Monday, December 13, 2010

Von Goebbels zu Ahmadinejad -- Über die antisemitische Radiopropaganda der Nazis in Iran

Von Matthias Küntzel
Ein 1940 aufgenommenes Foto aus Teheran zeigt ein riesiges Röhrenradio an erhöhter Stelle in einer Wandnische sowie eine Menschenmasse, die am Eingang eines Teehauses die Rundfunkübertragung aufmerksam verfolgt. Damals versammelten sich Passanten „auf den Bürgersteigen vor den Teehäusern…, um den Berichten der Deutschen über ihre Geländegewinne zu lauschen“, erläutert Amir Cheheltan, einer der wichtigen iranischen Schriftsteller der Gegenwart. „Die Berichte inspirierten die Phantasie der Menge auf der Straße, denn jeder Sieg entsprach einer Niederlage der Kolonialmächte Sowjetunion und Großbritannien, den sie bejubelte und beklatschte.“
Der deutsche Kurzwellensender, der diese Propaganda verbreitete, hatte seinen Sitz in Zeesen bei Berlin. Seit 1939 beschäftigte er eine 80-köpfige Orientredaktion, die Tag für Tag die islamische Welt mit Sendungen auf Persisch, Arabisch, Türkisch und Hindi bediente. Je weiter der Weltkrieg voranschritt, desto antisemitischer wurde die deutsche Agitation, wie die Studie des amerikanischen Historikers Jeffrey Herf, Nazi Propaganda For The Arab World, zeigt. 1943 schätzte Josef Goebbels den Anteil der antijüdischen Sendungen bei den gesprochenen Programmen von Radio Zeesen auf 70 bis 80 Prozent.
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