Saturday, August 21, 2010

Finanziert Saudi-Arabien schweizer Kopftuch-Fans ?

Sein Geschäft ist die wortgetreue Auslegung des Korans. Da kann es nicht schaden, manchmal den Freak zu geben. Vor allem dann, wenn man als Kadermitglied des strenggläubigen Islamischen Zentralrats dämonisiert wird. Also schreibt Oscar Assadullah Bergamin (Foto), ein zum Islam konvertierter früherer Journalist und Offizier der Schweizer Armee, in einer SMS an den Journalisten: «Ich fahre mit Tempo 200 auf der Autobahn.»
Bergamin raste letzte Woche von Sarajevo in die Schweiz, nachdem er dem Oberhaupt der bosnischen Muslime einen Brief überreicht hatte. Obermufti Mustafa Ceric soll klarstellen, dass das Kopftuch nicht einfach ein religiöses Symbol sei, sondern zur Identität von Musliminnen gehöre. Demnach dürften sie es im Schulunterricht tragen.
Bergamins Fahrt in die bosnische Hauptstadt war die jüngste Etappe in der Eskalation des Kopftuchstreits im Kanton St. Gallen. Die nächste folgt am 27. August, wenn der regionale Schulrat über den Rekurs einer bosnischen Familie aus Bad Ragaz entscheidet. Deren 15-jähriger Tochter hatte die Schule das Tragen des Kopftuchs untersagt.
Bergamin war nicht nur nach Sarajevo gefahren, um sich die Unterstützung einer religiösen Autorität zu holen. Er hat auch Tage und Nächte in Bibliotheken verbracht, Gerichtsentscheide zu verwandten Themen aus Archiven hervorgeholt und mit Rechtsprofessoren telefoniert. Ausserdem berät Bergamin jetzt die Familie, führt ihre Korrespondenz mit den Behörden, und der Zentralrat hat auch den Vorschuss von 400 Franken für den Rekurs bezahlt. «Wir verstehen uns als Anlaufstelle für Muslime, die nicht länger kuschen wollen», sagt Quaasim Illi, Pressesprecher des Zentralrates und ebenfalls konvertierter Schweizer.
Woher der Verein, der nach der Minarett-Initiative gegründet wurde, das Geld für die aufwendige Arbeit nimmt, ist nicht transparent. Pressesprecher Illi will vor Ende Jahr dazu nichts sagen. Der Verein habe 1200 Mitglieder, von denen jedes einen Jahresbeitrag von 12 Franken bezahlt. Unter liberalen Muslimen wird spekuliert, dass die Organisation von Saudiarabien gesponsert wird. Dafür spräche die Tatsache, dass im Zentralrat der Koran ähnlich auslegt wird.
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