Thursday, May 20, 2010

Sexualität und Despotie: Jihad, Geschlechterpolitik und Eherecht im Islam

Was die Optimierung der Geburtenfrequenz als Telos der Paarung zur Glaubens- und Staatsbürgerpflicht macht, ist der anvisierte demographische Machtzuwachs der Umma gegenüber den Gesellschaften der Nicht-Islamgläubigen. »Heiratet und vermehret euch«, lautet des Propheten Anweisung, »denn am jüngsten Tag will ich vor den übrigen Völkern Staat machen mit euch, sogar mit der Frühgeburt.« Familiengründung ist daher für al-Ghazali nicht nur »eben so viel, wie im heiligen Krieg zu kämpfen« (kleiner Jihad), sondern selbst eine Form der Teilnahme an den irdischen und eschatologischen Schlachten. In diesem Sinne geht der propagierte Geburten-Jihad etwa der Hamas – »Die Israelis schlagen uns an der Grenze, aber wir schlagen sie in den Betten« (zit. n. Abdo) – auf ein Prophetenwort zurück, nach dem einem Mann für die geschlechtliche Vereinigung mit seiner Frau »der Lohn eines Sohnes angeschrieben (wird), der für die heilige Sache kämpft und stirbt.« Der kleine Jihad hängt damit elementar von männlicher Potenz und weiblicher Fruchtbarkeit ab. Al-Ghazali, bei dem die Fruchtbarkeit unter den Eigenschaften, die eine Frau in die Ehe mitbringen sollte, an fünfter Stelle rangiert, verlangt vom heiratswilligen Muslim daher, bei der Partnerwahl entsprechend wählerisch zu sein: »Wenn man von ihr weiß, daß sie unfruchtbar ist, so soll man sie nicht heiraten, entsprechend dem Ausspruch des Hochgebenedeiten: Nehmt eine Fruchtbare, eine Liebende.«
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