Monday, June 24, 2013

Schönschreiber

Es hat sich sogar zu Susi K. herumgesprochen: “Seinen Sieg”, schreibt sie in der taz über Muhammad Assaf, den jüngsten “Jugendbotschafter” der friedliebenden UNRWA, “widmete er ‘den Märtyrern des palästinensischen Aufstands’”, also beispielsweise Wafa Idris, die sich am 27. Januar 2002 in einem Geschäft in Jerusalem in die Luft sprengte, um Pinhas Tokatli, 81, zu ermorden und über 100 weitere Menschen zu verletzen.
Und selbst für die tagesschau zitiert Torsten Teichmann, Muhammad Assaf, die “beste Rakete, die bisher aus dem Gazastreifen” kam, mit den Worten: “Ich widme meinen Sieg den Palästinensern, allen Märtyrern des palästinensischen Aufstands, jedem Menschen, jedem Verwundeten, allen gefangenen Palästinensern”. Natürlich, weder Susanne Knaul noch der ARD-Korrespondent erläutern das als “kritische Journalisten” näher.
Aber anders als Michael Borgstede erwähnen sie wenigstens nebenbei, daß die “gemeinsame Stimme” einer “geografisch und politisch gespaltenen Nation” keine ist, die eine friedliche Botschaft überbringt. Der Welt-Autor hingegen drückt in einem Rührstück alle verfügbaren Augen zu und schwärmt ungehemmt von einem Arab Idol, das mit der Kraft seiner “Stimme der Hoffnung” bisher gefeierte Terroristen in Vergessenheit sang:
“An den Wänden des Flüchtlingslagers Chan Junis sind heute viele Märtyrerposter der bei Kämpfen oder Terroranschlägen ums Leben gekommenen jungen Männer hinter dem lächelnden Konterfei des siegreichen Sängers verschwunden.”
Mit seinem Siegertitel Wave high the Kufiya besang Muhammad Assaf einmal mehr jenen Fetzen Stoff, den sich noch lebende “Märtyrer” um den Kopf wickeln, um auf “Pressekonferenzen” stolz zu verkünden, was sie vollbracht haben. Der “beste[n] Rakete, die bisher aus dem Gazastreifen” kam, folgten in der Nacht mindestens ein halbes Dutzend weitere. Das “lächelnde Konterfei” gehört in die Reihe “Märtyrerposter”.
tw24

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