Wednesday, February 13, 2013

Urteil: Kritik an umstrittenem Nahost-Film erlaubt

Ein umstrittener Film über das Verhältnis zwischen Israelis und Palästinensern darf einem Gerichtsurteil zufolge weiter als antisemitisch kritisiert werden. Das Landgericht Nürnberg-Fürth wies am Freitag eine Unterlassungsklage der Filmemacherin Stefanie Landgraf gegen einen Nürnberger Pastor ab.

Der freikirchliche Pastor, Hansjürgen Kitzinger, ist Mitglied eines Arbeitskreises, der sich um eine Aussöhnung von Christen und Juden bemüht. Er sieht in dem Film „Wir weigern uns Feinde zu sein“ antisemitische Tendenzen.
In dem Schnellverfahren verwies das Gericht auf den verfassungsrechtlich garantierten Schutz der Meinungsfreiheit. Dem Geistlichen gehe es erkennbar um eine Bewertung des Films, nicht um eine unzulässige Schmähkritik an dem Film oder dessen Machern. Die Filmemacherin wirft dem Pfarrer die Verbreitung von Unwahrheiten und diffamierenden Meinungsäußerungen vor. Das Urteil hat noch keine Rechtskraft (Az.: 13 O 9589/12). Landgraf kündigte unterdessen an, dagegen Berufung einzulegen.
Kitzinger hatte unter anderem beanstandet, dass in dem Film ein Flüchtlingslager im Westjordanland mit dem Warschauer Ghetto verglichen wird. Ein jüdisches Museum wird in dem Film beschuldigt, den Holocaust zu instrumentalisieren, um den Palästinensern Land zu rauben. Damit fördere der Film den Antisemitismus in Deutschland und unterstütze die Neonazi-Szene.
Schirmherr hält Film für „nicht objektiv“
Nicht nur Pastor Kitzinger, sondern auch der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg und SPD-Stadtrat Arno Hamburger (90) sowie der Schulbürgermeister Klemens Gsell (CSU) haben den Film scharf kritisiert. Gsell hatte den Schulen dringend empfohlen, den Film nicht zu zeigen. Auch gegen ihn ist ein Verfahren in der Sache anhängig, eine Entscheidung wurde noch nicht gefällt. Hamburger hatte den Film als „verheerendes Machwerk“ bezeichnet. Der Schirmherr des Filmprojekts, der frühere Landesbischof Johannes Friedrich, sagte bei einer Diskussion nach einer Vorführung des Films am vergangenen Sonntag in Nürnberg laut der Tageszeitung „Nürnberger Nachrichten“: „Ich empfinde den Film als nicht objektiv und ich kann einigen Passagen keinesfalls zustimmen.“
Gegenüber Israelnetz teilte Kitzinger mit, der Film sollte nach seiner Einschätzung in der vorliegenden Fassung ohne die nötigen Hintergrundinformationen nicht in den Schulen gezeigt werden. „Er ist für die Arbeit mit Jugendlichen im politischen Bildungsprozess ungeeignet.“ Den „Nürnberger Nachrichten“ zufolge hat die hitzige Diskussion im Kultusministerium zu „Überlegungen“ geführt. Die Behörde denke daran, in geeigneter Form darauf hinzuweisen, dass möglicherweise die Gefahr bestehe, dass junges Filmpublikum das Existenzrecht Israels infrage stellen könnte.
Kirche bessert nach
Auf Forderung von Schulbürgermeister Gsell hat mittlerweile die evangelische Landeskirche auf die Kritik reagiert und „begleitende Informationen“ erstellt. Diese hält Gsell für Schritte in die richtige Richtung, aber noch nicht für ausreichend.
Auf der Internetseite „Evangelische Medienzentrale Bayern“ heißt es: „Der Film dokumentiert eine Begegnungsreise von 12 jungen Deutschen durch die Krisenregion Nahost im Jahr 2011.“ Die Begegnungen fanden mit palästinensischen und israelischen Friedensaktivisten statt. Das Projekt wurde von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern mit 25.000 Euro gefördert.
israelnetz

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