Sunday, May 12, 2013

Märtyrer von Otranto: „Letztlich haben sie Europa gerettet...“

Am Sonntag, den 12. Mai, hat Papst Franziskus die ersten Heiligsprechungen seines Pontifikates vorgenommen. Unter den neuen Heiligen, die noch von Papst Benedikt XVI. in seinem letzten Konsistorium am vergangenen 11. Februar - unmittelbar vor Bekanngabe seines historischen Rücktritts - ausgerufen wurden, sind auch der selige Antonio Primaldo und seine Gefährten. Es handelt sich um eine Gruppe von Laienchristen, die der unbeschreiblichen Gewalt ottomanischer Eroberer ihren Glauben und Mut entgegengesetzt und sich einer zwangsweisen Konversion zum Islam verweigert hatten. Alle 800 Gefährten haben diese Weigerung mit dem Leben bezahlt; sie sind als die „Märtyrer von Otranto" in die Geschichte eingegangen. Donald Prudlo ist Professor für mittelalterliche Geschichte an der Jacksonville State University im US-Bundesstaat Alabama. Er erzählte uns die dramatische Geschichte der Märtyrer:

„Mehmed II. war einer der mächtigsten und erfolgreichsten Herrscher in der ottomanisch türkischen Geschichte. Er hat im Jahr 1453 die als unbezwingbar geltende Stadt Konstantinopel eingenommen, und er hat die Balkanregion befriedet. In den 1470er Jahren bereitete Mehmed „der Eroberer“ einen tödlichen Schlag gegen Europa vor. Seine Flotte kam über das Mittelmeer, ohne auf Widerstand zu treffen. Nachdem er das „Neue Rom" eingenommen hatte, richtete er nun seine Aufmerksamkeit auf das „Alte Rom". Um die Widerstandsfähigkeit des christlichen Europas zu testen, sandte er 1480 eine Vorhut, deren Ziel die kleine, am Meer gelegene Stadt Otranto in Süditalien war. Während dieser Expedition wurden tausende von Menschen mit der Absicht abgeschlachtet, den Einwohnern der Halbinsel Terror einzuflößen. Nachdem die Stadt gefallen war, wurden ihre zivilen und religiösen Führer entweder enthauptet oder in Stücke gerissen.“
Achthundert Männern der Stadt wurde die Wahl gelassen, entweder zum Islam zu konvertieren oder getötet zu werden. Sie widersetzten sich einer zwangsweisen Konversion. Unter Führung des Schneiders Antonio Primaldi, der als Sprecher der Gruppe auftrat, wurden sie einer nach dem anderen auf einem Hügel nahe der Stadt geköpft, während ihre Familien zusehen mussten.

„Die Bedeutung ihres Opfers war klar. Antonio und seine Mitbürger haben letztlich Europa gerettet - ihr mutiges Handeln gab der Christenheit einerseits die Zeit, sich wieder zusammenzuschließen, und andererseits, die Dimension der Bedrohung zu realisieren. Mehmed II. starb im folgenden Jahr im Alter von nur 49 Jahren, was die Exansionspläne der Ottomanen zunichte machte. [...] Die Märtyrer von Otranto sind ein außergewöhnliches Zeugnis von Treue zu Christus, selbst inmitten schrecklicher Leiden. Einfache Laienchristen, bezwungen, führerlos, doch durch ihr Glaubenszeugnis gebunden auch in einer ihnen feindlichen Welt.“
radiovaticana

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