Sunday, February 27, 2011

Die Legitimität der Islamkritik

Die Debatte um Integration und die Rolle des Islam wird in Deutschland seit nunmehr mindestens zwanzig Jahren geführt. Schon früh wurden Stimmen laut, die den Mangel an Wohlstand und Entwicklung der meisten islamischen Länder direkt mit der Religion verknüpften. Den Anfang machte meines Wissens das Buch Die unerbittlichen Erlöser: Vom Kampf des Islam gegen die moderne Welt von Jean Claude Barreau, das in deutscher Übersetzung 1992 erschien. Der Band erregte damals erhebliches Aufsehen, ist aber heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Antwort kam im Jahr darauf mit dem Sammelband Feindbild Islam, das im (mittlerweile neu aufgelegt) linken konkret-Verlag erschien und das im Titel genannte Feindbild in einen historischen Zusammenhang mit den Kreuzzügen stellte. Seitdem liefern sich Anhänger und Gegner einer historisch-soziologischen Islamkritik einen erbitterten publizistischen Schlagabtausch, der mit Patrick Bahners’ Buch Die Panikmacher noch längst nicht beendet sein wird. Denn die Frage, wo berechtigte Islamkritik aufhört und wo sie in Ressentiment umschlägt, ist heute so unbeantwortet wie die Frage nach intelligentem Leben ausserhalb der Erde.
Der Tonfall jedenfalls hat an Schärfe jedenfalls nichts verloren, häufig und gerne wird die Gefahr eines Ausgrenzungsdiskurses beschworen, der gefährlicher und verhängnisvoller sein soll als alles, was die Islamkritik über den Gegenstand ihrer Untersuchung vermeintlich zu wissen glaubt. Feindbild Islamkritik heisst ein jüngst vom Osnabrücker Soziologen Hartmut Krauss herausgebener Sammelband, der vor allem ein Plädoyer für eine empirisch abgesicherte und frei von pauschaler Verdächtigung gegen die Anhänger des Islam gerichtete Islamkritik sein will.
Zu recht verwahrt sich der Herausgeber gegen eine Kulturalisierung des Rassismusbegriffs (”antimuslimischer Rassismus”). Die Islamdebatte sieht er seit der Errichtung von politisch korrekten Tabuzonen in einer Sackgasse: “Lautstarke Netzwerke aus den Reihen der Migrationsindustrie” und des “Dialogkartells”, schreibt Krauss, treten als “Pauschalverleumder” der Kritiker des Islam auf. Nun ist in Deutschland eine Kritik am Islam keinesfalls tabuisiert, wie hier suggeriert wird, was die zahlreichen islamkritischen Stimmen belegen, die in der öffentlichen Debatte immer zahlreicher werden. Richtig ist allerdings, dass eine Debatte nur schwer in Gang kommt, weil Islamkritik allzu häufig unter den Verdacht einer kaschierten Fremdenfeindlichkeit gestellt wird.
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transatlantic-forum

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