Friday, January 04, 2013

Rätsel des Alltags: Wo war Hillary Clinton?

Hillary Clinton, Außenministerin (USA), war am Mittwoch zum ersten Mal seit dem 7. Dezember wieder in der Öffentlichkeit zu sehen.
Wie bitte? Sie wussten gar nicht, dass die Foggy-Bottom-Chefin überhaupt so lange weg war? Vier Wochen ohne Hillary – und keiner hat´s gemerkt? Die Erde hat sich einfach so weitergedreht? Die Sonne ist morgens aufgegangen und abends unter – ohne, dass Frau Clinton sich darum kümmern musste?
Sieht ganz so aus, verehrte Leserinnen und Leser. Frau Clinton war fast vier Wochen lang wie von der Erdoberfläche verschwunden, und keiner hat´s gemerkt. Und nun die Preisfrage: Wo ist sie gewesen? Und was war überhaupt los mit ihr?
Nun, sie war jedenfalls nicht in dem Presberyitanischen Krankenhaus in New York, das sie Mittwoch für eine gute Stunde verlassen durfte, um zusammen mit ihrem Gatten und ihrer Tochter ein wenig frische Luft zu schnappen. Zumindest war sie da nicht die ganz Zeit.
Denn in dieses Krankenhaus war sie erst zwei Tage vorher eingeliefert worden, angeblich wegen eines Blutpfropfs, der sich in ihrem Kopf, zwischen dem Gehörgang und dem Schädelknochen, gebildet hatte.
Die amtliche Vorgeschichte zu diesem Gerinsel geht wie folgt: Am 7. Dezember sei Frau Clinton aufgrund einer Magen-Darm-Erkrankung so dehydriert gewesen, dass sie kurzfristig ohnmächtig geworden wäre und sich den Kopf angeschlagen hätte. Ergebnis: Eine Gehirnerschütterung. Deren Spätfolge sei besagter Blutpfropf hinter dem Ohr, der in New York, nach drei Wochen, medikamentös aufgelöst wurde. Nun ja, einzelne Details könnten sogar den Tatsachen entsprechen.
Aber nein, nein, beeilen sich die Presbyritanerärzte, mitzuteilen. Frau Clinton habe keineswegs einen Schlaganfall erlitten, vor allem keinen neuronalen Schaden. Sie sei einfach nur knapp vier Wochen lang ein wenig krank gewesen. Gehirnerschütterung, Magen-Darm und so; in Deutschland wird man dafür in Deutschland wenn man Prech hat noch nicht mal krankgeschrieben.
Frau Clinton sah auf den Fotos von Mittwoch übrigens tatsächlich so aus, als hätte sie in den letzten vier Wochen keine feste Nahrung bei sich behalten können. Vielmehr sah sie aus, als wäre sie dem Schnitter gerde noch mal von der Sense gesprungen. Eine von Frau Clintons ersten Amtshandlungen soll es dennoch gewesen zu sein, sich beim Außenministerium des Emirats Qatarh ihren Marschbefehl azuholen.
Sodann habe sie bei ihrem “Partner für Frieden”, Herrn Abbas, angerufen, um seiner PA im “legitmen Widerstand” gegen Israel den Rücken zu stärken. Mit anderen Worten: Einen leichten Dachschaden hat Frau Clinton noch immer, aber wahrscheinlich ist es der selbe, den sie vorher schon hatte.
Aber noch einmal zur Sache: Wenn Sie das, was die Presberytanerärzte der Öffentlichkeit aufzutischen veruschen, Ihrem Hausarzt erzählen würden, würde er Sie hoffentlich fragen, ob Sie sich das im Internet runtergeladen haben; wenn er das nicht tut, würde ich Ihnen empfehlen, die Praxis zu wechseln.
Es kann natürlich sein, dass Frau Clinton tatsächlich den vomiting bug hatte, der die angelsächsische Welt anscheinend immer zu den christlichen Feiertagen befällt (ein prosaischer Nanovirus), aber diese leidige Angelegenheit ist in der Regel aller Fälle nach drei Tagen vorbei.
Eine handelsübliche Gehirnerschütterung (Sturz aus niedriger Höhe auf festen Untergrund) ist spätestens nach vierzehn Tagen ausgestanden. Wer hat sich bloß diese laienhafte Pressemitteilung ausgedacht, die unter dem Gewicht ihrer inhärenten Widersprüche wie ein Souflé zusammenbricht?
Denn immerhin stand schon am 15. Dezember fest, wer demnnächst zum Außenminister der USA nominiert werden soll: John Kerry, Präsidentschaftskandidat aus dem Jahr 2004, eine Art Al Gore der Außenpolitik, besser bekannt durch seine Ja-ach-nein-doch-nicht-Haltung, als es um den Sturz Saddam Husseins gegangen ist.
Die Gerüchteküche weiß: Bei John Kerry bekommt man immer zwei Meinungen zum Preis von einer. Klingt nach einem Mann, der nicht genau weiß, was er will – muss ideal für Herrn Obama sein. Vor Herrn Kerrys Nominierung war eine Woche lang UN-Botschafterin Susan Rice im Spiel. Alles nur wegen einer Magen-Darm-Grippe und einer Gehirnerschütterung? Deswegen musste gleich die Amtsübergabe von Hillary Clinton geregelt werden?
Man wünscht sich die böse alte UdSSR zurück. Die im Politbüro konnten lügen, was das Zeug hält, und keiner hat´s gemerkt. Wäre das Drama mit Hillary im Kreml passiert, wäre die Clintonova inzwischen längst aus allen Geschichtsbüchern verschwunden; es hätte sie nie gegeben.
Bill und Chelsea wären in einen isoliert gelegenen Bungalow hinter dem Ural umgezogen und obwohl sie offiziell nie existiert hätte, wäre die Clintonova eines Tages in einem Staatsakt auf dem Roten Platz zu Grabe getragen worden.
Von einer Erklärung für ihr Verschwinden aus der Öffentlichkeit ganz zu schweigen – die hätte keiner gebrauchen können, denn Frau Clintonova hätte ja nie existiert, zumindest nicht offiziell. Fertig wäre der Sowjetlack gewesen.
Stattdessen hat die Öffentlichkeit vom Weißen Haus eine Story serviert bekommen, die einfach nicht stimmen kann; selbst wenn einzelne Details daran womöglich sogar richtig sind. Wie wäre es, wenn man es sattdessen mal mit der Wahrheit versuchen würde?
Unterstellt man, dass Details der regierungsamtlichen Pressearbeit in der Sache Hillary tatsächlich den Tatsachen entsprechen, dann gäbe es zumindest eine Theorie, die es erlaubt, die Mehrheit aller Presselügen in Einklang zu bringen: In Frau Clintons Kopf ist ein winziges Äderchen geplatzt, sie bekam eine sehr kleine Hirnblutung, wurde ohnmächtig, hat sich den Kopf gestoßen (oder auch nicht) und hatte in der Folge Symptome, die nicht zuletzt sie selbst auch mit einer Magen-Darm-Infektion hätte verwechseln können (klingt unwahrscheinlich, ist aber in der Realität schon mal passiert).
Nach einem operativen Eingriff ist sie nun wieder halbwegs fit, aber weil der Ausgang der ganzen Sache ungewiss war, und die Rekonvaleszenz schwierig ist, musste eine Amtsübergabe veranstaltet werden. Kann auch sein, dass sie einen Herzinfarkt hatte. Aber ganz egal, was es war: Was ist daran so schlimm, dass man sich dümmer als das Politbüro um die Wahrheit herumlügen muss?
Gerrit Liskow via haolam

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