Rabat (idea) – Im überwiegend muslimischen Marokko sind protestantische Entwicklungshelfer zunehmend unerwünscht. Das nordafrikanische Land hat in diesem Jahr bereits rund 100 ausländische Christen ausgewiesen – darunter Briten, Neuseeländer, Niederländer, Franzosen, Spanier, Kanadier, Kolumbianer, Koreaner und US-Bürger.
Allein im Mai mussten 28 ausländische Christen das Land verlassen. Begründet werden die Ausweisungen mit dem Verdacht, die humanitären Helfer hätten versucht, Muslime zu missionieren. Das ist in Marokko verboten. Die Betroffenen weisen diese Vorwürfe zurück; sie verfolgten rein humanitäre Ziele. Auch Vertreter einheimischer Protestanten sind besorgt über das staatliche Vorgehen. Einzelne Stimmen sprechen von „Hexenjagd“. Der Pastor einer evangelikalen Gemeinde nahe Marrakesch, der anonym bleiben will, berichtete der Menschenrechtsorganisation International Christian Concern (Washington), man habe vorsichtshalber alle Gottesdienste abgesagt. Die Gemeindemitglieder hätten Angst vor Razzien. Der US-Kongressabgeordnete Frank R. Wolf (Winchester/Bundesstaat Virginia) appellierte and die marokkanische Regierung, weiterhin Toleranz und Religionsfreiheit zu praktizieren; dadurch sei das Königreich lange Zeit ein Vorzeigemodell in der arabischen Welt gewesen.
Nach Einschätzung marokkanischer Christen geht das schärfere staatliche Vorgehen auf die Ernennung neuer Minister zurück. Justizminister Mohammed Naciri und Innenminister Taieb Cherkaoui traten ihre Ämter im Januar an. Kommunikationsminister Khalid Naciri kündigte am 11. März ein härteres Vorgehen gegen religiöse Abwerbung an. Christen könnten zwar ihren Glauben in Marokko frei praktizieren, dürften aber nicht missionieren. In dem nordafrikanischen Land ist der Islam Staatsreligion. Von den rund 32 Millionen Einwohnern sind nach offiziellen Angaben 99 Prozent Muslime, davon 90 Prozent Sunniten. Ferner gibt es kleine Minderheiten von Christen und Juden.
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