Hessen hat der Ahmadiyya Muslim Jamaat als erster muslimischer Gruppierung in
Deutschland den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zuerkannt.
Kritik daran kam am Donnerstag ausgerechnet aus der Regierungsfraktion im
hessischen Landtag.
Der Körperschaftsstatus gibt der Ahmadiyya-Gemeinde in Hessen das Recht, Steuern
zu erheben oder eigene Friedhöfe zu bauen. Zudem erhält sie
Steuererleichterungen und ist für den Staat Ansprechpartner in allen Belangen,
zum Beispiel, wenn es um die Erteilung von islamischem Religionsunterricht an
Schulen geht. Schon seit Dezember steht fest, dass die Ahmadiyya-Gemeinschaft
gemeinsam mit dem hessischen Landesverband der DITIB ab dem Sommer als Partner
der Politik einen bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht
anbieten wird. Die Ahmadiyya-Gemeinde hatte sich bereits vor dem Verfahren zur
Anerkennung darum beworben.
„Wollen neue Rechte zurückhaltend
nutzen”
Der Sprecher der Ahmadiyya Muslim Jamaat, Mohammad Dawood
Majoka, erklärte auf Anfrage von pro, wenn es nach ihm gehe, folgten dem
hessischen Beispiel schon bald weitere Bundesländer. Obwohl seine Gemeinde im
Vergleich mit den Volkskirchen eine „sehr sehr kleine” Gruppe sei, hoffe er als
nächstes auf eine Anerkennung in Hamburg, sodass die Gemeinschaft dann auch dort
als Partner der Landesregierung den islamischen Religionsunterricht ausrichten
könne. Wichtig sei es den Muslimen auch, schon bald einen eigenen Friedhof in
Deutschland zu haben. Vom Recht des Steuereinzugs wolle Ahmadiyya aber keinen
Gebrauch machen. Obwohl er sich freue, dass es der Gemeinde nun auch einfacher
fallen werde, Grundstücke für Moscheen zu finden, seien auch hier keine neuen
Bauvorhaben in Planung. „Wir wollen unsere neuen Rechte verantwortlich nutzen
und zurückhaltend agieren”, sagte er.
Die muslimische Gruppe gilt als
reformatorische Bewegung im Islam. Sie beruft sich auf ihren Propheten Mirza
Ghulam Ahmad, der die Gemeinschaft Ende des 19. Jahrhunderts in Indien gründete.
Von vielen Muslimen wird die Ahmadiyya-Gemeinde nicht anerkannt. Sie lehnt einen
gewaltsamen Dschihad ab und erkennt das Recht auf Religionsfreiheit an. Auch was
die Rolle der Frau angeht, hat die Ahmadiyya Muslim Jamat den Ruf,
fortschrittlich zu sein, auch wenn der Moscheebesuch getrenntgeschlechtlich
stattfindet. Deutschlandweit hat sie nach eigenen Angaben 35.000 Mitglieder und
unterhält 39 Moscheen. Das religiöse Oberhaupt, Kalif Mirza Masrur Ahmad, kommt
aus Pakistan und lebt in London.
Schon lange versuchen muslimische
Gruppen in Deutschland, einen Körperschaftsstatus zu erlangen. Nicht nur die
großen Kirchen, auch zum Beispiel die Zeugen Jehovas, sind in Teilen der
Bundesrepublik als Körperschaft anerkannt. Voraussetzungen dafür sind
Rechtstreue, aber auch Formalia wie eine Registrierung der Mitglieder oder eine
klare theologische Basis. Die Ahmadiyya-Gemeinden verfügen im Gegensatz zu
anderen muslimischen Glaubensgemeinschaften Ein- und Austrittsmöglichkeiten und
eine klare religiöse Lehre.
„Weiterer Beitrag zur
Islamisierung”
Kritik an der Anerkennung als Körperschaft kommt
ausgerechnet aus der hessischen Regierungsfraktion. Der stellvertretende
Fraktionsvorsitzende der CDU im Landtag, Hans-Jürgen Irmer, erklärte auf Anfrage
von pro, es sei nun nur noch eine Frage der Zeit, bis andere muslimische
Organisationen ebenfalls anerkannt würden. „Das ist ein weiterer Beitrag zur
Islamisierung der Republik”, sagte Irmer. Zudem vertrete die Ahmadiyya-Gemeinde
seiner Meinung nach eine patriarchalische Sicht auf das Miteinander von Mann und
Frau und sei etwa gegen den gemeinsamen Sportunterricht von Jungen und Mädchen.
„Allein deshalb ist sie schon ungeeignet, den Islamunterricht an den Schulen zu
verantworten”, ist der CDU-Politiker überzeugt.
pro-medienmagazin
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