Thursday, February 23, 2012

Soziologin Kelek kritisiert türkischstämmige Politiker

Auch viele deutschstämmige Politiker wollten bei problematischen Themen um den Islam «Maulkörbe verteilen». Leidtragende einer falschen Toleranz seien besonders muslimische Frauen und Mädchen
Berlin (kath.net/KNA) Viele Politiker mit türkischem Hintergrund behindern aus Sicht der Soziologin Necla Kelek eine offene Islamdebatte. Unter türkischstämmigen Politikern wie Grünen-Chef Cem Özdemir gebe es einen «parteiübergreifenden Konsens», den Zeigefinger zu erheben und vor «Verallgemeinerung» und «Klischees» zu warnen, sobald es um Themen wie Zwangsehe oder Ehrenmorde gehe, sagte die Autorin am Donnerstag in Berlin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): «So sichert man sich zwar seine Wählerklientel, löst aber keine Probleme.»
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Vielmehr müsse deren Wurzel bekämpft werden, «nämlich ein rigides, vormodernes Islamverständnis, das auch Gewalt rechtfertigt», sagte Kelek, die selbst aus der Türkei stammt. Auch viele deutschstämmige Politiker wollten bei problematischen Themen um den Islam «Maulkörbe verteilen». Leidtragende einer falschen Toleranz seien besonders muslimische Frauen und Mädchen aus traditionellen Familien. Nach Meinung der Soziologin ist der traditionelle Islam in Deutschland innerhalb von Parallelgesellschaften mächtiger geworden. «Eine starke Migrantengruppe in den Großstädten wehrt sich gegen jede Öffnung hin zur liberalen Werteordnung.» Patriarchat, Machokultur, die Kontrolle über Frauen würden hier «mit aller Kraft verteidigt». Die Heirat mit Ehepartnern aus islamischen Herkunftsländern erleichtere dies. Konservative Islamverbände wie Ditib oder Zentralrat der Muslime diffamierten jeden politischen Versuch, diese Milieus aufzubrechen, sofort als islam- und fremdenfeindlich. «Leider haben sie sich in den vergangenen Jahren als zentrale Ansprechpartner für den Staat in den Vordergrund gespielt», kritisierte Kelek. Andererseits gebe es auch immer mehr junge Muslime und Musliminnen, «die von Anfang an in diese Gesellschaft hineinwachsen, beruflich aufsteigen wollen und sich mit individualistischen Werten identifizieren». In vielen türkischen Familien sei nicht zuletzt dank der Islamkritik der vergangenen Jahre die Geschlechtergerechtigkeit gewachsen.

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