Weltanschauung öffentlich zu äußern. Latenter Antisemitismus wurde damit zunehmend manifest, zunächst aber auf der verbalen Ebene. Diese Form der verbalen Erosion galt bis zum 27. April 2010. An diesem Tag wurde der Auftakt für einen antisemitischen Ausnahmezustand gemacht, das Fundament dafür gelegt, dass der nicht mehr latente, sondern schon lange offene Antisemitismus auch wieder gewalttätig werden kann. Und wie im …
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